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4 Erstes Beratungsgespräch vor Ort

Stand: November 2023

4.1 Vorbereitung auf das Gespräch

Zum persönlichen Gespräch vor Ort kommt es in der Regel erst nach Kontaktaufnahme durch die Hauseigentümer. Doch nicht jeder Beratungswunsch mündet in der Erstellung eines iSFP. Denn der iSFP stellt, neben einer ganzen Reihe weiterer Beratungsleistungen, die der Energieberatung zuzuordnen sind, eine umfangreiche, auf das gesamte Gebäude und dessen Anlagentechnik bezogene Beratungsform dar. Zum besseren Verständnis von Art und Umfang des iSFP und der anderen Beratungsleistungen können im ersten persönlichen Gespräch zum Beispiel auch Musterberichte vorgelegt werden, damit die Kunden sich die mögliche Leistung und ihr Ergebnis besser vorstellen können.

🔔 Hinweis

Bedenken Sie, dass die Hauseigentümer Laien sind und möglicherweise die Terminologie der allgemeinen Energieberatersprache nicht verstehen. Erklären Sie ihnen mit einfachen Worten, welche Vorbereitung bzw. welche Unterlagen Sie benötigen.

Informieren Sie die Hauseigentümer bereits vorab darüber, dass sie beim ersten Vor-Ort-Termin Bauunterlagen, Bau - beschreibungen, Schornsteinfegerprotokolle und Energieabrechnungen bereithalten. Das reduziert gegebenenfalls den Aufwand der Datenaufnahme und liefert Ihnen hilfreiche Ansätze für eine zielführende Argumentation.

Bei diesem ersten Vor-Ort-Termin können Sie idealerweise bereits alle benötigten Daten zur Erstellung der Bilanz und des iSFP aufnehmen.

4.2 Gesprächskonzept

Im Gespräch skizzieren Sie gemeinsam mit den Hauseigentümern eine Vision von ihrem Haus in der Zukunft und erarbeiten gemeinsam erste denkbare Effizienzmaßnahmen. Zur Unterstützung steht Ihnen die Blankofahrplanseite zur Verfügung, um darin gemeinsam mit den Hauseigentümern erste Ideen für die Sanierungsschritte und Ziele des iSFP festzuhalten. Dabei können Sie sich an den folgenden Fragen orientieren, um die möglichen Schritte einzugrenzen.

  • Welche Maßnahmen planen die Eigentümer ohnehin auszuführen?
  • An welchen Maßnahmen haben sie besonders hohes Interesse und warum?
  • Gibt es Maßnahmen, die zeitlich unabhängig durchgeführt werden können (z.B. Dämmung der Kellerdecke unterliegt keinem Nutzungszyklus)? Solche Maßnahmen könnten bereits im ersten Schritt umgesetzt werden.
  • Gibt es Maßnahmen, die zu erheblichen Energieeinsparungen bei niedrigen Investitionskosten führen? Diese Maßnahmen sollten vorzugsweise im ersten Schritt realisiert werden.
  • Beklagen sich die Hauseigentümer über bestimmte Komfortmängel, zum Beispiel Zugluft oder Sommerhitze? Maßnahmen, die den Komfort deutlich steigern, sollten möglichst in einem der ersten Schritte umgesetzt werden.
  • Gibt es Bauteile, die in naher Zukunft ohnehin instandgehalten oder ausgetauscht werden müssen? Es ist sinnvoller und kostengünstiger, Effizienzmaßnahmen zusammen mit anstehenden Instandhaltungen durchzuführen.
  • Wann werden Bauteile in Zukunft das Ende ihrer Nutzungsdauer erreichen? In der Regel kann hier nur ein Zeitraum eingegrenzt (z.B. 2030 bis 2035), nicht aber ein bestimmtes Jahr angegeben werden.
  • Gibt es technische Gründe, eine bestimmte Reihenfolge der Maßnahmen einzuhalten (z.B. erst die Dämmung der Wände, dann die neue Heizungsanlage)?
  • Sollten bestimmte Maßnahmen kombiniert werden (z.B. Dämmung der Wände zusammen mit Austausch der Fenster), um einen hochwertigen Anschluss zwischen den Komponenten zu ermöglichen?
  • Können die Hauseigentümer schon Ereignisse in ihrem persönlichen Leben absehen, bei deren Eintritt eine Sanierungsmaßnahme besonders günstig oder ungünstig ist (z.B. Renteneintritt, Auszahlung einer Lebensversicherung)?

