Projekt
Der Bauverein Halle & Leuna eG hat das Wohnquartier Lutherviertel mit einem ganzheitlichen Konzept zum nachhaltigen Energie- und KlimaQuartier umgestaltet und damit eine zukunftsweisende Lösung für die bürgernahe Bestandssanierung geschaffen.
Zu den wichtigsten Leitprojekten zählen dabei die Wärme- und Energieversorgung mit einem Blockheizkraftwerk, mit dem das Nahwärmenetz betrieben wird. Ebenso wie die neuen E-Mobilitätsangebote mit Carsharing und E-Bikes mit entsprechender Ladeinfrastruktur im Viertel. Die klimagerechte und soziale Umgestaltung des Wohnumfeldes durch Vegetationsstrukturen, Regenwassermanagement und natürliche Kühlung durch Verschattung und Verdunstung zahlen auch auf das Konzept ein. Die Einbindung und aktive Beteiligung der Bewohner hat maßgeblich zur Akzeptanz, Identifikation und zum Erfolg aller Maßnahmen beigetragen. Sämtliche Projekte konnten ohne Mieterhöhungen realisiert werden.
- Energieeffizienz
- Quartier
- Sanierung
Bautafel:
URBANES QUARTIER
1.143 Wohn- und 18 Gewerbeeinheiten
2.500 Mieterinnen und Mieter
Baujahr: 1928 bis 1936
PLANUNGS UND BAUZEIT
2017 bis 2022
BAUKOSTEN
5 Mio. Euro
ENERGETISCHER ZUSTAND
Ausgangssituation: Veraltete, überdimensionierte Gaskessel
Nach der Sanierung: BHKW 500 KW Wärme / 385 KW Strom
900 t CO2-Reduktion
VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK
Blockheizkraftwerk
Nahwärmenetz
Zuschaltung für Spitzenlasten möglich
Photovoltaik in Vorbereitung (Power-to-Heat)
Herausforderungen
Das historische Lutherviertel wurde zwischen 1928 und 1936 erbaut. Es gibt 1.143 Wohn- und 18 Gewerbeeinheiten. Rund 2.500 Menschen leben im Lutherviertel. Bereits in der Vergangenheit wurden einzelne Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Dazu zählten über die gesamte Historie gesehen beispielsweise die Umstellung von Kohleöfen auf Gaskesselanlagen, Gebäudedämmungen mit Wärmedämmsystem, der Einbau neuer Fenster sowie Balkonanbauten – alles unter Denkmalschutzauflagen. Das Problem: Die Gasanlagen aus den 1990er Jahren waren überdimensioniert, unwirtschaftlich und hatten einen entsprechend hohen CO2-Ausstoß. Ein Anschluss an Fernwärme war nicht verfügbar.
Wie also lassen sich zukunftssichere Klimaschutzziele erzielen? Wie kann man gleichzeitig Kostenstabilität und Energieeinsparungen für die Bewohner realisieren? Was kann man darüber hinaus leisten, um die Lebensqualität und Nachhaltigkeit im Lutherviertel zu steigern? Mit diesen Fragestellungen Herausforderungen startete der Bauverein Halle & Leuna eG die Projekte im Lutherviertel, die Pilotcharakter haben und somit Vorbild für eine ähnliche Quartierentwicklung darstellen.
Ziele & Erfolge
EnergieQuartier Lutherviertel
Mit der Installation des neuen gasbetriebenen Blockheizkraftwerkes mit 42.000 Liter Pufferspeicher (BHKW) steht den Anwohnern eine thermische Leistung von 500 Kilowatt und eine elektrische Leistung von 385 Kilowatt (Kraft-Wärme-Kopplung) zur Verfügung. Das dazugehörige Nahwärmenetz zeichnet sich durch geringste thermische Verluste aus. Darüber hinaus ist der Einsatz von Photovoltaik geplant, um mit einem Power-to-Heat-Modul ebenfalls Wärme zu erzeugen. Der CO2-Ausstoß konnte signifikant minimiert werden. Pro Jahr lassen sich etwa 900 Tonnen des schädlichen Klimagases einsparen, was eine Verringerung von 69 Prozent gegenüber dem vorherigen Zustand bedeutet. Falls Spitzenlasten im Betrieb des BHKW auftreten, erfolgt eine Fernwärmebereitstellung über Kraft-Wärme-Kopplung von einem nahegelegenen Kraftwerk.
KlimaQuartier Lutherviertel
Mit der Umgestaltung der Innenhöfe wurde neben Spiel- und Begegnungsmöglichkeiten sowie der barrierefreien Nutzung insbesondere eine Klimaanpassung im Hinblick auf Steigerung der Resilienz gegenüber Hitze und Starkregenereignisse erzielt. Dazu zählen unter anderem:
- Verschattung und Kühlung durch grünordnerische Gestaltung beziehungsweise neue Vegetationsstrukturen (u.a. größere Pflanzfläche direkt vor dem Gebäude, Fassadenbegrünung, Ergänzung Baumbestand durch weitere Gehölzbepflanzung
- Erhöhung der Biodiversität, Verdunstung sowie Insektenschutz durch Anlegen von Wildblumenwiesen
- Regenwassermanagement (u.a. Einsatz von Rigolen, Zisternen und Sickerfugenpflaster)
Nachhaltige E-Mobilität im Lutherviertel
Ein großer Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner des Lutherviertels besitzt einen eigenen benzin- oder diesel- betriebenen Pkw. Jedoch sind kaum Parkmöglichkeiten für die Vielzahl von Pkw vorhanden, sodass das Quartier stark durch den ruhenden Verkehr überprägt wird. Die Lösung bietet die E-Mobilität. Der Bauverein Halle & Leuna eG hat mit Partner eine Carsharing-Flotte sowie Ladepunkte realisiert. Darüber hinaus steht den Mieterinnen und Mietern ein kostenloser Verleih von Elektrofahrrädern zur Verfügung.
Lessons learned
Der ganzheitliche Ansatz – also die Verknüpfung vom Ausbau erneuerbarer Energien und die Modernisierung der Energietechnik mit demografischen, ökonomischen, städtebaulichen und wohnungswirtschaftlichen Fragestellungen – fördert die Quartierentwicklung: Verbesserung der individuellen und gemeinschaftlichen Nutzbarkeit des Außenraums für die Bewohnerschaft, wohnklimagerechte Grünflächengestaltung, Reduzierung von Barrieren, Ermöglichen bzw. Erleichtern umweltfreundlichen Mobilitätsverhaltens (Elektromobilität), Verringerung der CO2-Emissionen und Verbesserung der Luftqualität sowie die Vereinbarkeit aller Maßnahmen mit dem Denkmalschutz.
Doch damit ist das Projekt Lutherviertel noch lange nicht abgeschlossen. Die Optimierungen und Erneuerungen sind ein fortlaufender Prozess, der immer unter der aktiven Mitwirkung und den Ideen der Mieterinnen und Mieter fortgeführt wird.