Projekt
Das Recyclinghaus wurde im Rahmen eines Wettbewerbs umgesetzt, in dem ein Haus unter hundertprozentiger Verwendung von Recyclingbaustoffen errichtet werden sollte. Als Ergebnis ist ein Wohnhaus aus ca. 90 Prozent gebrauchten, recycelten und recyclingfähigen Bauteilen in recyclinggerechter Bauweise entstanden.
Es kann als Prototyp für das Bauen unter Einsatz verschiedener Recyclingverfahren gesehen werden. Darüber hinaus ist der ressourcenschonende Planungsansatz in diesem Maß einmalig in Deutschland.
Neben industriell recycelten Materialien, u.a. Recyclingeton, Recyclingsplitte und Fassadendämmung, wurden zudem recyclingfähige Bauprodukte, wie etwa leimfreie Massivholzelemente, verwendet, die einen Rückbau ermöglichen.
Durch den umfassenden Einsatz von Recycling- und Gebrauchtmaterialien konnten beachtliche Mengen an grauer Energie und Ressourcen eingespart werden.
- 65% Erneuerbare Energien
- Baustoffe
- Neubau
- Wärmepumpe
- Wohngebäude
- Zirkuläres Bauen
Bautafel:
BAUVOLUMEN
273,64 m² BGF (R)
BAUZEIT
02/2018 – 07/2019
ENERGETISCHER ZUSTAND
Entspricht KfW 55
VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK
Heizung: Luft-Wasser-Wärmepumpe mit solarthermischer Unterstützung (Warmwasser)
Wohnlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (WRG 96%)
Gedämmte Gebäudehülle (U-Werte opak 0,11-0,17 W/m²K, transparent Uw = 0,94-1,01 W/m²K)
Herausforderungen
Im Vergleich zum herkömmlichen Planen ist das Entwerfen und Konstruieren eines Gebäudes vor dem Hintergrund begrenzter Verfügbarkeit von Ressourcen, Roh- und Baustoffen eine herausfordernde Aufgabe.
Hierfür braucht es neuartige Planungsmethoden, bei denen die begrenzte Verfügbarkeit von Baumaterialien integrativer Bestandteil des Entwurfsprozesses wird. So erfordert beispielsweise die Planung mit gebrauchten Bauteilen und ihren durch die Bestandssituationen der Rohstoffquellen festgelegten Dimension und Mengen einen agilen, teilweise „umgekehrten“ Planungsansatz, eine nonlineare Durcharbeitung der Leistungsphasen, spezifische Detaillösungen und besondere rechtliche Rahmenbedingungen.
Ziele & Erfolge
Das Recyclinghaus zeigt, wie ein planerischer Umgang mit Rohstoffen und deren begrenzter Verfügbarkeit möglich ist und wie Stoffkreisläufe beim Bauen geschlossen werden können.
So konnten beispielsweise die Transportwege der Baumaterialien kurz gehalten werden, indem lokal gewonnene gebrauchte Bauteile verwendet wurden. Es wurde zudem darauf geachtet, während des Bauprozesses Müll zu vermeiden, um die Transportwege für die Entsorgung zu reduzieren. Außerdem wurden fast alle während des Baus angefallenen Materialreste verbaut.
Der Rohbau wurde als leimfreier Massivholzrohbau hergestellt, in dem ca. 100 t CO₂ gebunden sind. Im Gegensatz zu anderen Massivholzbauweisen sind die einzelnen Brettlagen der 18,5 – 21,5cm starken Massivholzelemente nicht verklebt, sondern durch Buchenholzschrauben miteinander verbunden. Durch diese einstoffliche Bauweise ist der Rohbau nach Ende seiner Lebensdauer ohne Qualitätsverlust recyclebar.
Gebäudetechnik
Das Recyclinghaus erreicht den lokal geforderten Klimaschutzstandard „Kronsberg-Standard“, der neben dem Ausschluss umweltschädlicher Baumaterialien einen energetischen Standard von mindestens KfW-Effizienzhaus 55 beinhaltet. Im Recyclinghaus wurde dies haustechnisch durch eine Beheizung mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe mit solarthermischer Unterstützung (Warmwasser) sowie einer kontrollierten Wohnungslüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (WRG 96 Prozent) umgesetzt. Baulich wurde eine durchgehend gut gedämmte thermische Hülle ausgebildet (U-Werte opak 0,11-0,17 W/m²K, transparent Uw = 0,94-1,01 W/m²K), deren Fügung mit Hilfe von detaillierten Wärmebrückenberechnungen überprüft und optimiert wurde. Die gute Luftdichtheit des Gebäudes dokumentiert das Blower-Door-Messergebnis von n50 = 1,37 1/h.