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Neunutzungskonzept: Handelszentrum 16

Neu nutzen, statt neu bauen – das Re-Use-Konzept spart Energie und Ressourcen. So entstand aus alten Lagerhallen ein multifunktionaler Gebäudekomplex als Büro- und Eventlocation.

Projekt

In der Nähe von Salzburg wurde ein Re-Use-Konzept, das auf einer Suffizienzstrategie basiert, eindrucksvoll umgesetzt. Statt einen großen Lagerhallen-Komplex aus den 1970er Jahren abzureißen, wurde der Baubestand erhalten und in moderne, helle Veranstaltungsräume und Loftbüros umgewandelt. Insgesamt 5 Hallen mit 43.000 m² Nutzfläche mussten nicht neu geschaffen werden, sondern konnten sogar noch nachverdichtet werden. Für einen Abriss des 25.500 m³ verbauten Beton und den Transport zur nächsten Recyclinganlage hätten Lkws zusammen rund 80.000 km zurücklegen müssen. Dafür wären 15 Tonnen CO2 verbraucht worden. Vor allem aber wurden durch die Umnutzung große Mengen grauer Energie eingespart, dazu zählen u.a. fossile Brennstoffe und Ressourcen wie Kies, Sand, Ton sowie Erze, aus denen Metalle gewonnen werden.

  • Nichtwohngebäude
  • Sanierung
  • Zirkuläres Bauen
Stand: Oktober 2023

Bautafel:

BAUVOLUMEN
Nutzfläche 61.600 m², umbauter Raum 233.000 m³

BAUZEIT
von 2019 bis 2022 (in Etappen)

VERWENDETES MATERIAL
Fensterrahmen aus Stahl
Außenwände Bestand
Dach saniert
Nachhaltige, langlebige Baustoffe

NACHHALTIGKEITSASPEKTE
Besondere Ausgleichsmaßnahmen (EE, Biotope, CO2-Ausgleich, etc.)
Nachhaltige Energiekonzepte
Biodiversität am Standort
Materialpass, Gebäuderessourcenpass, Dokumentation

Herausforderungen

In ganz Europa liegen große Gewerbe- und Industriegebiete brach. Das Projekt Handelszentrum 16 zeigt, was möglich ist. Einst dicht an dicht und vollflächig verbaut, präsentierte sich der Ort als ein Konglomerat aus Ladehof, Hochregallager, Lagerhalle und unzähligen kleineren Anbauten. Besonders die alten Hochregallager stellen die Planenden vor eine besondere Herausforderung. Nachdem die massiven Stahlregale ausgeräumt waren, blieben enorme, leere Hallen zurück. Die Frage stellte sich: Wie verwandelt man einen Raum, der einst für Paletten und Boxen konzipiert war, in einen Raum, der für Menschen attraktiv und nutzbar ist? Wie kann man Licht in diese oft fensterlosen, massiven Strukturen bringen und einen außergewöhnlichen Raum aus dem Bestand machen? Zugleich galt es, die Erschließung und Zugänglichkeit dieser neuen Nutzungsräume zu gewährleisten. Dazu gehört neben der physischen Zugänglichkeit auch die Schaffung einer Atmosphäre, die Menschen einlädt, den Raum zu betreten und zu nutzen. Die Aufgabe war komplex und erfordert innovative Lösungsansätze, um die Balance zwischen dem Erhalt der industriellen Charakteristik und der Schaffung neuer, nutzerfreundlicher Raumstrukturen zu finden.

Ziele & Erfolge

Die Transformation der alten, industriellen Hallen war für das Team der Architektinnen und Architekten sowie alle ausführenden Unternehmen ein Akt der Wiederbelebung. Ein Ort, an dem in der Vergangenheit mehr als 200 Menschen gearbeitet hatten und der für 20 Jahre in Vergessenheit geraten war, erwachte zu neuem Leben und bietet nun 600 Menschen Raum zur Arbeit. Als die Hallen leer geräumt waren, wurden die Raumhöhen, Materialien und Stützenraster sichtbar. Diese Aspekte boten im Vergleich zu klassischen Bürogebäuden eine Flexibilität für unterschiedlichste Nutzungen und Spielraum für eine besondere Architektur. Doch die Tiefen der Halle in Kombination mit geringen Fassadenflächen stellten eine Herausforderung in der Belichtungssituation dar. Durch minimalinvasive architektonische Eingriffe wurde diesem Problem gelöst.

Großzügige, ins Bestandsdach eingeschnittene Atrien lassen heute Tageslicht einfließen und schaffen in der Mitte der Halle eine Außenatmosphäre. Anstatt klassische Geschosse anzulegen und so das großzügige Raumgefühl zu zerstören, wurden die Räume mit durchgehenden Plattformen strukturiert. Diese Konfiguration erlaubte im Vergleich zu einem klassischen Bürobau nicht nur horizontale, sondern auch vertikale Kommunikation. Zudem profitierten alle Bereiche der Hallen gleichermaßen von den Atrien und den mehrgeschossigen Lufträumen. Die CO2-Ersparnis und Ressourcen-Einsparungen, die sich durch die Umnutzung ergeben, lassen sich nicht genau beziffern, doch sie dürften erheblich sein.

Lessons learned

Die Revitalisierung der Industriebrache ist ein Vorbild für nachhaltige Architektur. So wurden nicht nur große Mengen an CO2-Emissionen eingespart, auch der Einsatz nachhaltiger, langlebiger Baustoffe trägt zu einer gesunden Arbeitsumgebung bei. Adaptive Re-Use im Bausektor hat als klimaschonendes Konzept ein großes Zukunftspotenzial vor sich.

Das Projekt wurde im Jahr 2022 von Ministerin Leonore Gewessler und dem österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation & Technologie mit dem „ERDREICH“-Preis in der Kategorie Flächenrecycling ausgezeichnet.

Kontakt & Akteure

Ihr persönlicher Kontakt

Dipl.-Ing. Dimitar Gamizov


smartvoll Architekten ZT KG

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Foto, Nahaufnahme von mehreren Stecknadeln in einer Pinwand, die mit Bindfäden untereinander verbunden sind.
Akteure

BAUHERR Handelszentrum 16 Projekt GmbH

ARCHITEKTUR smartvoll Architekten ZT KG

GENERALUNTERNEHMEN SPILUTTINI-BAU Gesellschaft m.b.H.

PLANUNG smartvoll + SPILUTTINI-BAU Gesellschaft m.b.H.

STATIK MARIUS PROJECT ZT GMBH