Bitte schätzen Sie für jeden Sanierungsschritt einen geeigneten Zeitraum oder Zeitpunkt für die Umsetzung. Dies kann entweder ein festes Datum (z.B. 2025), ein Zeitraum (z.B. 2023 bis 2025) oder ein bestimmter Auslöser (z.B. „wenn der Kessel ausgetauscht werden muss“, „wenn die Kinder ausziehen“) sein. Diese Umsetzungsfristen sind wichtig, um einen Überblick über anstehende Maßnahmen und deren Reihenfolge zu erhalten. Der Zeitplan ermöglicht es Ihnen auch, zu entscheiden, ob Maßnahmen, die zeitlich nah beieinanderliegen, kombiniert werden können.

Anhand der technischen Lebensdauer und individueller Wünsche können Sie die beste Reihenfolge der Sanierungsschritte festlegen und so eine langfristige Strategie aufbauen.

Alle Sanierungsschritte müssen mit den Gebäudeeigentümern besprochen werden, um ihre Akzeptanz zu sichern – es soll ihr Plan für die Zukunft werden. Sie als Beraterin oder Berater verfügen jedoch über tieferes technisches Wissen sowie über die Erfahrung, Zusammenhänge einzuschätzen, und können so beratend Einfluss nehmen. Dementsprechend können Sie den Gebäudeeigentümern die Gründe erklären, warum Sie eine bestimmte Reihenfolge der Sanierungsschritte vorschlagen. Nutzen Sie das persönliche Gespräch auch dazu, den zusätzlichen Nutzen einer Gebäudemodernisierung anzusprechen. Nennen Sie die Vorteile direkt im Zusammenhang mit der vorgeschlagenen Sanierungsmaßnahme. Im nicht energetischen Nutzen (z.B. der Steigerung der Wohnqualität) wird sehr oft der Mehrwert für Gebäude und ihre Nutzer erkannt und er bietet somit ein hohes Potenzial dafür, dass sich Hauseigentümer für eine Modernisierung entscheiden.

🔔 Hinweis

Stimmen Sie den Leistungsumfang Ihres Auftrags mit den Hauseigentümern ab und fixieren sie ihn schriftlich.

Blankofahrplan für das Beratungsgespräch

🔍 Exkurs

Tipps für das Gespräch mit den Hauseigentümern

Im Rahmen des vom BMU/UBA geförderten Projekts „Eine Million Einstiege in den individuellen Sanierungsfahrplan“ fand unter anderem eine Befragung von privaten Sanierern statt. Es ging auch um den Kontakt zwischen Hauseigentümern und Energieberatern, um die Kommunikation und um die Ermittlung individueller Bedürfnisse. Dieser Exkurs hebt einige Ergebnisse des Projekts hervor und soll Ihnen als Unterstützung bei der Gesprächsführung und der Erstellung des iSFP dienen.

Grundstein für den Erfolg der Beratung

Viele Hauseigentümer wissen nicht, was sie bei einer Energieberatung erwartet. Damit Sie als vertrauenswürdige Ansprechpartner wahrgenommen werden, sollten Sie Folgendes beachten:

  • Neutralität: Einige Hauseigentümer unterstellen Energieberatern grundsätzlich eine gewisse Befangenheit. Entkräften Sie dies durch differenzierte Erläuterungen und Zurückhaltung. Erklären Sie kurz, was Sie machen und was die Eigentümer erwarten können.
  • Empathisches und offenes Auftreten: Die Bedürfnisse der Eigentümer stehen im Mittelpunkt.
  • Akzeptanz und positive Beachtung: Eigentümer wünschen sich ein Gespräch auf Augenhöhe und möchten nicht als Laien übertrumpft werden.

