In vielen Gebäuden, insbesondere in Altbauten oder denkmalgeschützten Objekten, ist eine Außendämmung oft nicht möglich bzw. unerwünscht, da sie den äußerlichen Charakter des Hauses verändert oder aus baulichen oder rechtlichen Gründen nicht realisierbar ist. Das kann bei fehlendem Abstand zum Nachbargrundstück der Fall sein, wenn das Stellen eines Gerüsts nicht möglich ist oder wenn nur ein Teilbereich gedämmt werden soll. In solchen Fällen stellt die Innendämmung eine sinnvolle und oft günstigere Alternative dar, um Wärmeverluste zu reduzieren und den Energieverbrauch zu senken. Voraussetzung dafür ist jedoch ein fachlich korrekter Einbau.
Biobasierte Dämmstoffe wie Hanf, Stroh, Holzfaser oder auch Seegras spielen bei der Innendämmung eine zunehmend wichtigere Rolle. Sie bieten nicht nur nachhaltige und umweltfreundliche Lösungen, sondern zeichnen sich durch hervorragende bauphysikalische, akustische und feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften aus. Diese Materialien tragen zu einem gesunden Raumklima bei und ermöglichen eine effektive Wärmedämmung, ohne den Charakter des Gebäudes zu beeinträchtigen.
Technische Herausforderungen und Lösungen bei der Innendämmung
Innendämmungen bieten eine effektive Möglichkeit zur Optimierung des Wärmeschutzes in Gebäuden, besonders wenn eine Außendämmung nicht realisierbar ist. Trotz ihrer Vorteile bringen sie spezifische technische Herausforderungen mit sich, die eine sorgfältige Planung erfordern, um Bauschäden wie Schimmelbildung und Wärmebrücken zu vermeiden.
Eine zentrale Herausforderung ist die Verschiebung des Taupunkts in die Dämmschicht, was zu Kondenswasser und Feuchtigkeitsschäden führen kann. Hier ist die Wahl des richtigen Dämmmaterials und eine präzise Planung entscheidend, unterstützt durch hygrothermische Simulationen, um das Feuchtigkeitsverhalten der Wand im Voraus zu analysieren.
Biobasierte Dämmstoffe wie Hanf, Stroh, Miscanthus und Holzfaser, kombiniert mit Lehm-, Ton- oder Kalkputzen, bieten durch ihre kapillare Aktivität und Diffusionsoffenheit den Vorteil, Feuchtigkeit aufzunehmen und kontrolliert wieder abzugeben. Dies führt zu einer stabilen Feuchtigkeitsregulierung, minimiert das Schimmelrisiko und fördert ein gesundes Raumklima.
Wärmebrücken treten häufig an Stellen auf, wo die Dämmschicht unterbrochen ist, wie bei Fensterlaibungen oder Wandanschlüssen. Diese Schwachstellen können zu Wärmeverlusten und langfristigen Schäden an der Bausubstanz führen. Naturdämmstoffe wie Holzfaserplatten, Schilf- oder Hanfmatten passen sich gut an unebene Bestandsmauern an, wodurch eine lückenlose Verarbeitung und Reduktion von Wärmebrücken möglich ist. Die diffusionsoffenen Materialien fördern den Feuchtigkeitsaustausch und tragen so ebenfalls zu einem ausgeglichenen Raumklima bei.
Eine umfassende fachliche Planung, die die bauphysikalischen Eigenschaften der Materialkombinationen berücksichtigt, ist unerlässlich. Mit einem durchdachten Ansatz bietet die Innendämmung eine nachhaltige und effiziente Lösung zur Verbesserung der Energieeffizienz.
