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Luftdichtheit

Stand: September 2023
Foto, Tür eines im Bau befindlichen Hauses mit einem eingesetzter Ventilator zur Durchführung eines Blower-Door-Tests.

Ein hohes Maß an Luftdichtheit ist entscheidend für eine qualitativ hochwertige thermische Gebäudehülle. Aber auch viele weitere Aspekte machen eine luftdichte Gebäudehülle erstrebenswert bis notwendig. Vorteile der Luftdichtheit sind beispielsweise:

  • unnötige Lüftungswärmeverluste werden vermieden,
  • Schutz der Konstruktion vor Feuchteschäden,
  • Schall bleibt draußen und kann nicht durch Fugen nach innen dringen,
  • Schadstoffe gelangen nicht nach innen,
  • Zugluft durch Ritzen und Fugen wird unterbunden,
  • die Behaglichkeit wird verbessert,
  • die Lüftungsanlage arbeitet effizient und
  • der Brandschutz wird verbessert.

Normen und Richtlinien

Zur Erstellung einer dauerhaft luftundurchlässigen Gebäudehülle, wie sie von Gesetzgeber, Normen und Förderung gefordert wird, sind folgende Schritte entscheidend: die Planung der Luftdichtheit, ihre Ausführung und die abschließende Messung der umgesetzten Luftdichtheit. Eine Messung der Luftdichtheit ersetzt dabei keinesfalls die Planung und sorgfältige Ausführung. So unterscheidet das Gebäudeenergiegesetz (GEG) die dauerhaft luftundurchlässige Gebäudehülle nach § 13 von der optionalen Messung der Luftdichtheit nach § 26.

Die wichtigsten Anforderungen an die Planung und Ausführung der Luftdichtheit von Gebäuden zur Sicherstellung des gesetzlich geregelten Wärmeschutzes und zur Einsparung von Energie sind in der DIN 4108-7 (Luftdichtheit von Gebäuden – Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen sowie -beispiele) geregelt. Das Prüf-/Messverfahren der Luftdichtheit ist durch die DIN EN ISO 9972:2018-12 (Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden – Differenzdruckverfahren) festgelegt. Gesetzliche Richtlinien sind im GEG in Form von Grenzwerten in Abhängigkeit einer verbauten raumlufttechnischen Anlage in § 26 angegeben.

Gebäudeenergiegesetz (GEG)

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) legt die energetischen Standards für Neubauten und für Bestandsbauten bei Sanierungen fest und regelt die Einsparung von Energie in Gebäuden.

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Bilanzierungsnormen

Energetische Mindestanforderungen, Berechnungsansätze sowie hierbei anzusetzende Randbedingungen sind im GEG und den anzuwendenden Normen festgelegt.

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Planung der luftdichten Gebäudehülle

Darstellung der luftdichten Schicht mittels Stiftregel

Die luftdichte Schicht muss im Gebäudequerschnitt umlaufend, ohne Lücken und ohne abzusetzen nachgefahren werden können (Stiftregel). Jede Dämmung braucht Luftdichtheit zum Schutz vor anfallendem Tauwasser. Die luftdichte Ebene ist raumseitig zur Dämmung auszuführen und soll vor allem die warme und feuchte Innenluft am durchströmen der Konstruktion hindern. Es ist notwendig, dass die geplante Luftdichtheitsschicht die gesamte Gebäudehülle lückenlos umschließt und die Anschlussdetails gründlich geplant werden.

Auch die Positionen der zu erwartenden Leckagen sind nicht unwesentlich bei der Planung. Besonders undichte Stellen im Dachbereich führen aufgrund von generell aufsteigender warmer Luft zu erheblichen Schäden an der Bausubstanz sowie zu Energieverlusten und sind deshalb von besonderer Bedeutung. Neben der frühzeitigen Ausschreibung und Planung ist auch eine rechtzeitige Abstimmung und Koordination der Gewerke wichtig, um eine fachgerechte Ausführung der Luftdichtheitsschicht zu gewährleisten.

Um zu garantieren, dass die Arbeiten sorgfältig und wie geplant ausgeführt wurden, ist es sinnvoll die Ausführung direkt nach Fertigstellung zu prüfen. Die Form der Qualitätsprüfung kann mit unterschiedlichen Möglichkeiten stattfinden. Sie reicht von der einfachen Sichtprüfung über eine baubegleitende Dichtheitsprüfung bis hin zur Thermografie, wo mit Wärmebildern Leckagen aufgespürt werden.

Diese Qualitätssicherung ist sehr wichtig, denn so können eventuell nötige Nacharbeiten mit geringem Aufwand und kostengünstig erfolgen. Ist die luftdichte Ebene zum Beispiel im Dachbereich erst einmal vollständig verkleidet und bei der Dichtheitsprüfung werden unzureichende Werte gemessen und Fehlstellen erkannt, sind Nachbesserungen an der Luftdichtheitsebene deutlich teurer. Darum muss die Kontrolle der ausgeführten Arbeiten durch Zwischenmessungen bereits in der Planung des Bauvorhabens und bei der Koordination der Arbeiten der unterschiedlichen Gewerke berücksichtigt werden.