Ihre Aufgabe als Beraterin oder Berater ist es nicht, die Hauseigentümer zu überzeugen. Vielmehr helfen Sie ihnen, sich selbst entscheiden zu können. Sie liefern ihnen mit dem iSFP ein Handwerkszeug, das ihnen Orientierung bietet.

Wünsche und Bedürfnisse im Mittelpunkt

Wenn sich Hauseigentümer für eine Energieberatung entscheiden, sind sie vom grundsätzlichen Sinn einer energetischen Sanierung bereits überzeugt. Eine langfristig motivierende Beratung erfordert es, die tatsächlichen Ziele und Motive der Hauseigentümer zu verstehen.

Versuchen Sie deshalb, die nicht energetischen Sanierungsziele wie Umbau, Ausbau, Komfort und Ästhetik herauszufinden und zu adressieren, um in diese Themenfelder dann energetische Aspekte integrieren zu können – und nicht umgekehrt.

Auch versteckte Motive, die bislang ein Hinderungsgrund für eine Sanierung waren, beispielsweise eine geplante teure Reise oder gar Ängste wie vor Dreck durch Bauarbeiten, können wichtig sein und sollten Teil des Gesprächs werden.

Vertrauen aufbauen und langfristig motivieren

Der passende Gesprächseinstieg kann Ihnen dabei helfen, von Anfang an Vertrauen aufzubauen und zu verstehen, wie die Hauseigentümer leben. Lassen Sie sie ihre Geschichte zum Haus erzählen. Daraus lassen sich Motive und Hemmnisse in Bezug auf eine Sanierung ableiten.

Übergeordnetes Ziel des iSFP ist es, Hauseigentümer dahingehend zu motivieren, ihr Gebäude langfristig zu einem möglichst klimaneutralen Effizienzhaus zu sanieren. Sie als Energieberaterin oder Energieberater haben hier eine Schlüsselrolle inne. Die Aufnahme technischer Details oder die korrekte Berechnung von Empfehlungen sind dabei natürlich nicht zu vernachlässigen, stehen aber im Austausch mit den Eigentümern nicht zwingend im Mittelpunkt. Laden Sie die Eigentümer ein, durch weitere Informationen neue Perspektiven in Betracht zu ziehen.

Argumente für einen iSFP

Für den Sanierungsfahrplan sprechen einige Argumente, die für viele Sanierer attraktiv sind:

  • „Mit dem iSFP bekommen Sie einen Eindruck davon, was auf Sie zukommt.“

Der iSFP kommt dem Bedürfnis nach Planbarkeit und Sicherheit von Hauseigentümern entgegen.

  • „Der iSFP hilft Ihnen, auf Augenhöhe mit Handwerkern und Bauunternehmen Ihre Wünsche umzusetzen.“

Hauseigentümern ist es wichtig, trotz hoher technischer Komplexität die Entscheidungsautonomie bei der energetischen Sanierung zu behalten. Der iSFP ist ein Werkzeug, das Eigentümer in die Lage versetzt, selbst zu entscheiden.

  • „Mit dem iSFP begleite ich Sie vertrauensvoll und unterstütze Sie – von der ersten Idee bis zum letzten Schritt.“

Ein positiver Nebeneffekt: Die Langfristigkeit eines iSFP für eine Schritt-für-Schritt-Sanierung bietet Ihnen die Möglichkeit der Kundenbindung. Zudem sprechen Sie das wichtige Bedürfnis nach Prozessbegleitung an.

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Kapitel 3: Das Wichtigste in Kürze

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