Projekt
Auf der Konversionsfläche Lagarde entsteht ein neues Stadtquartier in zentraler Lage in Bamberg. Vorgesehen sind Wohnhäuser, Bürogebäude und Gewerbeflächen. Neben Neubauten werden auch frühere Garnisonsgebäude einer neuer Nutzung zugeführt.
Für Aufmerksamkeit sorgt das Energiekonzept des neuen Stadtquartiers, das alle Gebäude mit einem kalten Wärmenetz miteinander verbindet. Ziel der Stadt ist es, 70 Prozent der benötigten Wärme mit erneuerbaren Energien zu erzeugen. Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Machbarkeitsstudie erfolgt nun die Umsetzung des Energiekonzepts. Hierbei kommen Geothermie, Abwasserwärme, Photovoltaik und Wärmepumpen zum Einsatz, die über das ganze Jahr hinweg die Gebäude mit Warmwasser und Heizwärme versorgen werden. Auch die Abwärme von Gewerbe und Industrie werden genutzt. Das ambitionierte Projekt erhielt Förderungen vom Bundesministerium für Wirtschaft und Umwelt, der BAFA und der Regierung Oberfranken.
- 65% Erneuerbare Energien
- Quartier
- Wärmepumpe
Bautafel:
PROJEKTSTART
11/2018
PLANUNGS- UND UMSETZUNGSKOSTEN
Machbarkeitsstudie: 598.230 Euro
Umsetzung: mind. 30 Millionen Euro, davon 11,6 Mio Förderung aus Fördermitteln des Bundes (7,659 Mio. West + 3,96 Mio. Ost) sowie 1,9 Millionen Euro von der Regierung Oberfranken für die Energiezentrale
VERWENDETE TECHNIK
kaltes Nahwärmenetz
22.000 m² Kollektorfläche für Erdwärme
55 Wärmesonden
14.000 m² Solarkollektoren, verteilt auf mehrere PV-Anlagen
Kanal und Wärmepumpen zur Nutzung von Abwasserwärme
Pufferspeicher und Hochtemperaturspeicher, Fassungsvermögen 153.000 l
BHKW zur Abdeckung von Spitzenlasten
Energiezentrale mit modernster Steuerungstechnik
Herausforderungen
Für das Energiekonzept des Quartiers ist die Mischung aus hocheffizienten Neubauten und Altbauten herausfordernd. Letztere müssen in den kühleren Jahreszeiten mit konventionell erzeugter Wärme versorgt werden, zum Beispiel aus Blockheizkraftwerken, die mit Erdgas betrieben werden, sowie mit Fernwärme. Das Gesamtkonzept für das Quartier ist so ausgelegt, dass trotz der anspruchsvollen Mischung alter und neuer Gebäude eine Wärmeversorgung mit regenerativen Energien und modernen Technologien wie Erd- und Abwasserwärme, Photovoltaik, Wärmepumpen und Speichern möglich ist.
Hierfür sind 30.000 m² Kollektorfläche für Erdwärme erforderlich, die sich jeweils hälftig in der Fläche und unter Neubauten befinden, auch unter Bodenplatten und Grünanlagen. Zusätzlich Wärme kommt von 175 Wärmesonden, die 120 Meter tief in den Boden reichen. Für den Antrieb der Wärmepumpen, die ausschließlich in den Neubauten untergebracht sind, bestückte die Stadt eine Fläche von 14.000 m² mit Solarkollektoren. Sie erzeugen pro Jahr 1.640 mWh Strom. Überflüssiger Strom, der vor allem in den Sommermonaten anfällt, wird in Wärmeenergie umgewandelt und Pufferspeichern als Warmwasser konserviert. Zusätzlich steht ein hochtemperatur-tauglicher Speicher mit einem Fassungsvermögen von 153.000 Litern zur Verfügung. Eine neu erbaute Energiezentrale, ausgestattet mit neuester Steuerungstechnik, koordiniert die Wärmeversorgung.
Ziele & Erfolge
Um das innovative Wärmekonzept des Lagarde-Viertels auf seine Realisierbarkeit zu prüfen, finanzierte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zunächst eine Machbarkeitsstudie, um ein Wärmekonzept zu entwickeln, das den vor Ort verfügbaren regenerativen Energien und Technologien Rechnung trägt.
Die Stadtwerke Bamberg investieren 30 Millionen Euro in das Zukunftsprojekt. Der Bund fördert das Projekt mit 11,6 Millionen Euro. An der Finanzierung des Gebäudes der Energiezentrale, die mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ausgestattet ist und den großen Warmwasser-Speicher beherbergt, beteiligte sich die Regierung Oberfranken mit 1,9 Millionen Euro.
Zwei Forschungsvorhaben begleiten das Projekt, um Daten über den Betrieb des Wärmekonzepts zu sammeln und die Mess- und Regelungstechnik zu optimieren, auch für ähnliche Projekte in anderen Kommunen. Hieran beteiligt sind Unternehmen, Forschungsinstitute sowie mehrere Universitäten, die unter anderem mit KI-Lösungen arbeiten.
Highlights
Dreh- und Angelpunkt der Wärmeversorgung von Lagarde ist die neu erbaute Energiezentrale. In dieser befinden sich das Blockheizkraftwerk, der große Energiespeicher, Pumpen und die Fernwärmetechnik. Die Steuerungstechnik regelt die vorhandenen erneuerbaren Energien und sorgt dafür, dass überschüssige Energie entweder gespeichert oder für die Regeneration der Bodentemperatur über die Erdsonden und die Kollektorfläche zurück in den Boden fließt.
Einer der wichtigsten, weil übers Jahr sehr gleichbleibende Wärmequelle ist das Abwasser, das in einem Kanal zusammenfließt und eine Temperatur von 5° bis 25° C hat. Diese Wärme wird mittels Wärmetauschern über die Energiezentrale in das Quartier gepumpt – wahlweise zu den Wärmepumpen in den Häusern oder ins Erdreich, wo sie für Regeneration der Flächen sorgt, denen die Erdkollektoren und -sonden Wärme entziehen.