Biobasierte Dämmstoffe im Überblick
Biobasierte Dämmstoffe umfassen eine breite Palette an natürlichen Materialien, die aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Diese Dämmstoffe zeichnen sich durch ihre vielfältigen Eigenschaften aus, darunter ihre gute Wärmedämmung, Feuchtigkeitsregulierung und eine nachhaltige und oft regionale Produktion. Von Hanf über Holzfaser bis hin zu innovativen Materialien wie Pilzmyzel bieten Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (NaWaRo-Dämmstoffe) ökologische Lösungen für unterschiedlichste Bauanforderungen. Dabei ist es wichtig, immer eine Fachplanerin oder einen Fachplaner für die unterschiedlichen Dämmstoffe heranzuziehen, um sicherzustellen, dass die spezifischen Eigenschaften und Potenziale dieser Materialien optimal genutzt werden können.
Nachwachsende Rohstoffe
Nachwachsende Rohstoffe finden bereits vielfältige Anwendung im Bauwesen und helfen dabei, Treibhausgasemissionen zu verringern.
Innendämmung mit Hanfsteinen, die aus Hanfkalk bestehen.
Hanf ist ein vielseitiger Dämmstoff, der in verschiedenen Formen wie Stopfhanf oder Stopfwolle, Hanfmatten, Hanfweichfasermatten, Dämmplatten, Hanfsteinen oder Hanfkalk eingesetzt werden kann. Er bietet eine gute Wärmedämmung und ist besonders feuchtigkeitsregulierend.
Hanfkalk ist eine sehr interessante Variante des Hanfdämmstoffs, der sich durch seine Diffusionsoffenheit, Kapillaraktivität und Schwerentflammbarkeit auszeichnet. Der hohe pH-Wert des Hanfkalks wirkt schimmelhemmend. Seine kapillare Wirkung sorgt dafür, dass auftretendes Tauwasser sicher aufgenommen und an die Innenraumluft abgegeben wird. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,07 W/(mK) bietet Hanfkalk eine gute Wärmedämmung und seine Diffusionsoffenheit ermöglicht eine gute Feuchteregulierung der Raumluft. Zudem verbessert er die Raumakustik und fungiert als CO₂-Senke. Bei regionalem Anbau bzw. Herstellung kann ihn das zu einem CO₂-negativen Baumaterial machen. Die einfache und hohlraumfreie Ausführung von Hanfkalk ermöglicht Kosteneffizienz, da komplizierte mehrschichtige Wandaufbauten vermieden werden können. Er kommt in der Regel ohne Kunststoff-Folien aus, was zusätzlich die Umweltbelastung reduziert. Hanfsteine, die aus Hanfkalk bestehen, bieten darüber hinaus eine hohe Stabilität und können monolithisch eingebracht werden.
Hanfmatten, Hanfweichfasermatten und Stopfhanf sind eine weitere wertvolle Option für die Innendämmung. Sie sind nachhaltig, leicht zu verarbeiten und ideal für den Einsatz in Wänden sowie Decken. Stopfhanf eignet sich besonders gut zur Füllung von Hohlräumen in Wänden und Decken, vor allem in Altbauten. Er passt sich flexibel an unregelmäßige Strukturen an, bietet gute Wärmedämmung und reguliert die Feuchtigkeit, was zur Vermeidung von Bauschäden beiträgt.
Für den optimalen Einsatz von Hanfdämmstoffen als Innendämmung sind eine sorgfältige Fachplanung wie auch Ausführung und ein durchdachtes Lüftungskonzept unerlässlich.
Stroh ist einer der ältesten natürlichen Dämmstoffe und fällt in großen Mengen als landwirtschaftliches Nebenprodukt an. Es wird heute wieder verstärkt in Form von Strohballen oder als Einblasdämmung im Bauwesen eingesetzt. Strohballen bieten hervorragende Wärmedämmeigenschaften und sind diffusionsoffen, was eine effektive Feuchtigkeitsregulierung ermöglicht. Diese Eigenschaften machen sie besonders geeignet für den Einsatz in traditionellen Bauweisen wie bei Fachwerkhäusern, wo sie nicht nur als Dämmung dienen, sondern auch zur strukturellen Stabilisierung beitragen.
