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SüdSan: Vom Altbau zum Klimaschützer

Sanieren oder abreißen? Das Projekt SüdSan zeigt, wie energetische Sanierungen alter Mehrfamilienhäuser wirtschaftlich und sozialverträglich gelingen – und warum das oft die bessere Wahl ist.

Projekt

Im Rahmen des Forschungsprojekts SüdSan wurden zwei Mehrfamilienhäuser der baukulturell wertvollen Südtiroler-Siedlung in Bludenz, Österreich, umfassend saniert. Das Modellvorhaben zeigt, wie Klimaschutz, Energieeffizienz und Sozialverträglichkeit in Einklang gebracht werden können. Die beiden Gebäude, errichtet in den Jahren 1942 und 1954, sind repräsentativ für viele kleinere Mehrfamilienhäuser aus der Mitte des 20. Jahrhunderts in Österreich, deren Bausubtanz sich oftmals noch im energetischen Originalzustand zu befindet. 

Die Zielsetzung des Projekts war ambitioniert: Es sollte demonstriert werden, dass auch ältere Gebäude mit marktverfügbaren Technologien nach modernen Klimaschutzanforderungen saniert werden können, ohne die soziale Verträglichkeit für die Bewohner zu beeinträchtigen. Dies ist besonders relevant, da die Südtiroler-Siedlung vorrangig einkommensschwachen Haushalten zur Verfügung steht. Neben der Verbesserung der Energieeffizienz wurde auf eine optimierte Kostenstruktur über den gesamten Lebenszyklus der Gebäude geachtet, um langfristig nachhaltige und wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu schaffen.

  • 65% Erneuerbare Energien
  • Sanierung
  • Wärmepumpe
  • Wohngebäude
Stand: Dezember 2024

Bautafel:

BAUVOLUMEN
Anzahl Wohneinheiten: 11 (SüdSan 1) und 6 (SüdSan 2)
Brutto-Grundfläche: 906,6 m² (SüdSan 1) und 553,6 m² (SüdSan 2)

BAUZEIT
Projektzeitraum: 2022–2024
Gebäudetyp: Zwei Mehrfamilienhäuser, Baujahr 1942 u. 1954

BAUKOSTEN
Gesamtkosten: 1.378.849 Euro
Förderrahmen: 714.556 Euro

ENERGETISCHER ZUSTAND
Heizwärmebedarf 23,7 kWh/m²a (SüdSan 1) und 29,3 kWh/m²a (SüdSan 2)

VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK
Energieversorgung: Wärmepumpe (Sole und Luft), zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

Heizsysteme: Hydraulische Heizschlangen (CEPA®-Energiefassade bei SüdSan 1), Niedertemperaturheizkörper (SüdSan 2) 

Photovoltaikanlage: Module auf den Dachflächen beider Gebäude   

VERWENDETE MATERIALIEN
Außenwanddämmung: Holzweichfaserplatten (Wärmedämmverbundsystem, SüdSan 2), Kreuzlagen-Holzkonstruktion (SüdSan 1)   

Dachdämmung: Zellulose 

Kellerdämmung: Kombination aus Außen- und Innendämmung, Flankendämmung für zusätzliche Effizienz 

Fenster: Hochwärmedämmende Fenster 

Herausforderungen

Das Projekt SüdSan stellte hohe Anforderungen an die Planung und Umsetzung, da es sich um den Gebäudebestand einer baukulturell wertvollen Siedlung handelte, die als erhaltenswert eingestuft wurde. Ein zentrales Ziel war es, eine langfristig wirtschaftliche und sozialverträgliche Lösung für den Gebäudebestand zu entwickeln. Vor der Sanierung wurden die Wohnungen in der Südtiroler-Siedlung ausschließlich über Einzelöfen beheizt. Diese waren entweder gas-, holz- oder ölbetrieben und gehörten zu den ineffizientesten Heizsystemen, weshalb die Gebäude – auch mangels moderner Dämmung – als sogenannte „worst performing buildings“ eingestuft wurden.

Die Kombination aus ambitionierten energetischen Zielen und wirtschaftlicher Tragfähigkeit erforderte eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse. Es wurde besonders Wert darauf gelegt, dass die Maßnahmen im bewohnten Zustand durchgeführt werden konnten, um die Belastung der Bewohner auf ein Minimum zu reduzieren. Zudem wurde im Projekt ein Vergleich zwischen einer Klimaziel-kompatiblen Sanierung und einem Abriss mit Neubau durchgeführt. Dieser diente dazu, die Maßnahmen hinsichtlich des Energiebedarfs, Treibhausgasemissionen, Investitions- und Lebenszykluskosten zu bewerten. Die Ergebnisse bestätigten, dass die Sanierung die sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch vorteilhaftere Lösung war.

