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Erstes Null-Energie-Rathaus der Welt

Architektonisch attraktiv, einladend transparent und höchst energieeffizient: Das Freiburger Rathaus zeigt, wie modern und nachhaltig eine Verwaltung sein kann.

Foto, Außenansicht des Rathauses in Freiburg, einem mehrstöckigen, runden Gebäudes mit einer von Holzpanele und Photovoltaikmodulen durchbrochenen Glasfassade.

Projekt

Es war das erste öffentliche und größte Gebäude im Netto-Plusenergie-Standard weltweit: das im November 2017 eröffnete Rathaus in Freiburg im Breisgau mit Verwaltungszentrum und Kindertagesstätte. Das neue Plusenergiehaus vereint die zuvor an verschiedenen Standorten Freiburgs 840 Mitarbeitenden der Stadtverwaltung in einem Gebäude. Im Zuge einer zweiten Baustufe sind weitere ovale Gebäude für administrative Funktionen der Stadt geplant, deren Fertigstellung für 2024 vorgesehen ist.

Das Rathaus ist aufgrund seiner Umwelt- und Energiestandards vorbildlich für den Klimaschutz: Das Plusenergiehaus erzeugt mehr Energie über regenerative Quellen als es selbst für Heizen, Kühlen, Lüften und Beleuchten benötigt. Es verbindet architektonische, funktionale und städtebauliche Qualität mit einem nachhaltigen Gebäudekonzept. Durch die Zusammenführung der Mitarbeitenden unter einem Dach auf insgesamt 24.000 qm2 Bruttogeschossfläche werden hohe Miet-, Sanierungs- und Energiekosten gespart. Die Zusammenlegung der Ämter und Dienststellen in dem Neubau erwies sich auf Dauer wirtschaftlicher als die Fortführung des Status Quo.

Herzstück des sechsgeschossigen Neubaus ist das Bürgerservicezentrum im Erdgeschoss mit Konferenzräumen und Mitarbeiterrestaurant. Darüber liegen Geschosse mit Einzel- und Zweierbüros sowie großräumigen Teambüros mit offenen Arbeitsstrukturen. Die Grundrisse sind flexibel und dank variabler Systemtrennwände aus Glas einfach an neue Anforderungen anpassbar. Optisch bestechen Rathaus und Kindertagesstätte durch ihre Lärchenholzfassaden aus lokalem Waldbestand. Beim Rathaus ist die Fassade aus versetzt angeordneten, senkrecht auskragenden Modulen mit Photovoltaikzellen und hochwertiger Wärmedämmung konstruiert.

  • 65% Erneuerbare Energien
  • Energieeffizienz
  • Neubau
  • Nichtwohngebäude
  • Wärmepumpe
Stand: Januar 2024

Bautafel:

BAUVOLUMEN
Bruttogeschossfläche (BGF): ca. 24.180 m2

Bruttorauminhalt (BRI): ca. 99.140 m3

BAUKOSTEN
Budget: 86 Mio. Euro

BAUZEIT
2014 – 2017

GEBÄUDETECHNIK
Grundwassergekoppelte Wärmepumpen

Photovoltaik (Dach u. Fassade)

Heizung u. Kühlung über Flächensysteme

Trinkwassererwärmung solarthermisch unterstützte Gaskessel

Lüftung mit Wärmerückgewinnung

Energetischer Zustand: Netto-Nullenergiegebäude

Herausforderungen

Die Herausforderung bestand darin, ein Gebäude samt Anlagentechnik so hocheffizient zu gestalten, dass der Energieverbrauch für Heizung, Lüftung, Beleuchtung und Trinkwassererwärmung komplett durch lokale erneuerbare Energien gedeckt wird. Das ambitionierte Ziel war klar: Ein Netto-Nullenergiegebäude zu schaffen. Dieses Vorhaben stellte sowohl technisch als auch konzeptionell eine komplexe Aufgabe dar.

