Innendämmung mit biobasierten Dämmstoffen
Stand: September 2024In vielen Gebäuden, insbesondere in Altbauten oder denkmalgeschützten Objekten, ist eine Außendämmung oft nicht möglich bzw. unerwünscht, da sie den äußerlichen Charakter des Hauses verändert oder aus baulichen oder rechtlichen Gründen nicht realisierbar ist. Das kann bei fehlendem Abstand zum Nachbargrundstück der Fall sein, wenn das Stellen eines Gerüsts nicht möglich ist oder wenn nur ein Teilbereich gedämmt werden soll. In solchen Fällen stellt die Innendämmung eine sinnvolle und oft günstigere Alternative dar, um Wärmeverluste zu reduzieren und den Energieverbrauch zu senken. Voraussetzung dafür ist jedoch ein fachlich korrekter Einbau.
Biobasierte Dämmstoffe wie Hanf, Stroh, Holzfaser oder auch Seegras spielen bei der Innendämmung eine zunehmend wichtigere Rolle. Sie bieten nicht nur nachhaltige und umweltfreundliche Lösungen, sondern zeichnen sich durch hervorragende bauphysikalische, akustische und feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften aus. Diese Materialien tragen zu einem gesunden Raumklima bei und ermöglichen eine effektive Wärmedämmung, ohne den Charakter des Gebäudes zu beeinträchtigen.
Technische Herausforderungen und Lösungen bei der Innendämmung
Innendämmungen bieten eine effektive Möglichkeit zur Optimierung des Wärmeschutzes in Gebäuden, besonders wenn eine Außendämmung nicht realisierbar ist. Trotz ihrer Vorteile bringen sie spezifische technische Herausforderungen mit sich, die eine sorgfältige Planung erfordern, um Bauschäden wie Schimmelbildung und Wärmebrücken zu vermeiden.
Eine zentrale Herausforderung ist die Verschiebung des Taupunkts in die Dämmschicht, was zu Kondenswasser und Feuchtigkeitsschäden führen kann. Hier ist die Wahl des richtigen Dämmmaterials und eine präzise Planung entscheidend, unterstützt durch hygrothermische Simulationen, um das Feuchtigkeitsverhalten der Wand im Voraus zu analysieren.
Biobasierte Dämmstoffe wie Hanf, Stroh, Miscanthus und Holzfaser, kombiniert mit Lehm-, Ton- oder Kalkputzen, bieten durch ihre kapillare Aktivität und Diffusionsoffenheit den Vorteil, Feuchtigkeit aufzunehmen und kontrolliert wieder abzugeben. Dies führt zu einer stabilen Feuchtigkeitsregulierung, minimiert das Schimmelrisiko und fördert ein gesundes Raumklima.
Wärmebrücken treten häufig an Stellen auf, wo die Dämmschicht unterbrochen ist, wie bei Fensterlaibungen oder Wandanschlüssen. Diese Schwachstellen können zu Wärmeverlusten und langfristigen Schäden an der Bausubstanz führen. Naturdämmstoffe wie Holzfaserplatten, Schilf- oder Hanfmatten passen sich gut an unebene Bestandsmauern an, wodurch eine lückenlose Verarbeitung und Reduktion von Wärmebrücken möglich ist. Die diffusionsoffenen Materialien fördern den Feuchtigkeitsaustausch und tragen so ebenfalls zu einem ausgeglichenen Raumklima bei.
Eine umfassende fachliche Planung, die die bauphysikalischen Eigenschaften der Materialkombinationen berücksichtigt, ist unerlässlich. Mit einem durchdachten Ansatz bietet die Innendämmung eine nachhaltige und effiziente Lösung zur Verbesserung der Energieeffizienz.
Tool-Tipp: Planung schadenfreier Innendämmungen mit WUFI
Die kostenpflichtige Software WUFI („Wärme und Feuchte instationär") ist ein hygrothermisches Simulationsprogramm und ermöglicht eine detaillierte Analyse von Wärme- und Feuchtetransport in Bauteilen und Gebäuden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden berücksichtigt WUFI vielfältige Faktoren wie Regenwasseraufnahme, Feuchtespeicherung sowie die Auswirkungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Der Prozess beginnt mit der Eingabe von Gebäudedaten, einschließlich Materialeigenschaften, Klimadaten und Nutzungsbedingungen. Anschließend simuliert WUFI den Wärme- und Feuchtetransport über einen definierten Zeitraum. Die Ergebnisse werden grafisch dargestellt, so dass kritische Feuchtigkeitszonen und mögliche Tauwasserbildung identifiziert werden können. Diese Simulation ist besonders wertvoll für die schadenfreie Planung von Sanierungen und Neubauten, um Feuchteschäden zu vermeiden und die Energieeffizienz zu maximieren.