Ziele & Erfolge

Die Gebäude in Mischbauweise wurden mit hochgedämmten Gebäudehüllen saniert. Im kleineren Gebäude kam ein Wärmedämmverbundsystem aus Holzweichfaserplatten zum Einsatz, während das größere Gebäude mit einer vorgefertigten Kreuzlagen-Holzkonstruktion gedämmt wurde. Der Dachstuhl wurde in beiden Fällen erneuert und angehoben, um zusätzliche Wohnungen im Dachgeschoss zu schaffen. Beide Dächer wurden mit Zellulose isoliert, und die Keller erhielten eine Kombination aus Außen- und Innendämmung.

Eine Photovoltaikanlage auf den Dächern unterstützt die Energieversorgung und erzielt eine Jahresenergieausbeute von 27.453 kWh (SüdSan 1) bzw. 16.833 kWh (SüdSan 2). Energietechnisch wurden zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung installiert, die die Luftqualität erheblich verbessern und Lüftungswärmeverluste minimieren. Die Wärmeversorgung erfolgt durch Wärmepumpen: eine Sole-Wärmepumpe im kleineren und eine Luft-Wärmepumpe im größeren Gebäude. Für eine effiziente Wärmeverteilung bei niedrigen Temperaturen sorgen im kleineren Gebäude neu installierte Heizkörper, die von der Außenwand angefahren werden. Im größeren Gebäude kommt eine CEPA®-Energiefassade zum Einsatz. Dieses neuartige System kombiniert Dämmung, Heizen und Kühlen in einer Lösung. Die thermische Aktivierung der Außenwand erfolgt durch hydraulische Heizschlangen, die auf der Außenseite der Wände angebracht und mit einer hochdämmenden Schicht überdeckt werden. Das System bietet erhebliche Vorteile, da es ohne Eingriffe in die Innenräume installiert werden kann und daher auch für Sanierungen im bewohnten Zustand geeignet ist. Durch die großen Wärmeübertragungsflächen arbeitet das System mit niedrigen Vorlauftemperaturen, was eine besonders effiziente Nutzung erneuerbarer Energien ermöglicht. So trägt die CEPA®-Energiefassade zur Reduzierung von Energieverbrauch und CO₂-Emissionen bei. 

Nach Abschluss der Sanierung liegen die Heizwärmebedarfe der beiden Gebäude mit 23,7 kWh/m²a und 29,3 kWh/m²a auf einem sehr niedrigen Niveau. Die gemessene Luftdichtheit ist exzellent, und die mit PHPP ermittelte Heizlast liegt bei 13 bzw. 19 W/m², was eine kleine Dimensionierung der Heizsysteme ermöglicht. Die Sanierung schuf nicht nur energieeffiziente Gebäude, sondern verbesserte auch die Infrastruktur. Neue Technikräume, Fahrradabstellplätze und Gemeinschaftsflächen wurden integriert. Gleichzeitig wurde darauf geachtet, dass die Maßnahmen zu sozialverträglichen Warmmieten führen und die Bewohner von den verbesserten Wohnbedingungen dauerhaft profitieren.

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Lessons learned

Ein umfassendes Monitoring ist integraler Bestandteil des Projekts SüdSan. Die Baukosten, Energieverbräuche, CO₂-Emissionen und Lebenszykluskosten der sanierten Gebäude werden systematisch erhoben und ausgewertet. Parallel dazu wird die Akzeptanz der Maßnahmen sowie die wahrgenommene Behaglichkeit bei den Bewohnerinnen und Bewohnern untersucht. Diese Daten liefern wichtige Erkenntnisse, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu bewerten und weitere Projekte dieser Art zu optimieren.

Mit 873 und 881 Punkten erreichen beide Gebäude den klimaaktiv SILBER Standard – das Gütesiegel des österreichischen Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).

Das Projekt dient nicht nur als Musterbeispiel für die Sanierung der übrigen Gebäude der Südtiroler-Siedlung, sondern auch als Vorbild für ähnliche Bestandsbauten in Österreich und darüber hinaus. Durch die Verbindung von Energieeffizienz, wirtschaftlicher Tragfähigkeit und sozialer Verträglichkeit zeigt SüdSan, wie der Bestandsgebäudesektor einen substanziellen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten kann.

Kontakt & Akteure

Ihr persönlicher Kontakt

Thomas Buchsteiner

Gesellschafter/Geschäftsführer
TOWERN3000 Projekt- & Medienagentur GmbH

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Foto, Nahaufnahme von mehreren Stecknadeln in einer Pinwand, die mit Bindfäden untereinander verbunden sind.
Akteure

PROJEKTLEITUNG Energieinstitut Vorarlberg

BAUHERRSCHAFT Alpenländische Gemeinnützige WohnbauGmbH

ARCHITEKTUR Johannes Kaufmann und Partner GmbH

HAUSTECHNIKPLANUNG Planungsteam E-Plus GmbH

BAUPHYSIK Hafner Weithas Bauphysik GmbH

BAULEITUNG Rhomberg Bau GmbH (Generalunternehmer)

FORSCHUNG UND FÖRDERUNG FFG (Stadt der Zukunft), Land Vorarlberg