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Großwärmepumpen

Stand: Oktober 2024
Foto, Fernwärmerohre sowie ein Strommast im Dämmerlicht.

Großwärmepumpen sind Anlagen, die zur Beheizung von Gebäuden oder zur Bereitstellung von Warmwasser in großem Maßstab eingesetzt werden. Sie nutzen die Umgebungswärme aus der Luft, dem Wasser, dem Erdreich sowie weiteren Wärmequellen und wandeln diese in nutzbare Wärme um. Sie entziehen der Umgebung Wärme und geben diese an ein Heizsystem ab. Dabei wird ein Kältemittel verwendet, das bei niedrigen Temperaturen verdampft und bei höheren Temperaturen kondensiert. 

Großwärmepumpen können ganze Gebäude- sowie Industriekomplexe und als ein Teil von Wärmenetzen sogar ganze Stadtteile mit Wärme versorgen. Dabei wird Wärme meist aus mehreren Wärmequellen gewonnen und dann über eine Großwärmepumpe durch das Wärmenetz an die Abnehmerinnen und Abnehmer verteilt. Diese Systeme finden Anwendung in Nahwärmenetzen, Quartieren, Industriegebäuden, Schwimmbädern oder auch in Fernwärmenetzen.

Wärmekonzepte von Nahwärme mit zentraler Großwärmepumpe sowie kalter Nahwärme mit dezentralen Wärmepumpen.

In den letzten Jahren geht der Trend zu Nahwärmenetzen auf geringerem Temperaturniveau, was die Attraktivität von Wärmepumpenanwendungen steigert. Besondere Relevanz kommt Projekten zu, die aufgrund von Flächenheizungen und dezentraler Warmwasserversorgung über Frischwasserstationen nur eine Vorlauftemperatur von 50 °C im Wärmenetz benötigen. Dies ist für Bestandsquartiere aufgrund der bestehenden Hausinstallationen schwierig umzusetzen, für Neubauquartiere allerdings einfach zu realisieren und letztendlich nur eine Frage der frühzeitigen städtebaulichen Festlegungen zu Beginn der Quartiersentwicklung.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: In Zuge des Ausbaus der erneuerbaren Stromerzeugung werden die Schwankungen im Stromnetz und damit die Bedeutung der Sektorenkopplung stark zunehmen. Produzieren erneuerbare Energien zeitweise mehr Strom als verbraucht wird, entsteht der Überschussstrom. Über Wärmepumpen könnte der (kostengünstige) Überschussstrom als Wärme ins Wärmenetz eingespeist werden.

Projektspezifische Planung und Auswahl

Die genaue Leistung, Effizienz und Wirtschaftlichkeit (und damit die Bezahlbarkeit und Akzeptanz) von Wärmepumpensystemen hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • der Art der Wärmequelle (Luft, Wasser, Erdreich oder andere Quellen);
  • dem sogenannten Temperaturhub, also der Differenz des Temperaturniveaus der Wärmequelle und der Vorlauftemperatur des Wärmenetzes;
  • den spezifischen Anforderungen des Heizsystems;
  • den gewünschten Temperaturprofilen.

Bei der Planung und Auswahl einer Großwärmepumpe ist es wichtig, die spezifischen Bedürfnisse des Projekts sowie die örtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen. 

Erschließung zusätzlicher Wärmequellen

Bestehende und geplante Großwärmepumpenprojekte in Deutschland

Neben den klassischen Wärmequellen Erdreich, Grundwasser und Luft erschließen Großwärmepumpen für die Fernwärme wie bereits erwähnt auch eine Reihe neuer Wärmequellen, die bislang aufgrund ihrer niedrigen Temperaturen nicht oder nur zum Teil in Wärmenetze eingespeist werden konnten. Dazu zählen beispielsweise Umweltwärme aus Gewässern sowie Abwärme aus Abwasser oder industriellen Prozessen. 