Ein weiterer Vorteil der Strohballen ist ihre natürliche Schallisolierung, die zur Verbesserung der Raumakustik beiträgt. Zudem sind Strohballen vollständig biologisch abbaubar, was sie zu einer umweltfreundlichen Wahl macht. Die Einblasdämmung mit Stroh ist ideal für schwer zugängliche Hohlräume in Wänden, Decken und Dächern. Diese Methode gewährleistet eine fugenfreie und setzungssichere Dämmung, da das Material durch spezielle Maschinen eingebracht wird und sich perfekt an die Gegebenheiten anpasst.
Stroh erfordert, wie auch andere biobasierte Dämmstoffe, spezielle Kenntnisse bei der Verarbeitung. Daher ist es wichtig, dass die Installation von zertifizierten Fachleuten durchgeführt wird, um eine optimale Dämmwirkung zu gewährleisten. Eine sorgfältige Planung und Ausführung sind entscheidend, um das volle Potenzial von Stroh als Dämmstoff auszuschöpfen und eine langfristige, nachhaltige Lösung für die Innendämmung zu bieten.
Holzfaser-Dämmstoffe sind seit Jahren im Einsatz und stellen eine vielseitige und umweltfreundliche Lösung für die Innendämmung dar. Sie sind in verschiedenen Formen erhältlich, darunter als Holzfaserdämmplatten, Matten und Einblasdämmstoffe. Holzfaserplatten bieten eine stabile Struktur, die sich leicht in Wänden, Decken und Dächern anwenden lässt. Sie sind ideal für die Innendämmung geeignet, da sie eine hervorragende Wärmedämmung bieten als auch Schall effektiv dämmen. Die Platten und Matten können als diffusionsoffenes System eingebaut werden und tragen durch ihre kapillare Wirkung zur Regulierung der Feuchtigkeit in der Wand bei.
Einblasdämmstoffe aus Holzfaser bieten eine flexible und effiziente Möglichkeit, Hohlräume in Wänden, Dächern oder Zwischendecken zu dämmen. Sie lassen sich schnell und gleichmäßig verteilen, wobei auf eine ausreichende Verdichtung geachtet werden muss, um Setzungen zu vermeiden. Einblasdämmstoffe sind besonders nützlich bei der Sanierung bestehender Gebäude, da sie sich an unregelmäßige Formen und schwierige Zugänge anpassen können.
In beiden Fällen, ob Platten oder Einblasdämmung, kann die Dämmung mit diffusionsoffenen Putzsystemen wie Lehm- oder Kalkputz kombiniert werden. Alternativ kann es auch als diffusionsbremsendes System mit entsprechenden Plattenwerkstoffen ausgeführt werden, wenn zum Beispiel an der Wand Lasten befestigt werden sollen.
Schilf ist ein nachhaltiger Dämmstoff, der seit Jahrhunderten eingesetzt wird und besonders für die Innendämmung in denkmalgeschützten und ästhetisch anspruchsvollen Gebäuden geeignet ist. Schilfmatten bestehen aus natürlichen Schilfrohren, die ohne chemische Zusätze verarbeitet werden. Sie bieten gute Wärmedämmeigenschaften mit einem typischen U-Wert von etwa 0,56 W/(m²K) bei einer Schichtstärke von 60 mm zusammen mit den erforderlichen Lehmputzschichten. Sie sind diffusionsoffen, unterstützen den natürlichen Feuchtigkeitsaustausch und verhindern somit Schimmelbildung.
Bei der Dämmung mit Schilf ist eine sorgfältige Planung wichtig, insbesondere um die Taupunktproblematik zu bewältigen. Schilfrohr hat die Baustoffklasse B2 (normal entflammbar) und ist sehr langlebig, wodurch es ideal für ökologische Bauprojekte geeignet ist. Schilfdämmplatten werden häufig in Kombination mit Lehmputz verwendet, um ein gesundes Raumklima zu schaffen und Feuchtigkeit effektiv zu regulieren.
