Projekt
Als Ergänzung zu einem bestehenden Gewerbehaus entstand auf dem Areal einer privaten Bauherrenfamilie im Ortsteil Seen von Winterthur eine Wohnsiedlung mit 50 Wohneinheiten und einer Arztpraxis. Neben einer ökologischen, energie- und kosteneffizienten Bauweise legt das Wohnprojekt Wert auf die Förderung von Gemeinschaft, ausreichend Grün- und Außenraumbezug sowie eine bedarfsgerechte Anpassungsfähigkeit der Grundrisssituationen bei gleichzeitig nur niedrigem Pro-Kopf-Flächenverbrauch.
- Baustoffe
- Energieeffizienz
- Neubau
- Wohngebäude
Bautafel:
BAUVOLUMEN
Grundstücksfläche: 6.400 m2
Bruttogrundfläche (BGF): 7.870 m2
50 Wohneinheiten
BAUZEIT
2026 –2018
BAUKOSTEN
20 Mio. CHF
ENERGETISCHER ZUSTAND
SIA-Effizienzpfad Energie (SIA 2040): Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft
VERWENDETE MATERIALIEN
Holz-Beton-Hybridkonstruktion
Vorfabrizierte Holz-Außenwandelemente mit Mineralwolldämmung
Holzfenster (Hofseite) und Holz-Metallfenster (Außenseite)
Flachdach mit extensiver Begrünung und Kunststoffabdichtung
VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK
Wärmeerzeugung über einen Holzheizungs-Nahwärmeverbund
PV- und Solaranlage
kontrollierte Wohnungslüftung (nur teilweise)
Herausforderungen
Das Hagmann-Areal im Privatbesitz der gleichnamigen Familie bot die Chance, rund um den Bestand eines Gewerbehauses, in dem verschiedene Handwerksbetriebe arbeiten, um eine Wohnbebauung zu ergänzen. Dabei galt es, gleich mehrere Anforderungen zu erfüllen: Einerseits sollte das von der Bauherrschaft gewünschte Raumprogramm untergebracht werden, das eine beachtliche Anzahl an generationengerechten Wohnungen in einem kosteneffizienten Rahmen umfasste, gleichzeitig sollten der Neubau adäquat in die Umgebung eingebettet werden und dadurch die Identität des Ortes erhalten bleiben. Gelungen ist ein vielfach prämiertes Projekt, das nicht nur nebenbei gesellschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten gerecht wird.
Ziele & Erfolge
Das U-förmige Bauvolumen für einen ersten von zwei Neubauten auf dem Areal umschließt gemeinsam mit dem bestehenden Werkstatthaus einen Innenhof. Die Höhen der einzelnen Gebäudeflügel sind dabei gestaffelt und passen sich dem Terrainverlauf an. Von drei Geschossen im Westen über vier im Süden reicht die Höhenentwicklung bis zu sechs Ebenen im östlichen Teil. Dieser Gebäudeteil dient auch als Lärmriegel gegenüber der Bahnlinie. Das Raumprogramm umfasst insgesamt 50 Mietwohnungen mit Einheitsgrößen von 1,5 bis 5,5 Zimmern sowie eine Arztpraxis im Erdgeschoss und zehn zusätzlich miet- beziehungsweise nutzbaren Zimmern für Hobby oder Beruf. Zusammen mit den weiteren Gemeinschaftsflächen soll so in dem Projekt eine gute soziale Struktur entstehen. Die zweite Etappe umfasst einen Neubau mit 60 Wohneinheiten.
Das Projekt folgt hierbei den Standards Zürcher Genossenschaften und sieht einen nur geringen Flächenverbrauch pro Kopf vor. Dieser fordert eine Belegung, die der Anzahl an Bewohnenden äquivalent der Anzahl an Zimmern minus Eins entspricht. Ebenfalls zeigt sich eine geringe Hauptnutzfläche, etwa von 80 m2 für eine 3,5-Zimmer-Wohnung oder 63 m2 für eine 2,5-Zimmer-Wohnung, womit der Flächenverbrauch deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt liegt.
Die autofrei konzipierte Siedlung, deren Grundstück an einen S-Bahnhof grenzt, orientiert sich an den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft. Großen Wert wurde auf einen einfachen Ausbaustandard ohne unnötige Technik gelegt. So ist eine kontrollierte Wohnungslüftung nur in gefangenen Räumen zu finden, ansonsten erfolgt eine Fensterlüftung. Wo möglich, wurde auf elektrischen Betrieb etwa von Jalousien, verzichtet. Den Strom liefert eine PV-Anlage, die Wärmeerzeugung erfolgt über einen Holzheizungs-Nahwärmeverbund. Das laufende Monitoring des Energieverbrauchs wird über die Stadtwerke Winterthur gewährleistet.
Im Sinne einer kostengünstigen und effizienten Bauweise setzten die Planenden auf eine einfache und dauerhafte Konstruktion. Dabei entstand ein Holz-Beton-Hybrid unter Verwendung von Holz, das mit dem HSH-Label (Herkunft Schweizer Holz) zertifiziert ist.
Außenraumbezug
Der Eingriff in den großzügig vorhandenen Außenraum sollte trotz der signifikanten Bebauung möglichst gering bleiben. Die umgebende Landschaft kennzeichnen Ruderalflächen und Magerwiesen, einige Bereiche erfahren in Folge eine extensive Nutzung. Während Bestandsbäume erhalten werden konnten, ergeben sich an den Dachrändern des Neubaus Brutmöglichkeiten für Alpen- und Mauersegler.
Für die Bewohnerinnen und Bewohner selbst stellt der Außenraumbezug ebenfalls einen wichtigen Faktor dar. Dazu tragen die gestaltprägenden, vorspringenden Gebäudeelemente entlang der äußeren Fassaden bei, die nahezu jede Wohneinheit um ein balkonartiges, offenes Außenzimmer ergänzen. Ebenso verfügen die Wohnungen über Verandas an der Innenhofseite. Den naturnahen Ansatz unterstreichen nicht zuletzt die allseits dominierenden Holzfassaden im Naturton nach innen und anthrazitfarben an den hofabgewandten Außenwandflächen.