Solar-Gründächer
Stand: April 2025
Solar-Gründächer, auch als Photovoltaik-Gründächer oder solarbegrünte Dächer bekannt, kombinieren zwei nachhaltige Technologien: extensive Dachbegrünung und Photovoltaik. Sie nutzen Dachflächen gleichzeitig für die Stromerzeugung und ökologische Vorteile wie Biodiversität, Wasserrückhaltung und Klimaregulierung. Besonders in Deutschland, wo Flächen knapp und die Energiewende ein großes Thema sind, gewinnen sie an Bedeutung.
Dachbegrünungen sind ebenso wie solare Anlagen als Zusatzlasten für Dachstatik zu verstehen; ihre Aufbaumöglichkeiten hängen im Wesentlichen von den statischen Gegebenheiten einer Konstruktion ab. Dachbegründung und Solaranlage wird oftmals als Konkurrenz zueinander gesehen, jedoch lässt sich beides auch kombinieren und die Vorteile aus beidem nutzen.
Solare Aufbauten und Gründach begünstigen sich gegenseitig
Die Wirtschaftlichkeit einer Photovoltaik-Anlage lässt sich schnell ermitteln. Der ökologische Faktor einer Dachbegrünung hingegen hängt von den Rahmenbedingungen ab. Letztere kann sich bei entsprechender Planung, Ausführung und Wartung positiv auf den Alterungsprozess einer Abdichtung auswirken. So weisen Ergebnisse einer Befragung des Zentralverband des deutschen Dachdeckerhandwerks e.V. (ZVDH) sowie des Bundesverbands Gebäudegrün e.V. (BuGG) unter den Mitgliedern auf eine verlängerte Haltbarkeit von Dachabdichtungen mit Dachbegrünung hin (Quelle: BuGG-Marktreport Gebäudegrün 2021). Dabei ist vor allem die schützende Wirkung einer Dachbegrünung zur Dachabdichtungsbahn sowie die reduzierte Temperaturbelastung der gesamten Konstruktion durch Verdunstungskühle wesentlich. Auch für das Regenwassermanagement ist die Regenrückhaltung von Gründächern günstig.
In Deutschland sind im Jahr 2022 insgesamt 8.701.502 m2 und im Jahr 2023 insgesamt 10.191.140 m2 Dachbegrünungen neu hinzugekommen. Bei angenommenen 60.000.000 m2 neu entstandener Flachdachfläche in 2023, entspricht das einem Anteil von ca. 17 Prozent (Quelle: BuGG-Marktreport Gebäudegrün 2024).
Voraussetzungen für solare Gründächer
Grundsätzlich können Dachflächen ab einer statischen Lastreserve von ca. 100 kg mit einfachen Begrünungsaufbauten versehen werden. Möglich ist der Einsatz von Dachbegrünungen grundsätzlich auf Dächern mit Dachabdichtungen von 0° – 45° Dachneigung. Bei Dachneigungen ab 15° erhöht sich allerdings der konstruktive Aufwand. Innovative Systeme ermöglichen auch die Begrünung von klassischen Ziegeldächern oder auch bestimmten Metalldachdeckungen.
Vor allem extensive Dachbegrünungen sind gut für die Kombination mit einer Solaranlage geeignet. Diese kommen mit einem Substrataufbau mit wenigen Zentimetern aus und werden mit widerstandsfähigen, niederwüchsigen Pflanzenkulturen bepflanzt. Dadurch entstehen sowohl ein verhältnismäßig kleinerer Pflegeaufwand als auch ein vergleichsweise geringes Flächengewicht.
Intensive Begrünungsaufbauten erfordern mindestens 25 cm Bodenaufbau mit deutlich höheren Flächenlasten und Pflegeaufwand. Auch können die hier wachsenden Pflanzengesellschaften zu einem höheren Wachstum mit Verschattung einer PV-Anlage führen.
Hinweise für die Planung
Bei der Planung aufgeständerter Solaranlagen auf Gründächern ist die mögliche Verschattung der Solarmodule in Abhängigkeit der geplanten Befestigungssysteme ebenso wichtig wie die Neigung der Module und die Abstände der Modulreihen zueinander. Auch die Verschattung durch den Pflanzenwuchs ist zu beachten, die durch die Auswahl der Pflanzengesellschaften sowie durch Pflege gesteuert werden kann.
Im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung kann die Kombination von Dachbegrünung mit Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen (Solargründach) gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 20 oder § 9 Abs. 1 Nr. 25 in Verbindung mit Nr. 23b BauGB festgelegt werden. Bei den meisten Vorgaben zur Dachbegrünung wird betont, dass Solaranlagen und Gründächer einander nicht behindern, sondern sich gegenseitig fördern. Dabei wird meist verlangt, dass die Kombination überwiegend übereinander realisiert wird, wobei die Solarmodule aufgeständert in einem in der Regel durch Auflast gesicherten System über einer durchgehenden extensiven Dachbegrünung montiert werden. Alternativ kann eine räumlich getrennte Umsetzung erfolgen, etwa indem 50 Prozent der Dachfläche begrünt und die anderen 50 Prozent für die Solarenergiegewinnung genutzt werden. In solchen Fällen werden für die Begrünung oft dickere Schichten gefordert, um trotz des Flächenverlustes eine stärkere Regenwasserbewirtschaftung und mehr Biodiversität zu gewährleisten (Quelle: BuGG-Marktreport Gebäudegrün 2024).
Auf die Leistung der PV-Module kann sich eine Dachbegrünung günstig auswirken. So konnten durch die Kühleffekte von Dachbegrünungen Ertragssteigerungen von 4 bis 8 Prozent festgestellt werden (Quelle: ZinCo GmbH). Dieser Zusatzeffekt ist von zahlreichen Faktoren wie Belegung, Gebäudehöhe, Substrat- und Zustand der Pflanzengesellschaften abhängig.
Vorteile von solaren Gründächern
- Dachbegrünungen gelten als harte Bedachung und bieten Widerstand gegen Flugfeuer und strahlende Wärme.
- Die Artenvielfalt kann auf Solar-Gründächern zunehmen, da die PV-Elemente sowohl für Pflanzen aber auch Kleinlebewesen Verschattungsmöglichkeiten bieten.
- Grundsätzlich sind auch intensiv begrünte Dachflächen mit einer Nutzung als Dachgarten in Kombination mit z.B. Pergolen mit semitransparenten Solarmodulen möglich.