Projekt
Als ersten Baustein des Quartiers Trift, das auf steilen Wiesen am Ortsrand der Gemeinde Horgen südlich von Zürich entsteht, wurde die Wohnsiedlung Kuppe auf dem einzigen flachen Grundstück innerhalb des Areals realisiert. Errichtet wurden fünf Häuser mit 30 Wohneinheiten und ein Fahrradschuppen in ovaler Anordnung, die an flüchtig konfigurierte Zirkuswägen erinnern. Entsprechend sind die auf eine maßvolle Umwelteinwirkung ausgelegten Prämissen: Nur geringfügig unterkellert, autofrei, dicht und dadurch effizient bewohnt, in rückbaubarer Holztafelbauweise errichtet und mit flexibel anpassbaren Raumkonfigurationen sowie dem Modell der 2000-Watt-Gesellschaft folgend, vereint die Siedlung zahlreiche Attribute einer Neubebauung mit hohem ökologischem Wert.
- Energieeffizienz
- Neubau
- Wohngebäude
- Zirkuläres Bauen
Bautafel:
BAUVOLUMEN
Grundstücksgröße: 8.871 m²
Bruttogrundfläche (BGF): 3.819 m²
Bruttorauminhalt (BRI): 13.695 m3
5 Wohnhäuser à 6 Wohnungen, 1 Velohaus
BAUZEIT
06/2020 – 09/2021
BAUKOSTEN
12 Mio. CHF
ENERGETISCHER ZUSTAND
SIA-Effizienzpfad (Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft)
Energiebezugsfläche EBF: 2915 m2
Anteil in Bezug zur GF: 75 %
Gebäudehüllzahl A/EBF: 1.83
Heizwärmebedarf Qh: 18 kWh/m2a
Anteil erneuerbare Energie: < 50 %
Wärmerückgewinnungskoeffizient der Lüftung: 90 %
Wärmebedarf Warmwasser Qw: 21 kWh/m2a
Vorlauftemperatur Heizung, gemessen –8 °C: 32 °C
VERWENDETE MATERIALIEN
Außenwände: Massivholz (Konstruktion), Mineralwolle (Dämmung)
Untergeschoss und Bodenplatte: Stahlbeton, Magerbeton, PIR-Dämmung
Dach: Massivholzkonstruktion, Glaswolledämmung, Sinuswellblech mit Stahl-UK
VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK
Fernwärme
Strom aus Wasserkraft und PV-Anlage
Lüftung mit Wärmerückgewinnung
Herausforderungen
Als Miterbin eines Industriekonzerns initiierte die Bauherrin auf dem geerbten Bauland eine Quartiersentwicklung mit dem Ziel, ökologisch und sozial nachhaltigen Wohnraum zu schaffen, der langfristig der Spekulation entzogen wird und der üblichen Luxusbebauung in Hanglage am Zürichsee entgegen steht. Für das Areal sind vier Baufelder vorgesehen, wovon in einem ersten Abschnitt die Wohnsiedlung Kuppe realisiert werden konnte. Eine der Vorgaben im Sinne der ökologischen Grundsätze der Bauherrschaft war es, eine möglichst autofreie Siedlung zu errichten. Für die Baugenehmigung bedeutete dies jedoch, Überzeugungsarbeit bei der Gemeinde zu leisten. Auch galt es dem Misstrauen zu begegnen, eine Tiefgarage aus Nachhaltigkeits- und nicht etwa aus Kostengründen einsparen zu wollen. Von der Bauherrschaft wurden im Gegenzug für die Genehmigung einer autofreien Siedlung ein umfassendes Mobilitätskonzept mit ausreichender öffentlicher Anbindung sowie eine Kostenbeteiligung an der Taktverdichtung des Busbetriebs verlangt.
Ziele & Erfolge
Der Verzicht auf eine Tiefgarage und die nur geringfügige Unterkellerung bedingte eine hohe Einsparung an Beton und Grauer Energie. Stattdessen fußen die Wohngebäude lediglich auf Kufen aus Beton, die die Leichtbaukonstruktion in Holztafelbauweise verankern. Die mit Wellblech gedeckten Dächer, bunte Holzfassaden und -scheunentore vor den verglasten Fronten vermitteln Leichtigkeit und eine an den ländlichen Kontext angepasste Typologie. Auf langfristige Nutzung ausgelegt, sind die Bauwerke auch rückbaufähig oder an zukünftige Bedürfnisse anpassbar.
Die zweigeschossigen Gebäude gruppieren sich um eine gemeinschaftlich genutzte Wiesenfläche in scheinbar loser, flüchtiger Konstellation. Die durchlässige Struktur signalisiert soziale Offenheit auch nach außen. Innerhalb der einzelnen Wohnhäuser ermöglicht eine geschickte räumliche Verschränkung eine etwaige bedarfsgerechte Neukonfiguration. Jeweils zwei Maisonettewohnungen, die ineinandergreifen, umschließen eine Kleinwohnung. Während die Wohnungstrennwände starr sind erlauben die Querwände in Form von Schränken oder Schiebetüren flexible Raumlösungen für die unterschiedlich großen Haushalte und verschiedenen Generationen.
Das Quartier erhielt 2016 eine Zertifizierung als 2000-Watt-Areal und kann entsprechend einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen für die Erstellung der Gebäude, deren Betrieb und Erneuerung sowie die durch den Betrieb verursachte Mobilität nachweisen. Heizwärme und Warmwasser werden im Quartier über Fernwärme von der KVA Horgen bezogen, Strom wird durch PV-Anlagen erzeugt. Zudem nutzt das Quartier Regenwasser und setzt möglichst wenig Haustechnik ein. Dazu gehört lediglich eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Zudem entsprechen die verwendeten Baumaterialien den Vorgaben von Minergie-ECO.
Flächennutzung
Die Wohnsiedlung Kuppe umfasst Single-, Paar- und Familienwohnungen, jedoch sollen Belegungsvorschriften gewährleisten, dass die Fläche ausreichend ausgenutzt ist. Auch stellt der Verzicht auf ein eigenes, platzraubendes Auto eine Bedingung für die Bewohnung dar. Stattdessen bieten ein Fahrradschuppen sowie eine eigene Bushaltestelle sowie Carsharing alternative Mobilitätformen an. Ein flach verlaufender Höhenweg, der namensgebende Trift, verbindet alle Areale des neuen Quartiers. Einkaufsmöglichkeiten und ein kulturelles Angebot sowie gemeinschaftliche Pflanzplätze gewährleisten kurze Wege und den sozialen Austausch.