Ein typischer Wandaufbau für eine Innendämmung mit Schilf umfasst eine Schicht Lehmputz, gefolgt von der Schilfdämmplatte und weiteren Putzschichten. Dabei ist es wichtig, die Platten vollflächig in den Lehmputz einzudrücken, um Hohlräume zu vermeiden, die zu Feuchtigkeitsproblemen führen könnten. Schilf dient dabei nicht nur als Dämmstoff, sondern auch als Putzträger und verbessert durch seine Kapillarität den Feuchtetransport innerhalb der Wand.
Besondere Verarbeitungshinweise umfassen die Prüfung der bestehenden Wand auf Feuchtigkeit und Schäden, den Schutz der Dämmplatten vor aufsteigender Feuchtigkeit sowie die korrekte Befestigung und Anordnung der Schilfrohre, um eine stabile und langlebige Dämmung zu gewährleisten. In Fachwerkwänden hat sich die Kombination von Schilf und Lehm über Jahrhunderte bewährt und bietet einen effektiven Schutz gegen Wärmeverluste und Feuchtigkeit.
Zusätzlich kann eine Wandheizung installiert werden, die einfach an den Laufdrähten der Schilfplatten befestigt wird, um den Wohnkomfort zu erhöhen. Elektroinstallationen können direkt in den Lehmputz eingebracht werden, was die Flexibilität der Konstruktion weiter steigert.
Seegras ist ein besonders nachhaltiger Dämmstoff, da es ohne zusätzlichen Anbau direkt als Treibgut an den Küsten gesammelt werden kann, nach der Ernte einfach an der Luft getrocknet wird und keine chemischen Zusätze benötigt, was seine hervorragende Ökobilanz unterstreicht. Seegras wird bereits seit Jahrhunderten als Dämmstoff eingesetzt, verrottet nicht und ist aufgrund seiner natürlichen Eigenschaften ideal für die Innendämmung geeignet.
Es wird in Form von losem Material oder als Matten in einem Holzständerwerk integriert und bietet durch seine kapillare Wirkung eine hervorragende Feuchtigkeitsregulierung. Die Dämmwirkung von Seegras ermöglicht es, auch bei geringeren Dämmstärken effektive U-Werte zu erreichen. Für einen U-Wert von 0,2 W/(m²K) wären etwa 20 cm Seegras notwendig, was eine signifikante Reduktion des Wärmeverlustes ermöglicht. Die Wärmeleitfähigkeit von Seegras-Dämmungen liegt typischerweise im Bereich von 0,039 bis 0,046 W/(mK).
Bei einem diffusionsoffenen Aufbau wird Seegras in Kombination mit einem Holzständerwerk und einem diffusionsoffenen Putz (Lehm- oder Kalkputz) eingesetzt. Alternativ können Plattenwerkstoffe wie Lehmplatten, Strohbauplatten oder Gipskarton verwendet werden. Eine Dampfbremse kann notwendig sein, falls eine Bretterverschalung oder eine Installationsebene geplant ist.
Seegras ist zudem schwer entflammbar, glimmt nur bei direktem Kontakt mit einer Flamme und erlischt sofort nach Entfernen der Zündquelle. Bisher wird es als B2 (normal entflammbar) eingestuft, die Einstufung als B1 (schwer entflammbar) wird jedoch angestrebt.
Wiesengras, das auf naturbelassenen Flächen oder Feuchtwiesen gedeiht, ist sehr ressourcenschonend und wird in Form von Zellulose, Einblasdämmung, Dämmmatten oder -platten verarbeitet. Wiesengras eignet sich als Einblasdämmung ausgezeichnet für die Altbausanierung, da es in schwer zugängliche Dachbereiche eingeblasen werden kann. Dämmmatten aus Wiesengras sind mittlerweile im Baustoffhandel erhältlich.