In Deutschland sind Stand 2023 mindestens 30 Wärmepumpenanlagen mit einer jeweiligen thermischen Leistung von 500 kW oder mehr in Betrieb, die zusammen eine Gesamtleistung von ca. 60 MW haben. 30 weitere Großwärmepumpenprojekte mit einer Gesamtleistung von rund 600 MW sind darüber hinaus bereits im Bau oder in Planung. 

Dabei nutzen die Großwärmepumpen in diesen Projekten eine Vielzahl an unterschiedlichen Wärmequellen, wie die Grafik zeigt.

Beispiele aus der Praxis

Kombination mit anderen Technologien sinnvoll

Die Einbindung von Großwärmepumpen kann einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung von Wärmenetzen leisten.

Es gibt nicht nur eine Vielzahl an denkbaren Wärmequellen, auch die Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Systemen sind vielfältig und vor allem auch zielführend. Denn Wärmenetze allein mit Wärmepumpen zu betreiben, ist in den meisten Fällen nicht sinnvoll. Zwar kann durch eine Kaskadierung – in der Regel durch zwei in Reihe geschaltete Kreisläufe – und durch den Einsatz des natürlichen Kältemittels CO2 ein vergleichsweise großer Temperaturhub erreicht werden. Doch die Frage nach der Wirtschaftlichkeit stellt sich schnell bei Projekten, die rein auf der Wärmepumpen-Technik basieren.

Deshalb kommen häufig bi- oder multivalente Lösungen zum Einsatz. So bietet sich die Kombination mit einem BHKW oder einer Solarthermieanlage an. Denkbar ist auch eine Ergänzung durch Systeme, die auf Biomasse basieren. Die Investitionskosten für einen Hackschnitzelkessel beispielsweise sind vergleichsweise niedrig. Dabei wird die Grundlast mit Hilfe der Wärmepumpe, die Spitzenlast mit der Hackschnitzelanlage abgedeckt. Bei multivalenten Lösungen empfiehlt es sich auf jeden Fall, Simulationen durchzuführen, um am Ende die verschiedenen Wärmeerzeuger, die eingebunden werden, richtig zu dimensionieren.

Insgesamt sind die Anforderungen an Großwärmepumpen und die Einsatzbedingungen sehr unterschiedlich. Das stellt die Hersteller zwar vor Herausforderungen, aber in der Regel vor keine unlösbaren Aufgaben. Neben großen Unternehmen gibt es einige kleinere Hersteller, die sehr individuelle Lösungen anbieten können.

Literaturbeispiele zu Wärmepumpen in Quartieren

Für eine möglichst CO2-neutrale Wärmeversorgung bieten Quartiersansätze gegenüber Einzelprojekten oft die effizienteren Versorgungslösungen. Wärmepumpen als Teil von kalten oder warmen Wärmenetzen gehören in zahlreichen Neubauquartieren schon zum Standard, bieten aber auch in Bestandsquartieren vielfältige Optionen. Für den Einsatz von Wärmepumpen lassen sich bei einem größeren Vorhaben mehr Wärmequellen anzapfen, die bei einer Einzelversorgung schlicht unmöglich oder unrentabel sind.

Das Gebäudeforum stellt vier ausführliche Praxisbeispiele vor, in denen unterschiedliche Wärmequellen wie Abwasserkanäle, Grubenwasser oder Industrieabwärme meist für kalte Nahwärmenetze genutzt werden. Darüber hinaus werden Nahwärmenetze mit zentraler Großwärmepumpe vorgestellt.

Interessant sind auch die Ergebnisse eines Forschungsprojekts, bei dem zwei Wärmepumpenquartiere untersucht wurden, deren Stromversorgung weitgehend über PV oder Windkraft abgedeckt wird. Der Bericht soll Planungs- und Umsetzungshilfen von regenerativ betriebenen Wärmepumpenquartieren geben.

Best-Practice-Beispiele mit Großwärmepumpen

Visualisierung eines Planungsentwurfs: Ein begrünter Innenhof, der von mehrstöckigen Gebäuden umgeben ist.
Foto, Sicht aus der Vogelperspektive auf ein mehrstöckiges Gebäude mit moderner Fassade in Silber und großen Fensterflächen.

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