Dichtheitsmessung

Funktionsweise eines Luftdichtheitstest: Durch einen Ventilator wird eine Druckdifferenz erzeugt, wodurch in diesem Beispiel kältere Luft nach innen durch die Leckagen strömt, sich erwärmt und schließlich zum Ventilator angesaugt wird.

Messungen der Luftdichtheit von Gebäuden sind laut GEG § 26 nach der DIN EN ISO 9972 NA durchzuführen. Zum Einsatz kommt hierfür das sogenannte Blower-Door-Verfahren. Dafür muss das Gebäude fertiggestellt und nach den Vorgaben der Tabellen des nationalen Anhangs der DIN EN ISO 9972 abgedichtet werden. Das Gebäude wird anschließend mittels eines Ventilators unter einen bestimmten Über- bzw. Unterdruck (50 Pa Differenzdruck) gesetzt. Die geforderten Grenzwerte sind für beide Messreihen einzuhalten. Gemessen wird der Luftvolumenstrom, der benötigt wird, um die Druckdifferenz aufrecht zu erhalten. Der Luftvolumenstrom im Verhältnis zum beheizten Gebäudevolumen oder der Hüllfläche ergibt die Luftwechselrate nL50 oder die Luftdurchlässigkeit qE50. Die Ergebnisse können zudem in der energetischen Bilanzierung nach DIN V 18599-2 (Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung - Teil 2: Nutzenergiebedarf für Heizen und Kühlen von Gebäudezonen) genutzt werden, um die Lüftungswärmeverluste über Infiltration zu ermitteln.

Luftdichtheitskonzept

Im Rahmen eines Luftdichtheitskonzepts werden alle Maßnahmen für den weiteren Ablauf der Baumaßnahme beschrieben, die für eine ausreichende und dauerhafte Luftdichtheit der Gebäudehülle bzw. der begrenzenden Bauteile (Wohnungstrennwände, Decken, Böden) von Nutzungseinheiten und Gebäudezonen notwendig sind.

Konkret umfasst das Luftdichtheitskonzept:

  • ein Grobkonzept,
  • die Detailplanung,
  • die Ausschreibung,
  • die Vergabe,
  • die Koordination der Gewerke
  • sowie die vorgesehene Überprüfung der Ausführung.
Praxishilfen

FLiB – Luftdichtheitskonzept

Vorgehensweise beim Erstellen von Luftdichtheitskonzepten für Wohngebäude; Beispielhaftes Luftdichtheitskonzept für die Modernisierung eines Einfamilienhauses FLiB – Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen e.V.

Stand: Mai 2019

PDF 1 MB

Inhaltlich wird dabei auf folgende Punkte eingegangen:

  • der Verlauf der Luftdichtheitsebene in allen relevanten Gebäudeschnitten – auch zwischen unterschiedlichen Nutzungseinheiten,
  • die grobe Beschreibung der Anschlüsse und Durchdringungen für die später eine detaillierte Planung notwendig ist,
  • die Benennung der Materialien, die in der Fläche die luftdichte Ebene bilden und
  • die Benennung der ggf. vorgesehenen Maßnahmen zur Qualitätssicherung.

Beispiele an Materialien, die klassisch als luftdicht gelten, sind Luftdichtheitsbahnen aus Kunststoff, verputztes Mauerwerk, Holz-, Gipsfaserplatten, Beton oder Glas. Weitere umfangreichere Materialbeispiele sind in der DIN 4108-7 enthalten und Beispiele zu Details sind in der Datenbank des Fachverbands Luftdichtheit im Bauwesen e.V. (FLiB) gelistet. Die Ausführung und die zu beachtenden Besonderheiten unterscheiden sich teilweise nach Bauweise (Leicht- und Massivbau).

Ausgewählte Fachinfos aus dem Partnernetzwerk

Toolbox

luftdicht.info – Fach-Informationen

Der Bereich "Fach-Informationen" des Internet-Portals luftdicht.info bietet Planenden, Ausführenden und Beratenden Hilfestellungen zu Luftdichtheitskonzepten, Musterdetails oder Ausführungsempfehlungen. FLiB – Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen e.V.

Logo Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen e.V.

FLiB – Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen e.V.

