Projekt
Die zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 47 Wohneinheiten in der Zeppelinstraße in Mönchengladbach haben eine interessante Geschichte. Gebaut als klassische Nachkriegs-Wohngebäude diente in den späten 50er Jahren alles als Material, was verfügbar war. So wurde beispielsweise Zeitungspapier aus den 50ern als Dämmstoff gefunden. Wie viele Nachkriegsbauten wiesen die 1957 und 1959 errichteten Gebäude einen maximalen Energieverbrauch und mit Gasetagenheizungen auch einen hohen CO2-Ausstoß auf. Mit einem Primärenergieverbrauch in der schlechtesten Energieeffizienzklasse H war hier folglich der Sanierungsdruck hoch.
- 65% Erneuerbare Energien
- Sanierung
- Serielles Sanieren
- Wärmepumpe
- Wohngebäude
Bautafel:
BAUVOLUMEN
Ca. 2.600 m² Gesamtwohnfläche
BAUZEIT
Ende 07/2022-12/2022
BAUKOSTEN
4,6 Mio. Euro
ENERGETISCHER ZUSTAND
Vorher: Energieeffizienzklasse H
Jetzt: Energieeffizienzklasse A (Neubaustandard)
VERWENDETES MATERIAL
Fassadenelemente in Holzrahmenbauweise mit Holzfassade
Vollelektrische Wärme- und Warmwasserversorgung mittels kaskadierter Luft-Wasser-Wärmepumpen (3 je Objekt) im Dachstuhl
Fensterintegrierte Wohnraumbelüftung mit Wärmerückgewinnung in jedem Raum
Herausforderungen
Die große Herausforderung lag in der Organisation der Prozessabläufe bei der Gebäudegröße, da die gesamte Sanierung im bewohnten Zustand stattgefunden hat. Es gab zu Beginn der Sanierung nur eine von 47 Wohnungen im Leerstand. Die Belastung für die Mietenden sollte so minimal wie möglich gestaltet werden. Zusätzlich gab es Unterschiede in Fenster- und Deckenhöhe von bis zu 13 Zentimetern sowie Neigungen in den Außenwänden von bis zu 3°. Diese mussten in der Planung und Umsetzung ausgeglichen werden, damit das Wohngebäude einen einheitlichen Standard erhalten. Darüber hinaus existiert ein Gebäudeversatz und eine Gebäudeteilung durch ein Fremdobjekt in der Mitte des Gebäudes. Außerdem war eine Durchfahrt zum Hinterhof vorhanden, die die Ausführungen in Bezug auf die notwendigen Anforderungen an KfW 55 bzw. Brandschutz komplexer gemacht haben.
Ziele & Erfolge
Im Hinblick auf die Größe des Objekts wurde es in außergewöhnlich kurzer Zeit umgesetzt. Die Sanierung erfolgte nach dem Energiesprong-Prinzip, das heißt mithilfe eines innovativen Bauprozesses und unter Einsatz von vorgefertigten Elementen, die es erlauben, wirtschaftlich und innerhalb kurzer Zeit ein Gebäude auf einen NetZero-Standard zu bringen. Diese Art der seriellen Sanierung gilt als Change Maker auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand, wie auch die Erfahrungen aus einem Energiesprong-Reallabor zeigen.
Der Primärenergieverbrauch des gesamten Gebäudes und seiner 47 Wohneinheiten wurde folglich um etwa 90 Prozent gesenkt. Die restliche Energie wird aus erneuerbaren Energiebestandteilen gewonnen, so dass das Gebäude im Zuge der Maßnahme vollständig dekarbonisiert wurde.
Idee
Im Vordergrund zur kompletten Sanierung stand die Wahl eines ganzheitlichen Lösungsansatzes für die gesamte Bauplanung und -ausführung für einen möglichst schnellen Ablaufprozess. Durchdigitalisierte Prozesse sollten dabei unterstützen, die Wertschöpfungskette möglichst effizient zu gestalten. Ein weiterer Fokus lag in der die Kommunikation mit dem Mieter, um die Belastungen möglichst gering zu halten.