Projekt
Auf dem Gelände der ehemaligen Lagarde-Kaserne in Bamberg, welches bis 2014 militärisch genutzt wurde, entsteht ein neues Stadtviertel. Das über 22 Hektar große Areal wird nun zum neuen Wohn- und Lebensraum und kombiniert Wohnraum mit Gewerbe, Kultur und sozialen Einrichtungen. Über 80 Prozent der benötigten Wärme soll dabei vor Ort erzeugt werden. Zum Einsatz kommt dabei eine nachhaltige Wärmeversorgung: Die thermischen Speicher des Quartiers nutzen Abwasserwärme und Erdwärme. Dabei wird überschüssige Wärme aus dem Abwasser über Wärmetauscher in große Speichermedien aufgenommen und bei Bedarf in das Wärmenetz eingespeist. Dies ermöglicht eine nahezu CO₂-neutrale Wärmeversorgung, die mit Wärmepumpen und einem intelligenten Steuerungssystem optimiert wird. |
- 65% Erneuerbare Energien
- Quartier
Bautafel:
BAUVOLUMEN BAUZEIT ENERGETISCHER ZUSTAND CO₂-Einsparung: Jährlich ca. 230.000 Liter Heizöl VERWENDETE TECHNIK Erdsonden (ca. 175) zur zusätzlichen Wärmespeicherung Nutzung von Abwasserwärme aus dem gesamten Gebiet Sommerliche Wärmeabführung über Fußbodenheizungen zur Regeneration der Erdwärmespeicher |
Kaltes Wärmenetz zur Versorgung von Neubauten mit Kälte und Wärme
Ziele & Erfolge
Die verschiedenen Energiequellen am Lagarde-Campus werden in der Energiezentrale der Stadtwerke Bamberg effizient gebündelt und überwacht. Diese Zentrale umfasst ein Blockheizkraftwerk (BHKW), das gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt, sowie großflächige thermische Speicher, die überschüssige Wärme aus dem Abwasser und Erdwärme speichern. Zusätzlich kommen Wärmepumpen zum Einsatz, die die Wärme aus Abwasser und Erdreich in das Heizsystem einspeisen. In der Energiezentrale werden diese Daten kontinuierlich durch eine intelligente Steuerungstechnik erfasst und ausgewertet, um den Betrieb zu optimieren und eine störungsfreie Energieversorgung sicherzustellen. Die Messtechnik im Erdreich spielt eine wichtige Rolle bei der Regeneration der Erdwärmespeicher. Überschüssige Wärme, die im Sommer durch die Fußbodenheizungen abgeführt wird, wird in die Erdkollektoren und -sonden geleitet. Dabei wird die thermische Kapazität des Erdreichs sowohl für die Kühlung der Gebäude im Sommer als auch für die spätere Wärmebereitstellung im Winter genutzt. Dies sorgt für einen nachhaltigen Doppelnutzen: Im Sommer wird der Gebäudekühlbedarf gedeckt, während die Erdwärmespeicher für den Winter aufgeladen werden. Das innovative Zusammenspiel von geothermischer Wärme, Abwasserwärme und Energiepuffern trägt so maßgeblich zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes und zu einer effizienten, ressourcenschonenden Energieversorgung des gesamten Quartiers bei. |
Maßnahmen im Überblick
Um die ambitionierten Ziele des Projekts zu erreichen, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich. Für die oberflächennahe Geothermie werden Erdkollektoren mit einer Gesamtfläche von 30.000 m² sowie etwa 175 Erdsonden im Endausbau installiert. Zudem wird die Wärme aus dem Abwasser genutzt, das im gesamten Gebiet anfällt. Zur Regeneration des Erdreichs wird überschüssige sommerliche Wärme über die Fußbodenheizungen abgeführt und in die Erdkollektoren und -sonden geleitet. Dies führt zu einem Doppelnutzen: Im Sommer erfolgt die Kühlung der Räume, während die Wärme für den Winter in den Erdwärmespeichern gespeichert wird. Alle Energieerzeuger und -verbraucher im Quartier sind über ein kaltes Wärmenetz miteinander verbunden, das sowohl Kälte als auch Wärme liefert. Zusätzlich werden die Grünflächen in den Innenhöfen geothermisch genutzt. Mit insgesamt 17.000 m² Kollektorfläche unter den Gebäuden und 13.000 m² auf den Freiflächen bildet das System das größte innerstädtische Geothermiefeld Deutschlands. Das gesamte Energiepotenzial der Kollektorfläche als Wärmequelle und -speicher liegt bei 3.000 MWh/a. |
Lessons learned
Das Projekt zeigt, dass auch in bestehenden städtischen Quartieren eine Wärmeversorgung durch lokale Ressourcen realisierbar ist. Dafür wurde ein intelligentes System entwickelt: Erdkollektoren und Abwasserwärmetauscher entziehen der Erde und dem Abwasser Wärme, die direkt in die Wohnungen geleitet wird. Zur Stromversorgung der Wärmepumpen werden Photovoltaikanlagen auf den Dächern genutzt. Überschüssiger Strom wird dabei in heißes Wasser umgewandelt, das in Pufferspeichern gesammelt wird und bei Bedarf als Trinkwasser zur Verfügung steht. Im Winter, bei geringem Sonnenlicht, sorgt ein Blockheizkraftwerk für die nötige Stromversorgung der Wärmepumpen. Die erzeugte Prozesswärme wird ebenfalls in einem Pufferspeicher gespeichert und kann bei Bedarf genutzt werden. |