Projekt
Das historische Wohnquartier Margaretenau in Regensburg wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg energetisch modernisiert.
Das Quartier Margaretenau umfasst 361 Wohneinheiten mit zum Teil denkmalwürdiger Bausubstanz und langjähriger Bewohnerschaft, die auf vergleichsweise niedrige Mieten angewiesen ist. Die Quartierserneuerung bezog wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte mit ein und realisierte die energetische Sanierung mit innovativen Technik bei maximal gleichbleibendem Warmmietenniveau.
- Energieeffizienz
- Quartier
- Sanierung
- Wärmepumpe
Bautafel:
BAUVOLUMEN
Gesamtwohnfläche von ca. 24.000 m ²
BAUZEIT
2018-2022, danach Monitoring
BAUKOSTEN
ca. 5,6 Mio. Euro (Förderung berücksichtigt)
ENERGETISCHER ZUSTAND
Ausgangspunkt 2016: 1.410.525kg CO₂/a, 361 WE
Sanierungsziel 2030: auf Basis von Umweltwärme - 481.476 kg CO₂/a, 422 WE - relative Einsparung von 72 Prozent
Sanierungsziel 2030: auf Basis von PtX - 67.449 kg CO₂/a, 422 WE (incl. Neubau) - relative Einsparung von 95 Prozent
VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK
Neuartiges Hybridsystem mit innovativer Wärmepumpenanlage auf VRF Basis unter Einbeziehung von Kraft-Wärme-Kopplung
Entwicklung eines dynamischen & perspektivischen Steuerungs- & Optimierungstools für das Hybridheizsystem
Simulation und Prüfstandsmessungen für solaraktive Wandkonstruktionen
Herausforderungen
Die 84 Gebäude des Quartiers sind in 1919-1935 und 1950-1969 erbaut und befinden sich in Hand der Baugenossenschaft Margaretenau. Die Wohnsituation zeichnet sich durch eine stabile Mieterstruktur, ein sehr günstiges Mietniveau (durchschnittliche Nettokaltmiete von 5,10 Euro) und einen insgesamt hohen Wohnwert aus. Ein Großteil der Mieterschaft ist auf das günstige Mietniveau angewiesen. Im Vergleich ist der Wohnungsmarkt von Regensburg durch hohe Miet- und Verkaufspreise und Mangel an günstigem Wohnraum charakterisiert – bei stetigem Bevölkerungswachstum und hoher wirtschaftlicher Dynamik.
Das Quartier wies vor der Sanierung hohe energetische Defizite auf: nur 16 WE waren zentral beheizt, ca. 100 WE wurden mit Gasetagenheizung und über 200 WE mit Einzelöfen – Gas, Öl oder Holz/Kohle – beheizt.
Im Zuge der Quartierserneuerung wird auf CO2-freie Energieversorgung bis 2030 gesetzt bei weitgehender Mietpreisneutralität (max. 20 Prozent Mietsteigerung nach der Sanierung). Die Mieterschaft soll im sanierten historischen Bestand bleiben können auch durch barrierefreien Neubau für die ältere Genossenschaftsgeneration. Gleichzeitig möchten die Planenden die gestalterische und städtebauliche Qualität erhalten und durch behutsames Dämmen sowie durch die Neuordnung des Verkehrs mit Hilfe einer Tiefgarage verbessern.
Ziele & Erfolge
Durch die neuartige hocheffiziente Energieerzeugung und Verteilung wurde maßvolles Dämmen der Bestandsgebäude mit geringeren Dämmstärken und mineralischen Produkten möglich. Das ist ein Teil des Prinzips der „bewahrenden Erneuerung“, wie auch die kleineren Eingriffe in die innere Struktur, z.B. die Einrichtung barrierearmer Bäder, zeigen. Vollständig barrierefreies Wohnen soll durch Zubauten ermöglicht werden.
Für eine CO2-freie Energieversorgung bis 2030 kommt ein Mix aus Energiequellen und smarter Technik zum Zuge: Als Heizsystem wurde ein besonders effizientes Hybridsystem aus Kraft-Wärme-Kopplung (Blockheizkraftwerk) und Wärmepumpen-Technologie in Kombination mit einer PV-Anlage entwickelt. Eine Optimierung der Anlage erfolgte hinsichtlich Baugröße und Herstellungskosten sowie der Effizienz im thermischen Management (hydraulisch und steuerungstechnisch). Für die Bereitstellung der Raumwärme wurde ein Konzept entworfen, das sowohl die Wärme für Niedertemperatursysteme (Flächenheizungen) als auch für Hochtemperatursysteme (Heizkörper) effizient bereitstellen kann.
Dies wird zu massiven Einsparungen von CO2 führen: In 2016 wurden die Emissionen bei 361 WE auf insgesamt 1.410.525kg CO2/a beziffert. Im Vergleich dazu werden in 2030 bei 422 WE auf Basis von Umweltwärme mit insgesamt 481.476 kg CO2/a CO2-Emissionen 72 Prozent eingespart. Auf Basis von PtX werden es mit 67.449 kg CO2/a ganze 95 Prozent der CO2 Emissionen von 2016 sein.
Das Besondere an diesem Projekt ist zudem der ganzheitliche Ansatz, der die drei Säulen der Nachhaltigkeit gleichermaßen beachtet. Durch die Maßnahmen wird eine Quartierserneuerung im Einklang wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Aspekte möglich. Margaretenau macht sich fit für heutige und zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen und bewahrt sich dabei ihren besonderen Charme.
Lessons learned
Das Projekt bewegt sich in einem Spannungsfeld aus energetischem Fortschritt, architektonischem Anspruch und sozialer Verantwortung.
Für die Umsetzung wurde die Bewohner- bzw. Genossenschaft von Beginn erfolgreich an den Prozessen beteiligt.