Biobasierte Dämmstoffe im Überblick
Biobasierte Dämmstoffe umfassen eine breite Palette an natürlichen Materialien, die aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Diese Dämmstoffe zeichnen sich durch ihre vielfältigen Eigenschaften aus, darunter ihre gute Wärmedämmung, Feuchtigkeitsregulierung und eine nachhaltige und oft regionale Produktion. Von Hanf über Holzfaser bis hin zu innovativen Materialien wie Pilzmyzel bieten Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (NaWaRo-Dämmstoffe) ökologische Lösungen für unterschiedlichste Bauanforderungen. Dabei ist es wichtig, immer eine Fachplanerin oder einen Fachplaner für die unterschiedlichen Dämmstoffe heranzuziehen, um sicherzustellen, dass die spezifischen Eigenschaften und Potenziale dieser Materialien optimal genutzt werden können.
Innendämmung und Flächenheizung
Beim Einbringen einer Innendämmung kann die Kombination mit Flächenheizungen wie Wand- oder Deckenheizsystemen als zusätzliche effektive und nachhaltige Lösung für die energetische Optimierung von Gebäuden angedacht werden. Flächenheizungen bieten eine sinnvolle Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Heizsystemen. Wasserführende Systeme zirkulieren warmes Wasser durch Rohre und sind besonders effizient bei Niedertemperaturquellen wie Wärmepumpen. Hier gibt es bereits fertige Gesamtlösungen auf dem Markt, die sowohl heizen als auch kühlen können. Rein elektrische Heizsysteme mit dünnen Heizmatten sind hingegen ideal für kleinere Flächen und die Nachrüstung in einzelnen Räumen. Beide Systeme regulieren die Raumfeuchtigkeit und verhindern Schimmelbildung. Wichtig ist, dass Flächenheizungen im Gesamtkontext der Gebäudetechnik geplant werden, um ihre maximale Effizienz zu erreichen.
Potenziale und Zukunftsperspektiven
Die Nachfrage nach nachhaltigen Dämmstoffen wächst stetig. Biobasierte Dämmstoffe bieten dabei ein enormes Potenzial für die Zukunft. Mit steigender Effizienz in der Herstellung und einer höheren Verfügbarkeit könnten diese Materialien bald eine noch größere Rolle in der Bauwirtschaft spielen.
Zudem tragen sie zur Erreichung von Klimazielen bei, indem sie die CO₂-Emissionen während ihres gesamten Lebenszyklus reduzieren – von der ressourcenschonenden, regionalen Herstellung über die Energieeinsparungen im Betrieb bis hin zur biologischen Abbaubarkeit am Ende ihrer Nutzungsdauer.
Im Gegensatz zu konventionellen Baustoffen, die häufig mit negativen Umweltwirkungen verbunden sind, erbringen nachwachsende Rohstoffe zusätzliche Ökosystemdienstleistungen. Diese umfassen unter anderem die Förderung der Biodiversität, die Verbesserung der Bodenqualität und die Speicherung von Kohlenstoff in den Pflanzen und Böden. Im Kontext des Klimawandels sind biobasierte Dämmstoffe daher nicht nur eine nachhaltige Wahl, sondern auch ein aktiver Beitrag zur globalen Reduktion von Treibhausgasen.
Mit zunehmendem Bewusstsein für die Bedeutung umweltfreundlicher Bauweisen und den strenger werdenden gesetzlichen Vorgaben können biobasierte Dämmstoffe in Zukunft eine Schlüsselrolle im nachhaltigen Bauen einnehmen und verstärkt als regionale Dämmstoffe angeboten werden können. Das verbessert ihre Umweltbilanz weiter und stärkt die regionale Wirtschaft.
Weiterführende Informationen
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe FNR
- Marktübersicht über Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen in Deutschland
- Produktdatenbank Dämmstoffe
- Schlussbericht Zusatznutzen von NaWaRo-Dämmstoffen (PDF / 165 MB)
- Altbausanierung mit nachwachsenden Rohstoffen
- Strohgedämmte Gebäude
- Allgemeine Übersicht der Broschüren
Kompetenzzentrum Niedersachsen – Netzwerk nachwachsende Rohstoffe
Deutsche Umwelthilfe
- Ökologisch und leistungsstark – Dämmen mit nachwachsenden Rohstoffen (PDF / 3 MB)
- Dämmen mit nachwachsenden Rohstoffen – Mehr als nur Wärmedämmung (PDF 4 MB)
- Naturdämmstoffe – Wider die falschen Mythen (PDF / 1 MB)
Bauzentrum München
VDNR – Verband Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen e. V.
FASBA – Fachverband Strohballenbau
Nutzhanfnetzwerk