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Gemeinschaftshaus in Finowfurt

Das ortsbildprägende Fachwerkhaus von 1890 im Dorfkern von Finowfurt in Brandenburg wurde mit natürlichen Baustoffen saniert und zum barrierefreien Low-Tech-Dorfgemeinschaftshaus umgebaut.

Projekt

Das ortsbildprägende Fachwerkgebäude aus den 1890er-Jahren im Dorfkern von Finowfurt/Brandenburg wurde von der Spreeplan Projekt UG in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Schorfheide ökologisch saniert und durch einen Anbau mit Aufzug um einen barrierefreien Zugang erweitert. Bei der Sanierung wurde erhalten und aufgearbeitet, was über eine lange Lebensdauer und hohe Qualität verfügt. Bauteile in schlechtem Zustand wurden möglichst originalgetreu und mit traditionellen Techniken ersetzt.

Die Sanierung erfolgte mit zirkulären Naturbaustoffe, wodurch ein langlebiges, ganzheitliches, gesundheitlich wertvolles und ökologisches Projekt realisiert werden konnte. Die eingesetzten Naturbaustoffe sorgen für ein angenehmes Raumklima und lassen die Räume wieder strahlen. Außerdem bilden eine dezentrale Warmwasserversorgung und die Naturbaustoffe, wie sie etwa in der Lehmklimadecke zum Einsatz kamen, die Grundlage für das Low-Tech Konzept.

Heute befinden sich in dem Dorfgemeinschaftshaus ein großzügiger Mehrzweckraum für Trauungen, Veranstaltungen und Ausstellungen, eine Bibliothek sowie Büros des Ortschronisten, des Ortsvorstehers und eines Vereins.

  • Baustoffe
  • Nichtwohngebäude
  • Sanierung

Bautafel:

BAUVOLUMEN
400 m² BGF1.620 m³ BRI

BAUZEIT
02/2017 – 03/2024

BAUKOSTEN
2,85 Mio. Euro

VERWENDETES MATERIAL
Außenwand: hist. Holz-Fachwerk mit Ausfachung aus Mauerziegeln, teilweise ersetzt; Putzträger aus Schilfrohr auf Innenseite des Fachwerks, Lehmputz

Dach: Brettsperrholzdach, Dachschalung aus ESB-Platten auf Holzlattungen, Dachhaut aus Bitumenschindeldeckung (Denkmalschutzvorgabe) mit Wabenschindeln in Schieferoptik, tragende Konstruktion: Stahlrahmenkonstruktion

Dämmung Wände: mineralische Innendämmung aus kapillaraktivem, expandiertem, natürlichem Perlitgestein

Dämmung Dach: Holzfaserdämmplatten auf Brettsperrholzdecke

Innenwand, EG: Fachwerk mit Mauerziegeln, teilweise unverputzt

Innenwand OG: Raum-in-Raum-Box: tragendes Holzständerwerk mit Holzweichfaser gefüllt, Trockenbau fast vollständig in Strohbauplatten (Istraw)

Boden: Schaumglasschotter als dämmende und kapillarbrechende Schicht, zweite ausgleichende Dämmlage aus Blähglasgranulat, ESB-Platten und Dielen bzw. Fliesen auf Fermacell-Trockenestrich (WCs)

Decke: Holzbalkendecke im Bestand inkl. Lehmschüttung erhalten, Ausgleich mit Anlaschungen, ESB Platten, Dielen bzw. Fliesen auf Fermacell-Trockenestrich (Wcs)

VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK
Deckenflächenheizungen: wassergeführtes System aus Hochleistungs-Lehm-Modulen, im EG mittels Unterkonstruktion aus ESB-Platten an die Decke verschraubt und mit Heizschlangen bekleidet (dienen auch für Kühlung), im DG wurden Module direkt in die Brettsperrholzdecke verschraubt und mit dünne Schicht Lehmputz und Sumpfkalkfarbe versehen

Dezentrale Warmwasserversorgung mit Durchlauferhitzern

Herausforderungen

Der erhöhte Sanierungsbedarf durch einen Hausschwammbefall sowie die Corona-Krise mit Personalausfällen und Lieferengpässen beim Baumaterial verzögerten die geplante Bauzeit erheblich. Weiterhin wurde aufgrund geänderter Anforderungen der Gemeinde, eine vollständige Umplanung des bereits vergeben Obergeschosses während des Baus erforderlich. So konnte erst im Frühjahr 2022 mit den Stahlbauarbeiten begonnen werden.