Die Verwendung von Wiesengrasdämmung bietet zahlreiche Vorteile, insbesondere in der Altbausanierung. Die Wiesengras-Dämmplatten haben eine Wärmeleitfähigkeit von 0,041 W/mK, eine hohe spezifische Wärmekapazität von 2232 J/kgK und einen niedrigen Dampfdiffusionswiderstand von 2, was eine effektive Feuchtigkeitsregulierung ermöglicht. Wiesengras kann als Einblas-, Schütt- oder Stopfdämmstoff eingesetzt werden, wobei die Einblasmethode besonders gut für schwer zugängliche Bereiche geeignet ist.
Bei der Verarbeitung ist darauf zu achten, dass die Installation fachgerecht erfolgt und die Platten passgenau zugeschnitten und verlegt werden. Das ist notwendig, um die Dämmleistung zu maximieren, Schimmelbildung zu vermeiden sowie ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Die Kombination aus Nachhaltigkeit, hervorragenden Dämmeigenschaften und einem gesunden Raumklima macht Wiesengras zu einer vielversprechenden Option für moderne Dämmkonzepte.
Zellulose-Dämmstoffe sind eine weitere effiziente Lösung für die Innendämmung von Gebäuden. Sie werden hauptsächlich aus recyceltem Papier wie Zeitungen hergestellt, können aber auch aus Gräsern oder Miscanthus gewonnen werden. Diese Dämmstoffe bieten hervorragende Wärmedämmeigenschaften mit einer typischen Wärmeleitfähigkeit von 0,035 bis 0,040 W/mK und einer hohen spezifischen Wärmekapazität, die zur Regulierung der Innentemperatur beiträgt.
Zellulose-Dämmstoffe haben die Fähigkeit, Feuchtigkeit zu regulieren, indem sie überschüssige Feuchtigkeit aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben können. Das verbessert das Raumklima und verringert das Risiko von Schimmelbildung. Zudem sind Zellulose-Dämmstoffe aufgrund ihrer Struktur und ihres verdichteten Einbaus schallabsorbierend, was die Akustik in Innenräumen optimiert.
Für die Innendämmung können Zellulose-Dämmstoffe sowohl als Einblasdämmung als auch in Plattenform eingesetzt werden. Die Einblasdämmung eignet sich besonders gut für schwer zugängliche Bereiche, während Plattenmaterialien für Wände und Decken geeignet sind. Bei der Verarbeitung ist es wichtig, eine fachgerechte Installation sicherzustellen, um die Dämmleistung zu maximieren und mögliche Probleme mit Feuchtigkeit zu vermeiden.
Insgesamt bieten Zellulose-Dämmstoffe eine hervorragende Kombination aus Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Benutzerfreundlichkeit, was sie zu einer attraktiven Option für die Innendämmung, insbesondere in der energetischen Sanierung von Altbauten, macht.
Lehm und Kalk sind Schlüsselmaterialien bei der Innendämmung mit nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf, Miscanthus, Stroh, Seegras oder Schilf und sind vielseitig einsetzbar. Sie kommen als Putz, Bindemittel oder Plattenwerkstoffe in Verbindung mit Pflanzenfasern zum Einsatz und bieten durch ihre Diffusionsoffenheit einen optimalen Feuchtigkeitsaustausch. Lehm ist ideal für feuchtigkeitsbelastete Räume, da er kapillaraktiv ist und die Schalldämmung verbessert. Kalk bietet durch seine alkalischen Eigenschaften einen natürlichen Schutz vor Schimmel.
Mittlerweile gibt es auf dem Markt eine Vielzahl von Produkten, darunter Lehm- oder Tonputze, Leichtlehmplatten, Lehmbauplatten oder Hanf-Lehm-Platten, die speziell für den Einsatz in Innenräumen entwickelt wurden. Die Wahl des richtigen Materials sollte immer auf den spezifischen Dämmstoff und die Raumsituation abgestimmt werden, um die ideale Kombination aus Dämmwirkung und Feuchtigkeitsmanagement zu erreichen.
