Projekt
Das Kreisarchiv Viersen besteht aus einem massiven Magazinkubus, der an einen Wehrturm erinnert. Auf vier Etagen wird das Archivgut sicher und geschützt vor Licht und Klimaschwankungen in neun Magazinen verwahrt. Ein eingeschossiger Gebäudebereich umschließt den markanten Turm. Dieses transparente Erdgeschoss betont die Funktion des Gebäudes als öffentliches Archiv. Hier finden sich sowohl ein Lesesaal mit dem Freihand-Bestand der Bibliothek als auch Büros, eine Restaurierungswerkstatt, ein Akzessionsbereich sowie ein aufteilbarer Raum für Vorträge und Gruppenarbeit. Ein weit überkragendes Dach gewährleistet nicht nur den Sonnenschutz, es dient als Gründach ausgeführt auch als thermischer Puffer.
Das Archivgebäude wurde nach den Prinzipien der zirkulären Wertschöpfung gebaut. So stammt beispielsweise der Klinker des Magazinkubus‘ von einem regionalen Fabrikabbruch und das Umringsgebäude besteht überwiegend aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz (Holzständerwerk und Brettsperrholzdecke). Die Innenwände aus Lehm-Trockenbau weisen eine herausragende Klimabilanz auf. Zur Beheizung und Kühlung werden Wärmepumpen in Kombination mit einem Kraftdach (Photovoltaik mit Solarthermie) und einem Eisspeicher eingesetzt. Das Oberflächenwasser auf dem Grundstück gelangt nicht in die Kanalisation, sondern wird mit einem in die Freiraumgestaltung integrierten Teich reguliert und über Rigolen versickert.
- 65% Erneuerbare Energien
- Baustoffe
- Neubau
- Nichtwohngebäude
- Wärmepumpe
- Zirkuläres Bauen
Bautafel:
BAUVOLUMEN
18.390 m³, BGF: 4.410 m²
PLANUNGSZEIT
2017-2018
BAUZEIT
2018-2021
BAUKOSTEN
9,8 Mio. Euro netto (KG 300 + 400)
ENERGETISCHER ZUSTAND
Effizienzhaus 55
VERWENDETES MATERIAL
Konstruktion: Holz und vorgefertigte Stahlbetonteile
Fassade: Wiederverwendete Ziegel für Kubus, Pfosten-Riegel Fassade für Umringsgebäude
Innenwände: Lehm und Metallständerwände
VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK
Wärmepumpen, Eisspeicher, Solarabsorber und Photovoltaikanlage
Eisspeicher mit V= 200 m³ aus Stahlbeton im Erdreich als geschlossener Baukörper in Kombination mit zwei Wärmepumpen und einem sogenannten Kraftdach. Der Eisspeicher bevorratet für den Winter Wärme und für den Sommer Kälte. Wärmepumpen erzeugen das erforderliche Temperaturniveau.
Das Magazin und die Büros mit Fußbodenheizung können unabhängig voneinander beheizt bzw. gekühlt werden.
Das Gründach auf dem Erdgeschoss stellt eine erforderliche Speichermasse zur Temperaturspitzenregulierung dar.
WELCHE ERNEUERBAREN ENERGIEN WERDEN GENUTZT?
Wärme bzw. Kälte vom Eisspeicher und Solarenergie
Schluck- und Entnahmebrunnen mit Wärmetauscher zur Kühlung
Herausforderungen
Das Ziel Architektur-Wettbewerbs war eine hohe ökonomische, ökologische, soziokulturelle und funktionale sowie technische Qualität des Archivneubaus. Er sollte alle Kriterien der Nachhaltigkeit ausreichend berücksichtigen und den zukunftsorientierten Ansatz des Kreises Viersen verkörpern.
Ziele & Erfolge
Für den Bau wurden nachhaltige Baumaterialien eingesetzt und er wird vollständig mit erneuerbaren Energien versorgt. Die meisten Bauteile sind nach ihrer Lebensdauer wiederverwendbar, ohne die Umwelt zu belasten.
Folgende Aspekte sind maßgeblich für das Gebäudekonzept sowie den Planungs- und Umsetzungsprozess:
- Durchführung einer Lebenszykluskosten-Analyse
- BIM-Planung für bessere Zusammenarbeit und kreislaufwirtschaftliche Nutzbarkeit der Materialien
- Kreislaufwirtschaftliches Bauen durch Verwendung von Recyclingmaterialien und nachwachsenden Rohstoffen
- Wiederverwendung der alten Materialien im Neubau (Feldbrand-Ziegelfassade des Kubus‘)
- Upcycling Abfallprodukte z.B. in Bodenbelägen wie Gussasphalt
- Hohe Flexibilität der Grundrisse durch nicht aussteifende Wände (Einspannung der Holzstützen)
- Steigerung der Biodiversität
- Barrierefreie Zugänge für die Nutzer
Auszeichnungen
Der Kreis Viersen wurde für den Archivneubau als „Klimaaktive Kommune“ mit dem Preis in der Kategorie „Ressourcen- und Energieeffizienz“ ausgezeichnet.