Projekt
Mit 13.000 Wohnungen ist die VBW Bauen und Wohnen GmbH der größte Wohnungsanbieter in Bochum. Seit 2018 beschäftigt sich das kommunale Wohnungsunternehmen intensiv mit der CO2-Reduzierung ihres Bestandes. Wie im gesamten Ruhrgebiet stammt ein Großteil der Bestandsgebäude aus den 50er, 60er und 70er Jahren und eignet sich aufgrund der einfachen Kubatur besonders für eine serielle Sanierung. Im Juli 2021 startete die VBW in der Mörikestraße 8-14 die serielle Sanierung von 32 Wohnungen nach dem Energiesprong-Prinzip.
Der Bochumer Pilot in der Mörikestraße ist in vier Aspekten ein Frontrunner:
- Es ist das erste Projekt im Ruhrgebiet.
- Es ist das erste Projekt, bei dem die serielle Sanierung in bewohntem Zustand durchgeführt wurde.
- Es ist das erste Projekt, bei dem ein dezentrales Energiemodul in den Wohnungen verbaut wurde.
- Es ist das bislang größte Energiesprong-Projekt.
- Energieeffizienz
- Sanierung
- Serielles Sanieren
- Wärmepumpe
- Wohngebäude
Bautafel:
BAUVOLUMEN
2.368 m²
BAUZEIT
Juli 2021-April 2022
BAUKOSTEN
4,5 Mio. Euro
ENERGETISCHER ZUSTAND (VORHER/NACHHER)
Energieeffizienzklasse D / NetZero-Standard
VERWENDETES MATERIAL
Neue Fassadenkonstruktion in Holztafelbauweise mit 105 großformatigen vorgefertigten Elementen nach KfW-Effizienzhaus-55-Standard
Gedämmtes Flachdach, das vollflächig mit Photovoltaik-Modulen versehen ist
16 Zentimeter dicke Kellerdeckendämmung mit Steinwolle
Aluminium-Türen mit Wärmeschutzglas im Treppenhaus
Anbau neuer 8,40 m² großer Aluminium-Vorstellbalkone
VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK
Erneuerung der Heizungsanlage mit Warmwasserversorgung und kontrollierter Wohnraumlüftung
Luft-Luft-Wärmepumpe
Herausforderungen
Die Sanierung fand in bewohntem Zustand statt und sollte die Bewohnerinnen und Bewohner so wenig wie möglich beeinträchtigen. Darüber hinaus sollten die Mieten nach der Sanierung auch für Menschen mit kleineren Einkommen noch bezahlbar sein.
Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, ist das Energiesprong-Prinzip in besonderem Maße geeignet. Dieses Konzept ermöglicht eine klima- als auch sozialverträgliche serielle Sanierung, wie die Erfahrungen aus einem Energiesprong-Reallabor bestätigen.
Ziele & Erfolge
Mit dem Pilotprojet verfolgte die VBW vier Ziele:
- Eine Verkürzung der Sanierungszeiten durch seriell vorgefertigte Bauteile.
- Die Erreichung eines CO2-neutralen Gebäudebestandes mit geringen Energiekosten.
- Eine möglichst nachhaltige Sanierung durch die Verwendung nachwachsende Materialien, wie zum Beispiel Holz.
- Zukunftssicherheit für die Mieter durch eine langfristige Performance.
Das Projekt hat gezeigt, dass sich mit einer Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip innovative Lösungen, Nachhaltigkeit und bezahlbarer Wohnraum in Einklang bringen lassen. Nach der energetischen Sanierung haben sich die CO2-Emissionen des Wohnkomplexes in der Bochumer Mörikestraße pro Jahr um 92 Tonnen reduziert. Die Gebäude haben zudem den klimaneutralen NetZero Standard erreicht. Sie erzeugen über das Jahr betrachtet so viel Energie, wie die 32 Mietparteien für Heizung, Strom und Warmwasser benötigen.
Lessons learned
Der Baustoff Holz ist bei den Mieterinnen und Mietern auf große Zustimmung gestoßen. Die Montage der Fassadenteile vor Ort funktionierte schnell und könnte durch eine weitere Reduzierung manuell erfolgender Arbeitsschritte sogar noch schneller realisiert werden.
Es wurde deutlich, dass die Mieterkommunikation bezüglich der zu erwartenden Einschränkungen und der Dauer der Maßnahme ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz der Bewohnerinnen und Bewohner ist. Zudem hat sich gezeigt, dass die Installation der dezentralen Energiemodule mit umfangreichen Eingriffen in die bewohnten Wohnungen verbunden ist. Bei den nächsten seriellen Sanierungen werden deshalb Lösungen präferiert, die eine mieterfreundliche Sanierung mit minimalinvasiven Eingriffen ermöglichen.