Durch die Vielfalt, der bereits auf dem Markt erhältlichen Produkte, lässt sich für jedes Bauprojekt und jede Anwendung die passende Lösung finden.
Neue biobasierte Dämmstoffe aus Miscanthus, Typha, Hopfen oder auch Pilzmyzel gewinnen in der Baubranche zunehmend an Bedeutung als innovative Alternativen zu konventionellen Dämmstoffen und erweitern die Palette der NaWaRo-Dämmstoffe.
Miscanthus ist eine pflegeleichte, schnell wachsende Pflanze, die in Form von Faserplatten, Miscanthus-Blöcken, losen Fasern als Einblasdämmung oder als Zuschlagsstoff in Hochleistungs-Dämmputzen eingesetzt werden kann. Aktuell gibt es in Deutschland noch keine industrielle Fertigung, allerdings existieren zahlreiche Projekte in der EU, die vermehrt auf diesen Dämmstoff setzen.
Typha (Rohrkolben), das in Feuchtgebieten wächst, reguliert Feuchtigkeit effektiv und bietet einen hervorragenden sommerlichen Wärmeschutz sowie eine hohe Resistenz gegen Schimmel und Schädlinge. In diversen Einzelprojekten wurden bereits sehr gute Ergebnisse erreicht, allerdings fehlt noch ein flächendeckendes Produkt auf dem Markt.
Hopfen kann als innovativer und nachhaltiger Dämmstoff genutzt werden, der aus den Fasern der Hopfenreben hergestellt wird und hervorragende Wärmedämmeigenschaften bietet. Die faserige Struktur und die im Stängel vorhandenen Zelluloseröhrchen machen Hopfen zu einem effektiven Dämmmaterial. Zudem hat Hopfen gute Wärmedämmeigenschaften, ähnlich wie Hanf. Aktuell befindet sich die Entwicklung von Dämmstoffen aus Hopfen noch in einer Testphase.
Pilzmyzel bildet durch die Zucht auf organischen Abfällen leichte, aber stabile Strukturen, die als Dämmplatten verwendet werden können. Es ist vollständig biologisch abbaubar, schwer entflammbar und hat somit großes Potenzial, zukünftig vermehrt eingesetzt werden zu können. Erste Projekte werden aktuell realisiert.
Obwohl diese innovativen Dämmstoffe derzeit noch nicht in großem Umfang in Deutschland verfügbar sind, können sie bereits bei einigen spezialisierten Herstellern bezogen werden und zeigen großes Potenzial für die zukünftige Bauwirtschaft.
Hanf
Hanf ist ein nachwachsender und regional verfügbarer Rohstoff, der sehr vielseitig in der Bauindustrie eingesetzt werden kann.
Stroh ist Sammelbegriff für trockene, ausgedroschene Getreidereste. Der Rohstoff ist klimafreundlich, günstig und steht als Nebenprodukt der Landwirtschaft in großen Mengen zur Verfügung.
Der nachwachsende Rohstoff wird seit Jahrtausenden zur Dachdeckung, als Dämmung, als Putzträger oder als Zuschlag genutzt. Derzeit erlebt Schilf eine Renaissance.
Lehm erlebt eine Renaissance als nachhaltige Alternative zu konventionellen Baustoffen. Seine materialtypischen Eigenschaften ermöglichen moderne, klimafreundliche Architektur und verschiedenste Gebäudetypen mit mehreren Geschossen.
Der Bedarf an erneuerbaren Rohstoffen ist groß, doch ihr Gedeihen braucht Zeit. Miscanthus bietet der Bauindustrie eine nachhaltige Alternative: Der robuste Chinaschilf ist schnellwüchsig, ergiebig, vollständig recycelbar und speichert CO2 effektiv.
Rohrkolben ist eine leichte, stabile und witterungsbeständige Wasser- und Sumpfpflanze, die sich ideal zur Dämmung von Gebäuden eignet. Der Anbau von Typha in Paludikulturen kann gleichzeitig zur Renaturierung von Mooren beitragen.