Der FLiB sorgt seit mehr als 20 Jahren für eine gute Planung, Ausführung und Kontrolle der Luftdichtheit der Gebäudehülle. Wir unterstützen Messdienstleister, Energieeffizienzexperten, Planer und…

BIM, Digitalisierung & Automation, Gebäudehülle, Planung & Beratung, Qualifizierung Zum Netzwerkpartner

Schwachstellen und häufige Fehler

Allgemein sind Fugen die gängigsten Schwachstellen und kommen in großer Zahl im Gebäude vor, deshalb sind sie so schmal wie nötig auszubilden. Notwendige Durchdringungen der Dichtheitsebene (bspw. Steckdosen) sind ebenfalls auf ein nötiges Minimum zu begrenzen. Des Weiteren sind Anschlüsse fachplanerisch korrekt auszuführen. Kleinste Risse und Löcher zerstören die Funktion der Luftdichtheitsebene teilweise erheblich und werden tendenziell mit der Zeit größer. Schwachstellen der Luftdichtheit sind möglich an bzw. bei:

Gängige Schwachstellen der Luftdichtheitsebene mit viel Fehlerpotential

Tauwasserbildung in Bauteilen

Tauwas­serbildung im Bauteil führt zu einer herabgesetzten Funktionalität der Wärmedämmung. Weiterhin drohen bei dauerhafter Feuchte Bauschäden wie Schimmelbildung oder Korrosion, die zusätzlich Stabilitätsverluste zur Folge haben können.

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U-Wert-Rechner

Online-Tool der u-wert.net GmbH zur Ermittlung des U-Werts eines Bauteils.

zum Tool

Wie dicht soll es überhaupt sein?

Dauerhaft 100 Prozent luftdicht ist kein noch so gutes Gebäude. Aber in energieeffizienten Gebäuden wie Niedrigenergiehäusern werden beim Luftdichtheitstest nL50-Dichtheitswerte von deutlich unter 1,0 h-1 und bei Passivhäusern sogar unter 0,6 h-1 erreicht. Unter realen Bedingungen ist der natürliche Luftwechsel über Infiltration um den Faktor 10 bis 25 geringer als dieser Mess-/Prüfwert.

Wichtig ist hierbei, dass die Einhaltung von Grenzwerten nicht immer mit einer mangelfreien, dauerhaft luftundurchlässigen Gebäudehülle gleichgesetzt werden kann. Es können beispielsweise verdeckte Leckagen vorhanden sein, die bei der Luftdichtheitsmessung nicht aufgefallen sind und unter Umständen während der Nutzung zu einem Feuchteschaden in der Gebäudekonstruktion führen. Eine Leckage kann eine undichte Terrassentür, eine Katzenklappe oder auch eine nicht verschließbare Öffnung in der Gebäudehülle sein, z.B. ein Rauch- und Wärmeabzug. Diese Leckagen führen üblicherweise nicht zu einem Bauschaden, sind aber für Lüftungswärmeverluste verantwortlich.

Feuchtelasten aus der Nutzung können dauerhaft nicht allein durch gutes Feuchtemanagement von Innenputzen oder gar durch die Wände selbst abtransportiert werden. Die 6 bis 10 Liter Wasser, die in einem Vier-Personen-Haushalt pro Tag entstehen, müssen durch geeignetes Lüftungsverhalten oder Lüftungssysteme nach außen geführt werden.

Der heute noch häufig angeführte „Mythos der atmenden Wände" und ihrer Notwendigkeit für ein verträgliches Raumklima ist ein Irrglaube, der auf mehr als 150 Jahre alten Forschungen und Annahmen des Wissenschaftlers Max von Pettenkofer zurückzuführen ist. Doch Wände konnten weder damals noch heute „atmen“. Pettenkofers Ergebnisse basieren auf Messfehlern und dem damaligen Unwissen über Undichtheiten in seinem Versuchsraum. Als bewiesen gilt heute, dass trotz tendenzieller Luftdurchlässigkeit gewisser poröser Baustoffe die temperaturbedingten Druckdifferenzen sowie der Winddruck nicht ausreichen, um einen nennenswerten Luftaustausch abseits der konstruktiv bedingten Leckagen zu verursachen. Im Gegensatz zu seinen Annahmen kann ein hohes Maß an Luftdichtheit die Lebensdauer des Gebäudes jedoch wesentlich erhöhen.

Factsheets

Energetische Sanierung: Fakten statt Mythen

Zum Thema energetische Sanierung kursieren zahlreiche Vorurteile. In diesem Factsheet werden die bekanntesten Sanierungsirrtümer widerlegt.

Stand: Oktober 2022

PDF 438 KB

Geförderte Maßnahmen

Planung, Begleitung und Prüfung der Luftdichtheit sind förderfähig im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Für die Erstellung des Luftdichtheitskonzepts, die Qualitätssicherung und auch für die Dichtheitsmessung sind bis zu 50 Prozent Förderung über die BEG-Angebote Fachplanung und Baubegleitung möglich.

Foto, Fassade eines neuen, mehrstöckigen Wohngebäudes mit Balkonen und daran montierten Solarmodulen.

Förderprogramme für Gebäude

Für den Neubau oder die energetische Sanierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden stehen, je nach geplanter Maßnahme, Förderungen in Form von Zuschüssen oder Krediten zur Verfügung.

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