Ziele & Erfolge

Das Dorfgemeinschaftshaus ist ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur im ländlichen Raum. Es ist soziales und kulturelles Zentrum für die örtliche Bevölkerung und dient darüber hinaus der Förderung des Vereinslebens. Unter dieser Prämisse stand primär der Aspekt der barrierefreien und nachhaltigen Umgestaltung durch Verwendung natürlicher und ressourcenschonender Baustoffe bei geringstmöglichem Wartungsaufwand (Low-Tech) an zentraler Stelle. Im Allgemeinen sollten die Räumlichkeiten, vor allem im Dachraum, besser genutzt werden können, was mit einer Erweiterung der Belichtungsflächen und einer Erhöhung des Drempels einhergehen sollte. Funktionalität gepaart mit einer möglichst umweltschonenden, langlebigen Bauweise lag im Fokus aller Betrachtungen. Obwohl so viel wie möglich am Bestand erhalten bleiben sollte, stand das Thema der barrierefreien Erschließung ebenfalls als zentrale Aufgabe im Raum, die durch den Anbau eines neuen Erschließungstraktes mit integriertem Aufzug gelöst werden sollte.

Um das historische Gebäude energieeffizienter nutzen zu können, wurde auf die Innenseite der Außenwände eine mineralische Dämmung aufgebracht. Diese Konstruktionsweise ist hochgradig diffusionsoffen und bietet so gerade im Fachwerkbau eine hochwirksame und bauphysikalisch schadensfreie, ökologische Alternative zu konventionellen Lösungen. Auch die Dämmung mit ökologischer Holzweichfaser im Dachbereich trägt zur energetischen Aufwertung des Gebäudes bei. Die sehr reduzierte Haustechnik mit der wassergeführten Flächenheizung und einer dezentralen Wasserversorgung bringen erhebliche Energieeinsparpotenziale mit. 

Auch naturschutzrechtliche Belange waren zu berücksichtigen, da das Bestandsgebäude unter seinem überstehenden Dach bereits seit Jahrzehnten zahlreiche Vogelarten und Fledermäuse beherbergte. Die Integration von Nistmöglichkeiten für Vögel, Unterschlupf für Fledermäuse sowie Maßnahmen gegen den Vogelanprall wurde dementsprechend im Bauprozess besonders bedacht: Entlang der Traufen des Gebäudes wurden 60 Nistkästen für 120 Brutpaare montiert. Diese wurden bei der Installation bereits mit weichem Nistmaterial befüllt, sodass die neuen Bewohner ihr Haus quasi "schlüsselfertig" beziehen konnten.

Flächenheizung

Lessons learned

Der Erhalt der Bausubstanz war weder die effizientere noch die kostengünstigere Alternative zum Neubau. Letztendlich musste durch den starken Hausschwammbefall ein Großteil der Bausubstanz ausgetauscht werden. Nichtsdestotrotz hielten das Projekt am ursprünglichen Erscheinungsbild und Charme des Bestandsgebäudes fest.

Um einen stützenfreien Dachraum zu realisieren, musste das Dach angehoben werden. Dazu wurde eine Stahlrahmenkonstruktion durch die Decke verlaufend errichtet und eine spezielle Fundamentierung als Gründung im Erdgeschoss erstellt. Ein aufwändiges Wetterschutzdach schützte das Bauwerk während der Arbeiten und ermöglichte den Abriss des darunter befindlichen Bestandsdaches.

Kontakt & Akteure

Ihr persönlicher Kontakt

Dag Schaffarczyk


Spreeplan Projekt UG

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Foto, Nahaufnahme von mehreren Stecknadeln in einer Pinwand, die mit Bindfäden untereinander verbunden sind.
Akteure

GENERALPLANUNG Spreeplan Projekt UG

BAUHERRIN Gemeinde Schorfheide

INNENAUSBAU Construktivbau Pawel Dittrich

ROHBAU Templiner Hausbaus GmbH

TISCHLERARBEITEN Tischlerei Horst Heine

MALER-/LACKIERARBEITEN Drei Schilde Malerfachbetrieb

METALL- UND STAHLBAU Peene Stahl/ Stahl- und Rohrleitungen GmbH