Materialien auf Pilzbasis können helfen, neue und recycelbare, aber vor allem nachhaltige Baustoffe zu entwickeln. Pilze sind in der Lage, organische Stoffe zu zersetzen und bilden so Bio-Komposite, die als Baustoffe eingesetzt werden können.
Beim Einbringen einer Innendämmung kann die Kombination mit Flächenheizungen wie Wand- oder Deckenheizsystemen als zusätzliche effektive und nachhaltige Lösung für die energetische Optimierung von Gebäuden angedacht werden. Flächenheizungen bieten eine sinnvolle Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Heizsystemen. Wasserführende Systeme zirkulieren warmes Wasser durch Rohre und sind besonders effizient bei Niedertemperaturquellen wie Wärmepumpen. Hier gibt es bereits fertige Gesamtlösungen auf dem Markt, die sowohl heizen als auch kühlen können. Rein elektrische Heizsysteme mit dünnen Heizmatten sind hingegen ideal für kleinere Flächen und die Nachrüstung in einzelnen Räumen. Beide Systeme regulieren die Raumfeuchtigkeit und verhindern Schimmelbildung. Wichtig ist, dass Flächenheizungen im Gesamtkontext der Gebäudetechnik geplant werden, um ihre maximale Effizienz zu erreichen.
Potenziale und Zukunftsperspektiven
Die Nachfrage nach nachhaltigen Dämmstoffen wächst stetig. Biobasierte Dämmstoffe bieten dabei ein enormes Potenzial für die Zukunft. Mit steigender Effizienz in der Herstellung und einer höheren Verfügbarkeit könnten diese Materialien bald eine noch größere Rolle in der Bauwirtschaft spielen.
Zudem tragen sie zur Erreichung von Klimazielen bei, indem sie die CO₂-Emissionen während ihres gesamten Lebenszyklus reduzieren – von der ressourcenschonenden, regionalen Herstellung über die Energieeinsparungen im Betrieb bis hin zur biologischen Abbaubarkeit am Ende ihrer Nutzungsdauer.
Im Gegensatz zu konventionellen Baustoffen, die häufig mit negativen Umweltwirkungen verbunden sind, erbringen nachwachsende Rohstoffe zusätzliche Ökosystemdienstleistungen. Diese umfassen unter anderem die Förderung der Biodiversität, die Verbesserung der Bodenqualität und die Speicherung von Kohlenstoff in den Pflanzen und Böden. Im Kontext des Klimawandels sind biobasierte Dämmstoffe daher nicht nur eine nachhaltige Wahl, sondern auch ein aktiver Beitrag zur globalen Reduktion von Treibhausgasen.
Mit zunehmendem Bewusstsein für die Bedeutung umweltfreundlicher Bauweisen und den strenger werdenden gesetzlichen Vorgaben können biobasierte Dämmstoffe in Zukunft eine Schlüsselrolle im nachhaltigen Bauen einnehmen und verstärkt als regionale Dämmstoffe angeboten werden können. Das verbessert ihre Umweltbilanz weiter und stärkt die regionale Wirtschaft.
Dank ihrer Eigenschaften können zahlreiche nachwachsende Rohstoffe dem Ökosystem dienlich sein. Diese Berücksichtigung von Ökosystem-Dienstleistungen kann für mehr Nachhaltigkeit im Bausektor sorgen.
Die Auswahl der Baustoffe spielt im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine bedeutende Rolle. Leistungsfähige Dämmstoffe erhöhen die energieeffizienz von Gebäuden, Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen schonen Ressourcen und vermeiden Emissionen.
Nachhaltiges Bauen und Sanieren gewinnt weiterhin an Bedeutung. Sowohl im Bereich des öffentlichen Bauens als auch bei privaten Bauprojekten ist die Verwendung klimaschonender Baustoffe und die Betrachtung des Lebenszyklus zunehmend wichtig.
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