Projekt
Zum 100. Caritas-Geburtstag bekam die katholische Hilfsorganisation ein neues Gebäude in Salzburg-Herrnau. Dank des neuen Verwaltungsbaus mit Büroflächen für rund 100 Mitarbeitende und einem Second-Hand-Shop der Caritas befinden sich nun wesentliche Bereiche der Caritas auf einem Grundstück, die bis dahin über die gesamte Stadt Salzburg verteilt waren. Noch dazu sind sie barrierefrei. Gemeinsam mit dem zweiten Neubau – dem Gebäude der Pfarre Salzburg-Herrnau mit einem Kindergarten und zehn Wohnungen für Bedürftige – bildet der Caritas-Neubau eine Art Pforte zum ehemaligen Klostergarten.
Bei der Planung der beiden Bauten wurde darauf geachtet, dass sie energieeffizient und auf eine Reduzierung des CO2-Fußabdrucks ausgerichtet sind. So wurde der Verwaltungsbau nicht nur im Passivhaus-Standard errichtet, sondern auch so, dass er sich flexibel an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen kann; das Kindergarten- und Wohngebäude hingegen ist ein Holzhybridbau im Niedrigenergie-Standard.
- 65% Erneuerbare Energien
- Energieeffizienz
- Neubau
- Nichtwohngebäude
- Wärmepumpe
Bautafel:
BAUVOLUMEN
NGF: Caritas 2.332 m², Pfarre 1.341 m², Tiefgarage 1.250 m²
BGF: Caritas 2.622 m², Pfarre 1.537 m², Tiefgarage 1.800 m²
BAUZEIT
10/2017 – 05/2019
BAUKOSTEN
ca. 6 Mio. Euro
ENERGETISCHER ZUSTAND
Passivhaus-Standard bzw. Niedrig-Energie-Haus
VERWENDETES MATERIAL
Bauweise der Caritas: 50 cm starke Porotherm-Ziegel (Fa. Wienerberger Porotherm 50 plan dryfix) mit Isolierputzsystem (von Röfix) ca. 5 cm Grundputz (Isolierputz), Gewebe + Spachtelung und ca. 1,5 cm Deckputz mit Besenstrich
Bauweise der Pfarre: Mantelbeton-Ziegel, Mineralwolldämmung und vorgehängte vorvergraute Holzfassade
VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK
Heizung
Pfarre: Fernwärme
Caritas: Wärmepumpe (Grundwasser für Heizung und Kühlung)
Lüftung
Pfarre bei den Wohnungen: eine bedarfsgeregelte Abluftanlage mit Frischluftnachströmung
Caritas: zentral kontrollierte Lüftung, Zuluft über Quellluftbodenauslässe, Abluftabsaugung direkt über Arbeitsbereich
Jalousiesteuerung: bei der Caritas Sonnenstandsnachführung
Ladestationen: 8 Stationen mit 11 kW (4 davon wurden vorerst ausgeführt)
Herausforderungen
In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Neubauten befinden sich dicht gereihte Wohnbauten und Verkehrsflächen sowie ein denkmalgeschütztes und von einer wallartigen Mauer umschlossenes Ensemble aus Pfarrhaus, Kirche mit Pfarrhof und Kloster. Das geforderte Raumprogramm musste somit auf einem mit 11.885 m² vergleichsweise kleinen Baufeld in eine städtebaulich heterogene Umgebung und einen denkmalgeschützten Bestand integriert werden.
Um eine städtebaulich gute Lösung zu finden, haben die Architekten zwei Gebäude geplant: das Verwaltungsgebäude mit fünf und das Kindergarten- und Wohnhaus mit vier Geschossen. Die vorhandene Klostermauer wurde dafür an der Nord-Westseite durchbrochen und um die beiden Baukörper ergänzt.
Ziele & Erfolge
Beide Neubauten können mit Blick auf Energieeffizienz punkten. Gesamtenergieeffizienzfaktor (fGEE), der die Relation zwischen dem aktuellen Endenergiebedarf und dem eines 2007 am gleichen Standort gebauten Gebäudes beschreibt, liegt bei beiden Gebäuden unter 1 (Verwaltungsgebäude: 0,65, Pfarrhaus/Wohnen: 0,70 und Pfarrhauskindergarten: 0,74).
Der klare und nutzungsorientierte Verwaltungsbau im Passivhaus-Standard verringert Wärmeverluste so stark, dass er mit 9,4 kWH/m²a einen geringen Heizwärmebedarf hat, der über eine Wärmepumpe gedeckt wird (Grundwasser wird für Heizung und Kühlung genutzt). Aufgrund der guten wärmedämmenden Eigenschaften fiel die Wahl auf ein einschaliges Ziegelmauerwerk: Für die notwendige Temperaturstabilität sorgen die Außenwände aus 50 cm starken Porotherm-Ziegeln und die dreifach verglasten Fenster mit gedämmten Rahmen. Die Wände erhielten einen Putz mit Isolierputzsystem (ca. 5 cm Isolierputz, Gewebe samt Spachtelung und ca. 1,5 cm Deckputz mit Besenstrich). Eine Jalousiesteuerung mit Sonnenstandsnachführung ermöglicht es zudem, künstliche Beleuchtung zu reduzieren, da ein hoher Anteil Tageslicht genutzt wird, und vermeidet gleichzeitig eine Überhitzung des Gebäudes durch direkte Sonneneinstrahlung.
Bei der Planung des Verwaltungsgebäudes lag ein weiterer Fokus auf einer suffizienten Bauweise. Die Grundrisse und Fassaden sind nicht nur zweckmäßig mit Blick auf die Nutzung als Bürogebäude geplant. Um je nach Bedarf die Räume flexibel einteilen zu können, tragen nur der massive Gebäudekern und die Außenwände die statischen Lasten. Durch den Verzicht auf tragende Innenwände entstand die flexible Grundrissstruktur, die eine langfristige Nutzung ohne aufwendige Umbauten gewährleistet.
Für Kindergarten und Wohnhaus fiel die Wahl auf eine Holzverkleidung. Daher wurde dieser Neubau als Holzhybridbau im Niedrigenergie-Standard konzipiert. Die Tragstruktur aus Stahlbeton und Mauerwerk gewährleistet eine gute Wärmespeicherfähigkeit. Die mit Mineralwolle gedämmte vorgehängte Holzfassade sorgt zusätzlich für eine thermische Isolierung, die den Wärmeverlust minimiert.
Lessons learned
Umgang mit dem Bestand: Die gefundene Lösung geht respektvoll mit der Bestandsbebauung (Kloster mit Klostermauer und Kirche) und dem Pfarrgarten um. Aus städtebaulicher Sicht entstanden durch die Anordnung der beiden kompakten Neubauten zudem attraktive Außenräume: zum einen ist der Pfarrgarten nun für die Allgemeinheit zugänglich mit den beiden Neubauten als „Pforte“, zum anderen entstand ein gemeinsamer Vorplatz für Kindergarten und Caritasgebäude.