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Von der Gas-Etagenheizung zur Wärmepumpe

In einem Pilotprojekt wurde in Mehrfamilienhäusern der Einsatz von Luft-Luft- Wärmepumpen in Form von Multi-Splitgeräten getestet.

Projekt

Die LEG Immobilien SE aus Düsseldorf ist mit 167.000 Mietwohnungen im Segment „bezahlbares Wohnen“ und rund 500.000 Bewohnern ein großes börsennotiertes Wohnungsunternehmen. In den Wohnungsbeständen besteht ein signifikanter Anteil von dezentralen Wärmeerzeugern – im Kerngebiet Nordrhein-Westfalen werden ca. 15 Prozent der Wohnungen dezentral beheizt. Um für diese Wohnungen Lösungen zur Dekarbonisierung zu erarbeiten bei möglichst geringer finanzieller Belastung für die Mietenden, hat die LEG den Einsatz von Luft-Luft- Wärmepumpen in Form von Multi-Splitgeräten getestet. Motivation für den Einsatz dieser, bei Einsatz von Grünstrom CO2-freien Technik ist, dass keine Zentralisierung der Wärmeversorgung mit kostenaufwendiger Strangverlegung erfolgen muss und eine schnelle Umrüstung im bewohnten Bestand, gerade im Havarie-Fall, umgesetzt werden kann.

  • 65% Erneuerbare Energien
  • Sanierung
  • Wärmepumpe
  • Wohngebäude
Stand: März 2024

Bautafel:

GRÖSSE
Neun Gebäude mit Wohnungen von 39 m² bis 80 m² Wohnfläche

ENERGETISCHER ZUSTAND
unterschiedlich, verschiedene Baualtersklassen, unterschiedliche Sanierungsstände

AUSGANGSZUSTAND
dezentrale Wärmeversorgung
häufig Gas-Kombithermen, aber auch Einzelöfen

MAßNAHMEN
2022/2023 Rückbau der vorhandenen Heizung
Installation der Splitgeräte
in der Regel eine Außeneinheit mit drei bis vier Inneneinheiten

Anlagenbeschreibung

Im Projekt wurden Luft-Luft- Wärmepumpen in Form von Multi-Splitgeräten verwendet. Diese haben eine elektrische Anschlussleistung von 1,8 - 2,8 kWelektr und eine Heizleistung von 6,4 - 10,5 kWtherm. Die Anlagen werden monovalent betrieben; Außenluft dient als Wärmequelle.

Die Trinkwarmwassererzeugung erfolgt dezentral über Elektro-Boiler bzw. elektrische Durchlauferhitzer. Für die Bäder existieren Sonderlösungen, z.B. Infrarot-Strahler.

Ziele & Erfolge

Umrüstung mit Außen- und Innen-Einheiten: Eine Ausstattung der Wohnungen mit Innen-Einheiten, die über den Kältekreislauf mit dem Außengerät verbunden sind, ist im bewohnten Zustand in ein bis zwei Tagen möglich. Die Installation erfolgt üblicherweise über der Tür. Für drei bis vier Inneneinheiten erfolgt eine Installation eines Außengerätes an der Außenfassade zur Erschließung der Außenluft als Wärmquelle über Ventilatoren.

Sonderlösung für Bäder nötig: Die Inneneinheiten der Splitgeräte sind aufgrund der Feuchte nicht für Sanitärräume geeignet. Daher sind Sonderlösungen für Bäder nötig (z.B. Infrarot-Strahler).

Speicherlösung für Trinkwarmwassererwärmung: Die Trinkwassererwärmung erfordert andere Lösungen. Für Trinkwarmwasser-Wärmepumpen ist kein Platz vorhanden. Präferiert wurden elektrische Durchlauferhitzer. Die elektrischen Anschlüsse in den Wohnungen sind aber in der Regel nicht für die nötige Leistung (21 kW) ausgelegt, so dass Speicherlösungen eingesetzt wurden (80-Liter-Elektro-Boiler mit 2 bis 6 kW).

Kondensatablauf für Kühlmöglichkeit im Sommer: Sollen die Geräte im Sommer auch zum Kühlen verwendet werden, muss der Ablauf von Kondensat sichergestellt werden (z.B. über Kondensatpumpen). Da der Strom für Kühlung nicht als Betriebskosten vom Vermietenden abgerechnet werden kann, ist die Kühlmöglichkeit vorerst nur dann freigeschaltet, wenn der Stromanschluss über die Mietenden erfolgt.

Effizienz der Anlagen: Die Beheizung des Raumes erfolgt direkt über Luftzirkulation statt über den Wasserkreislauf in den Radiatoren. Das erfordert geringere Vorlauftemperaturen, die eine höhere Effizienz ermöglichen. Jahresarbeitszahlen von über 3,5 werden erwartet. Die Planungen sehen eine warmmietenneutrale Umstellung für die Mietenden vor. Eine Fernwartung und Effizienzüberwachung werden angestrebt.

Technische Einweisung der Mietenden: Der Umgang mit der neuen Technik und den Steuerungsmöglichkeiten (Fernbedienung, App usw.) im Innenraum wurde den Mietenden erläutert. 

Lessons learned

Die größte Herausforderung für die Umsetzung war die Verfügbarkeit von Handwerkerinnen und Handwerkern, daher wurde ein eigenes Team mit den nötigen Qualifikationen (Kälteschein) aufgebaut. 2023 wurde mit einem regionalen Fachbetrieb ein Joint Venture für den Roll-out gegründet. Der Installations- und Wartungsprozess soll standardisiert werden, um die Lösung perspektivisch über ein Contracting anbieten zu können.

Die Mietenden waren überwiegend sehr zufrieden. Die Heizung über die Luft anstatt über Heizkörper wird als leise, schnell und angenehm empfunden. Die Außeneinheiten werden häufiger wahrgenommen, hier sollen weitere Optimierungsmaßnahmen den Schallschutz verbessern. Weiterhin werden Maßnahmen umgesetzt, um die Optik und Integration in den Bestand zu verbessern und um Vandalismus zu verhindern.

Erste Pilotinstallationen liefen erfolgreich und konnten für 10.000 bis 12.000 Euro pro Wohnung (inkl. elektr. Hausanschlussinstallation und TWW-Lösung) umgesetzt werden, so dass die LEG die Umsetzung weiter standardisieren und in größerem Umfang ausrollen möchte. Ab 2027 sollen jährlich mehrere Tausend Wohneinheiten mit Luft-Luft-Wärmepumpen ausgestattet werden.