Projekt
Das Norddeutsche Zentrum für Nachhaltiges Bauen (NZNB) ist ein Kompetenznetzwerk zu ökologischen und klimagerechten Bauweisen. Es bietet Informationen und Qualifizierung an, unterhält eine Ausstellung und berät hinsichtlich konkreter Bauvorhaben. Insbesondere macht sich das NZNB für eine qualifizierte Vernetzung zu spezialisierten Handwerksbetrieben stark, bietet diesen eine Plattform, um an entsprechende Aufträge zu kommen.
Als Leuchtturm des Netzwerks gilt das Kompetenzzentrum im niedersächsischen Verden an der Aller. Der Bau wurde vom Büro Architekten für Nachhaltiges Bauen GmbH als aus einer mehrjährigen Forschungsarbeit hervorgegangener, mehrgeschossiger Holz-Strohballenbau realisiert. Er entspricht dem Passivhausstandard und beherbergt nicht nur die Aktivitäten des NZNB, sondern zeigt auch Möglichkeiten des ökologischen Bauens am eigenen Beispiel auf.
- Baustoffe
- Netzwerk / Initiative
Auf einen Blick:
GRÜNDUNG
2008
ANZAHL DER MITGLIEDER
ca. 20 Mitgliederinstitutionen aus Handwerk, Planung, Fachverbänden und Projektentwicklung
insgesamt ca. 200 Personen, teilweise in losen Kooperationen, teilweise in verbindlicher Mitgliedschaft
ORT
Verden (Aller)
AKTIVITÄTEN
Beratung und Informationen zu klimagerechten und ökologischen Bauweisen
Vernetzung mit Fachexpertengruppen sowie spezialisierten Handwerksbetrieben
Qualifizierung und Weiterbildung
Vermietung von Räumen für Workshops, Seminare oder Tagungen
Ausstellung zu Materialien und Methoden des nachhaltigen Bauens
Bau des Kompetenzzentrums als Leuchtturmprojekt
Ziele & Erfolge
Auf dem Gelände des Ökologischen Zentrums Verden entstand zwischen 2012 und 2014 ein Bauprojekt, das nicht nur das NZNB mit seinen Ausstellungs- und Schulungsräumen beherbergt, sondern auch die Möglichkeiten ökologischer Bauweisen modellhaft veranschaulicht. Realisiert wurde es in vorgefertigter Holzrahmenbauweise mit Strohballendämmung. Die Konstruktion schließt außen mit einem sechs Zentimeter dicken Kalkputz und innen mit Gipsfaserplatten und einem dünnen Lehmputz ab.
Pionierarbeit leistete das fünfgeschossige Bauwerk hinsichtlich des Materialeinsatzes in der Gebäudeklasse 4. Bezüglich des Brand- und Feuchteschutzes wurde die Planung durch Forschungsarbeit der Universitäten Braunschweig und Kassel intensiv begleitet. Neben dem Planungsbüro Architekten für Nachhaltiges Bauen GmbH waren auch regionale Handwerksbetriebe am Ergebnis maßgeblich beteiligt. In gemeinsamer Arbeit mit dem Fachverband Strohballenbau trug das Modellprojekt und die damit verbundene, von der EU geförderte Forschungsarbeit dazu bei, dass das Dämmen mit Stroh 2014 vom Deutschen Institut für Bautechnik eine „Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung“ erhalten hat.
Stroh steht als Neben- und Abfallprodukt nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Zudem ist der Herstellungsaufwand gering, da der Rohstoff nicht verarbeitet werden muss. Das Bauwerk dient dem Klimaschutz in dreifacher Hinsicht. Es speichert durch den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen rund 2.000 Tonnen CO2, dazu weist es 2. eine extrem reduzierte Bilanz an Grauer Energie auf und hat 3. mit einem Bedarf von 8 kWh/m2a einen Betriebsenergiewert, der weit unter Passivhausstandard liegt.
Insgesamt agiert das NZNB mit seinem Netzwerk und Kompetenzzentrum in der Region Bremen und Hannover sowie weit darüber hinaus. Das Projekt wurde 2015 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung mit dem Qualitätssiegel „Werkstatt N-Projekt“ ausgezeichnet. Zu den Nutzergruppen gehören Endkunden und Verbraucher, Bauherren und Investoren bis hin zu politischen Entscheidungsträgern. So wurde das NZNB bereits von der niedersächsischen Bauministerin oder der Bundesumweltministerin besucht.
Aktivitäten
Das Kompetenzzentrum beherbergt auf zwei Etagen die Ausstellung „nachhaltig.bauen.erleben“, die sowohl zu Neubauvorhaben als auch zu Sanierungen von Bestandsbauten umfassend informiert. Die Exponate reichen von Baustoffen über Multimediaformate, es werden Informationen zu Gebäudehüllen, Innenausbau, Gebäudetechnik, Wirtschaftlichkeit und Fördermöglichkeiten präsentiert. Darüber hinaus finden Führungen, Vorträge und Beratungsabende durch Vertreterinnen und Vertreter aus Architektur, Handwerk und Fachplanung statt.
Innerhalb des Kompetenzzentrums umfasst das NZNB auch einen Schulungsbereich, in dem sich Handwerkerinnen und Handwerker weiterbilden und ökologische Bauweisen praktisch erlernen können. Die Räume werden zudem etwa von Hochschulgruppen genutzt.
Netzwerk
Das Netzwerk Nachhaltiges Bauen e.V. ist der inhaltliche Akteur des NZNB, der die Infrastruktur liefert. Das Zentrum dient dabei als Plattform, auf der Vertreterinnen und Vertreter aus Architektur, Fachplanung, Handwerk und Projektentwicklung ihre eigenen Vorhaben und Projekte im Sinne einer klimagerechten Baupraxis vorantreiben können. Des Weiteren versteht sich das Netzwerk als Dienstleister und Filter für das Handwerk, da es Anfragen von Seiten der Planenden und Bauherrschaft qualifiziert. Er agiert gleichzeitig als Katalysator für Nachhaltigkeitskompetenz und generiert rund 10 Millionen Bauvolumen pro Jahr.