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Net-Zero mit serieller Sanierung

In einem Energiesprong-Projekt wurden drei Nachkriegsgebäude saniert und mit  Sole-Wasser-Wärmepumpen und PV-Anlagen ausgestattet. Das Ergebnis: Net-Zero-Standard.

Projekt

Mit 556.000 Wohnungen ist Vonovia der größte Wohnungskonzern in Deutschland. Um das Portfolio bis 2045 in die CO2-Neutralität zu führen, hat das Unternehmen nach Lösungen gesucht, die die energetische Modernisierung beschleunigen. Dazu zählt die serielle Sanierung von drei Nachkriegsgebäuden in Bochum nach dem Energiesprong-Prinzip, die Ende 2021 bis Juli 2022 als Pilotvorhaben umgesetzt wurde. Dabei sollte die Umsetzbarkeit des innovativen, ganzheitlichen Konzepts für die Sanierung im bewohnten Zustand erprobt werden sowie die Übertragbarkeit auf eine große Anzahl vorhandener, älterer Gebäude.

  • 65% Erneuerbare Energien
  • Sanierung
  • Serielles Sanieren
  • Wärmepumpe
  • Wohngebäude
Stand: März 2024

Bautafel:

BAUVOLUMEN
drei Gebäude mit 24 Wohnungen
1.164 m²

ENERGETISCHER ZUSTAND
vor SanierungBaujahr 1955, Energieverbrauch für Heizen und Trinkwarmwasser ca. 124 kWh/m²a, Gaskessel

nach Sanierung: vorgefertigte Fassadenelemente in Holzständerbauweise mit Einblasdämmung wurden auf die vorhandene Fassade montiert und die oberste Geschossdecke gedämmt, Energiebedarf für Heizen und Trinkwarmwasser ca. 79 kWh/m²a

Anlagenbeschreibung

Es wurde eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit einer maximalen thermischen Leistung von 44 kWth installiert. Diese nutzt als Wärmequelle das Erdreich. Dafür wurden Erdsonden mit acht Bohrungen à 99 m Tiefe gesetzt. Eine weitere Sole-Wasser-Wärmepumpe (8 kWth) nutzt die Abluft aus der Lüftungsanlage als Wärmequelle. Die Betriebsweise ist monoenergetisch. Dabei unterstützt einzusätzlicher E-Heizstab den Betrieb ab einer Außentemperatur von -6,8 °C (Bivalenzpunkt). Der Deckungsanteil der Wärmepumpen beträgt  99,9 Prozent, d.h. der Heizstab kommt nur selten zum Einsatz.Das Trinkwarmwasser wird zentral über die Wärmepumpenanlage mit Zirkulationsleitung und Legionellenschaltung bereitgestellt.

Die kontrollierte Wohnraumlüftung erfolgt über eine Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung im Dachgeschoss. Die Frischluft wird über passive Lüftungseinheiten in Fensternähe zugeführt.
Photovoltaikanlagen auf dem Dach versorgen die Gebäude mit Solarstrom.

Ziele & Erfolge

Minimierung von Wärmebedarf und Vorlauftemperatur: Durch Maßnahmen an der Gebäudehülle wurde der Wärmebedarf gesenkt. Alle Heizkörper wurden gewechselt und somit eine Absenkung der Vorlauftemperatur auf 45 °C erreicht.

Variantenvergleich mit verschiedenen Wärmequellen: In der Konzeptionierungsphase wurden Außenluft und Erdreich als mögliche Wärmequellen verglichen. Die Bodenuntersuchungen und Daten des webbasierten Geothermie-Katasters ergaben eine hohe Effizienz des Systems durch die Wärmequelle Erdreich mit höheren Temperaturen im Winter. 
Die Abluft der Wohnungen wird über die nicht mehr benötigten Kamine geführt und über die Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung im Dach dem Solekreis als weitere Wärmequelle der kleineren Wärmepumpe zugeführt. 

Umbau im bewohnten Zustand: Parallel zum alten, bestehenden Heizraum wurde ein neuer Raum für die Wärmepumpenanlage aufgebaut. Bedingung für die Umstellung der Wärmeversorgung auf die neue Anlage war die Fertigstellung der Gebäudehülle, denn die neue Wärmepumpen-Anlage ist auf den verringerten Wärmebedarf angepasst. Der Umstieg auf das neue Wärmepumpensystem erfolgte innerhalb eines Tages.

Kommunikation mit Mietenden: Die Mietenden wurden durch leicht verständliche Informationen (z.B. Flyer) und Veranstaltungen informiert. Ein Härtefallmanagement wurde eingeführt, um der Skepsis von Mietenden gegenüber der Baustellensituation im bewohnten Zustand zu begegnen. Im Ergebnis gab es kein negatives Feedback der Mieterschaft.

Lessons learned

Nach der Sanierung erzeugen die Photovoltaikanlagen der drei Häuser so viel Energie wie die Bewohnerinnen und Bewohner für Heizung, Warmwasser und Strom benötigen. Durch die Umstellung der Versorgung auf 100 Prozent erneuerbare Energien reduzieren sich die CO2-Emissionen auf null.

Das Projekt hat gezeigt, dass die serielle Sanierung mit vorfertigten Fassaden-, Dach- und Technikmodulen die Kosten und den Aufwand auf der Baustelle reduziert, sodass die Energiewende im Bestand trotz Fachkräftemangels umgesetzt werden kann. Die Belastung der Mieterinnen und Mieter wird auf ein Minimum reduziert. Die in Bochum gesammelten Erfahrungen dienen als Grundlage für weitere Sanierungen in ganz Deutschland. Umgesetzt werden zukünftig auch Konzepte mit Außenluft-Wärmepumpen.