Projekt
Das Lehmgebäude Alnatura Arbeitswelt wurde auf dem Grundstück der ehemaligen Kelley-Barracks gebaut und ist das Zentrum des komplett neu und nach einem ganzheitlichen Ansatz gestalteten Alnatura Campus Darmstadt.
Das unkonventionelle Bürohaus bietet auf drei Etagen mit einer Fläche von ca. 10.000 m2 Platz für bis zu 500 Mitarbeitende. Weltweit zum ersten Mal wurde dafür eine innovative Stampflehmwand mit einer geothermischen Wandheizung belegt.
- Baustoffe
- Neubau
- Nichtwohngebäude
- Zirkuläres Bauen
Bautafel:
BAUVOLUMEN
13.500 m²
BAUZEIT
2015-2019
BAUKOSTEN
24.3 Mio EURO netto (300er + 400er Kosten)
ENERGETISCHER ZUSTAND
im Betrieb klimaneutral
VERWENDETES MATERIAL
Stampflehmwand: 17 cm starke Kerndämmung aus recyceltem Schaumglasschotter
Material aus dem Tunnelaushub des Bahnprojekts Stuttgart 21
Erosionsbremsen aus Ton und Trasskalk
Herausforderungen
Eine große Herausforderung war es, Lehm in dieser Größenordnung, dreigeschossig mit einer geothermischen Wandheizung versehen, im Rahmen der gängigen deutschen Baunormierungen zu verwenden. Diese Bauweise erforderte viele umfangreiche Einzelzulassungen.
Um die Wiederverwertbarkeit bzw. Reversibilität zu garantieren, wurden alle technischen Komponenten leicht installierbar und erreichbar gehalten. Das heißt, dass aufwendige Installationen zwecks besserer Rückbaubarkeit zentralisiert sind.
Um die Brandschutzverordnung zu erfüllen, wurden eine Kombination aus natürlichen Rauchabzugslösungen, Sprinkleranlagen und maschineller Entrauchung geplant.
Ziele & Erfolge
Mit der Alnatura Arbeitswelt ist es gelungen, einfach, nachhaltig und ressourcenneutral zu bauen. Beispielsweise benötigt Lehm 200 Mal weniger Herstellungsenergie als ein Zementputz und die graue Energie ist sogar im Vergleich zu Tonziegeln und Holz geringer. Bereits bei der Gebäudeplanung wurde nicht nur der Energieverbrauch im Gebäudebetrieb berücksichtigt, sondern auch die graue Energie der eingesetzten Maßnahmen und der Baumaterialien sowie ihr Rückbaupotenzial und ihre Lebenszykluskosten. Leitgedanke war dabei die Reversibilität und Wiederverwertbarkeit aller eingesetzten Baustoffe oder auch, wie sich durch Reduktion des Bauvolumen graue Energie einsparen lässt und auf was verzichtet werden kann (z.B. auf abgehängte Decken und Trennwände). Das verbessert die Ökobilanz des Gebäudes und vermeidet umweltschädlichen Anteilen in Baustoffen.
Das Haus wurde Sieger des Lehmbaupreises 2019, ist mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur ausgezeichnet und hat die DGNB Zertifizierung Platin. Der Mix aus regenerativen Energien (Photovoltaik, Geothermie, Regenwasser-Zisterne) und baulichen Maßnahmen, die an die Umgebung angepasst sind, führt zu einem Energiebedarf, der um rund ein Drittel unterhalb der Anforderung der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV) liegt. Damit gilt die Alnatura Arbeitswelt als ein besonders energieeffizientes Gebäude und ist im Betrieb klimaneutral.
Stampflehmwand
Weltweit zum ersten Mal wurde eine Stampflehmwand mit einer geothermischen Wandheizung belegt. Die Wand hat eine Dicke von 69cm und erreicht einen U-Wert von 0,35W/(m2·K). Der gestampfte Lehm ist sehr massiv mit einer vergleichbaren Dichte wie Beton. Er eignet sich deshalb hervorragend als Speichermasse und reguliert die Raumluftfeuchte auf natürliche Art.
Im Innern verbessert seine hygrisch und thermisch aktive Oberfläche nicht nur das Raumklima, sondern auch die Bindung von Gerüchen und Schadstoffen. Die Porosität und Struktur der Wand wirken sich positiv auf die Akustik der Büroflächen aus.