Ziele & Erfolge

Gemäß den anspruchsvollen Vorgaben des Passivhausstandards verzeichnet das Rathaus einen Primärenergiebedarf für Heizung, Kühlung, Lüftung und Warmwasser von lediglich rund 55 Kilowattstunden pro Quadratmeter jährlich. Dies entspricht gerade mal 40 Prozent des Energiebedarfs moderner, vergleichbarer Bürogebäude. Die Nachhaltigkeit spiegelt sich sowohl in der Gebäudestruktur als auch im Energiekonzept wider, wobei der Fokus auf unkomplizierten technischen Lösungen liegt, die einen kosteneffizienten Betrieb gewährleisten.

Zur nachhaltigen Energiegewinnung wurden mehr als 800 Solarpaneele auf dem Dach und an der Fassade installiert, die nicht nur den Eigenbedarf des Gebäudes decken, sondern deren Überschüsse an elektrischer Energie ins Netz gespeist werden.

Des Weiteren verfügt das Gebäude über Saug- und Schluckbrunnen sowie Solarthermie, die in Kombination mit den Wärmepumpen die thermische Energie generieren. Dank der hohen Wärmedämmung kommt das Rathaus mit Niedertemperaturanlagen aus. Die Geothermie wird zur Heizung, aber auch zur Kühlung genutzt.

Das Energiekonzept für die Büroräume nutzt eine Kombination aus Bauteilaktivierung, Heizkühlsegel, außenliegendem Sonnenschutz, Dreifachverglasung und mechanischer Lüftung mit Wärmerückgewinnung, um Energieeffizienz zu gewährleisten. Bei Bedarf ermöglichen öffenbare Lüftungspaneele den Nutzerinnen und Nutzern zusätzlich, das Raumklima individuell anzupassen und zu verbessern.

In den öffentlichen Zonen wie dem Bürgerservicezentrum, Restaurant und Konferenzräumen erfüllt ein Heiz- und Kühldeckensystem, ergänzt durch eine Teilklimaanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung, die spezifischen Bedürfnisse dieser Bereiche. Die Kühlung nutzt vorrangig Umweltenergie, gewonnen aus einem Grundwasserbrunnen. Die nötige Hochtemperatur-Wärme, besonders für die Kantine und sanitären Einrichtungen, wird durch einen solarthermisch unterstützten Gaskessel bereitgestellt.

Lessons learned

Das Fraunhofer-Institut ISE hat das Gebäude im Rahmen eines umfangreichen Forschungsprojekts von Anfang an intensiv begleitet. Und zwar von der Planungsphase über den gesamten Bauprozess bis hin zu den ersten Betriebsjahren. Die Ergebnisse des engmaschigen Monitorings durch das Fraunhofer-Institut ISE zeigen hohe Übereinstimmungen mit den ursprünglichen Planungswerten. Die meisten der erfassten Kennzahlen liegen im Einklang mit den zuvor festgelegten Zielwerten aus der Planung. Die Experten des Instituts bewerten dies äußerst positiv: Denn insbesondere bei Neubauten, die mit einer komplexen Anlagentechnik ausgestattet sind, ist das keineswegs eine Selbstverständlichkeit und spricht für die sorgfältige und qualitativ hochwertige Umsetzung des Projekts.

Kontakt & Akteure

Ihr persönlicher Kontakt

Manuela Riesterer

Dipl.- Ing. (FH) Architektin

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Foto, Nahaufnahme von mehreren Stecknadeln in einer Pinwand, die mit Bindfäden untereinander verbunden sind.
Akteure

BAUHERRENVERTRETUNG Gebäudemanagement Freiburg

OBJEKTPLANUNG ingenhoven architects, Düsseldorf

TRAGWERKPLANUNG Mohnke I Höss Bauingenieure, Freiburg

ENERGIEKONZEPT, TECHN. GEBÄUDEAUSRÜSTUNG, BAUPHYSIK, FASSADENPLANUNG DS-Plan, Stuttgart P

PROJEKTSTEUERUNG Thost Projektmanagement, Pforzheim