Projekt
Mit dem Eisbärhaus wurde ein Gebäude errichtet, das neue Maßstäbe im Bereich des nachhaltigen Bauens setzt. Das Wohn- und Geschäftshaus am Rand der Kirchheimer Altstadt wurde 2008 bezogen (Bauteil A+B) und im Jahr 2020 durch den Bauteil C erweitert. Es steht in sämtlicher Hinsicht für ein energetisches sinnvolles, ökologisches und nachhaltiges Bauwerk.
- Baustoffe
- Neubau
- Nichtwohngebäude
- Wärmepumpe
- Wohngebäude
Bautafel:
BAUVOLUMEN
Bauteil A+B:
Bruttogrundfläche: 3.478 m²
Bauteil C:
Bruttogrundfläche: 1.552 m²
BAUZEIT
Bauteil A+B: 10/2007-04/2009
Bauteil C: 03/2019-03/2020
BAUKOSTEN
Bauteil A+B: (KG 200-700 brutto): 4,1 Millionen Euro
Bauteil C: Kosten (KG 200-700 brutto): 4,1 Mio. Euro
ENERGETISCHER ZUSTAND
Passivhaus
VERWENDETES MATERIAL
Außenwände aus Holzelementen mit Zellulosedämmung und unbehandelter, sägerauen Holzverkleidung
Blindboden, Unterkonstruktion für die Wand und der sichtbar genagelte Wandbelag aus Fichtenholz, (Bauteil C)
Unterkonstruktion teilweise aus minderwertigem „Käferholz“
VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK
Versorgung der Innenräume mit Frischluft durch Nutzung einer mechanischen Be- und Entlüftung, Messung der Luftqualität durch CO₂-Regler und abhängig davon entsprechende Zufuhr an Frischluft (Bauteil C)
bedarfsdeckende Photovoltaikanlage auf dem Dach
bedarfsdeckende Regenwasser-Zisterne für sanitäre Anlagen und Garten
Kühlung während des Sommers über Geothermie, Wärmeversorgung der Räume über Geothermie und eine Sole-Wasser-Wärmepumpe (Bauteile A+B)
Herausforderungen
Da es in der Region 2007 kein Fachwissen über die Holz-Beton-Hybridbauweise gab, wurden für die Herstellung der Bauteile A+B entsprechend sachkundige Fachplaner und Handwerksbetriebe aus dem Voralberg beauftragt. Zudem sind die geltenden Normen- und Richtlinien, etwa beim Brandschutz, noch nicht stark genug auf das Bauen mit Holz ausgerichtet.
Ziele & Erfolge
In allen Bauteilen wurde ein ganzheitliches Gebäudekonzept umgesetzt. Der Strombedarf wird über Photovoltaik gedeckt, der Wasserbedarf über Regenwasser-Zisternen und der Wärmebedarf über ein ganzheitliches System: Geothermie und Wärmepumpe sorgen für Beheizung und Kühlung im Sommer von Bauteil A+B. Die Wärmeversorgung von Bauteil C wird komplett über das Eisbärhaus gesichert (Nahwärmenetz), da dort aufgrund der inneren Wärmelasten in der Regel ein Energieüberschuss besteht.
Alle Baustoffe wurden auf Basis des Vorarlberger Ökoleitfadens ausgewählt. Kriterien waren, die Graue Energie (Energie zur Herstellung), eine geringe Belastung für Mensch und Umwelt bei Herstellung, Verarbeitung und Einbau, der Vorrang von regionalen Produkten sowie Materialien mit Nachhaltigkeitslabels sowie Nachwachsende Rohstoffe (Holz). Neu ist beim Bauteil C die Nutzung von ressourcenschonendem Beton (RC-Beton). Bedingt durch die elementierten Außenwände und das Stahlbeton-Skelett kann die Fassade ohne Eingriffe in das Tragwerk rückgebaut und recycelt werden.
Auszeichnungen
Das Eisbärhaus hat als eines der ersten Gebäude bundesweit die Auszeichnung „Klimapositiv“ erhalten, die CO2-Neutralität im Betrieb bestätigt. Beim neueren Bauteil C decken nach drei Jahren die CO2-Einsparungen aus dem Betrieb den laufenden Betrieb und zusätzlich den gesamten Herstellungsaufwand des Gebäudes. Er ist nach der Definition der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) bereits klimapositiv.
Die DGNB hat das Eisbärhaus mit zwei Zertifikaten in Platin ausgezeichnet, eines davon als Bestandsgebäude (2019). Zusätzlich bekam es mit einem Gesamterfüllungsgrad von 95,6 Prozent die höchste Bewertung aller bisherigen DGNB-Zertifizierungsverfahren.
Das Bauteil C erreichte einen Gesamterfüllungsgrad von 94,2 Prozent und bekam auf der World Green Building Week 2020 ein Platin-Zertifikat