Fenster sind häufig die flächenmäßig größten Öffnungen in der Umfassungsfläche eines Gebäudes und daher energetischer von besonderer Bedeutung. Das zeigt sich auch in den durchschnittlichen Raumwärmeverlusten unterschiedlicher Gebäudetypologien im Bestand. Hier liegen die Verluste über die Fenster häufig zwischen 25 und 30 Prozent (Quelle: Springer Vieweg).
Aus konstruktiver Sicht lassen sich Fenster wie folgt unterscheiden:
Einfachfenster (fester Blendrahmen und ein bewegbarer Flügel)
Einfachverglasung
Mehrscheibenverglasungen
Mehrfachfenster (zwei getrennt bewegbare Flügel)
Verbundfenster
Doppelfenster
Kastenfenster
Es gibt eine weite Spanne an verschiedenen Formen mit unterschiedlicher Ausführung. Je nach Funktionsprinzip können Fenster folgenden Gruppen zugeordnet werden: Festfenster, Kipp-, Dreh-, Klapp- oder Schiebefenster. Außerdem sind diverse Achsenanordnungen möglich, um die Fenster zu bewegen.
Teil eines Fensters ist auch der Fensterrahmen, der üblicherweise aus den Materialien Holz, Metall oder Kunststoff besteht. Abgesehen von den klassischen Varianten ist ein Verbund der verschiedenen Materialien, der die jeweiligen Materialvorteile nutzt, immer häufiger vorzufinden. Das Fenster hat als Teil der Gebäudehülle viele Funktionen zu erfüllen und muss zahlreichen Anforderungen gerecht werden.
Geschichte von Fenstern
Die Entwicklung der ersten Fenster reicht über simple Öffnungen in der Fassade, über opake verschließbaren Klappen (Holz bzw. Stahl), bis hin zu mit Tierhäuten und Leinentücher überzogenen Öffnungen. Das Butzenfenster mit Holzrahmen gilt als historisches erstes Glasfenster. Darauf folgten die ersten Varianten mit Stahlrahmen. Das erste Fenster mit einem Rahmen aus Kunststoff (PVC) wurden im Jahr 1954 entwickelt. Heute sind Fenster aus Kunststoff in den Verkaufszahlen mit deutlichem Abstand führend auf dem Weltmarkt.
Gesetze und Normen
Die gesetzlichen Anforderungen an Fenster werden in der jeweiligen Landesbauordnung und den technischen Baubestimmungen geregelt. Darüber hinaus sind für hand- oder kraftbetätigte Fenster unverbindliche Empfehlungen der DIN 18055:2020-09 zu entnehmen. Die darin enthaltenen allgemeinen Qualitäts- und Leistungsanforderungen basieren auf der europäischen Produktnorm DIN EN 14351-1:2016-12, die für die CE-Kennzeichnung herangezogen wird. Die konkreten gesetzlichen Anforderungen, die sich aus dem GEG ableiten, beziehen sich auf folgende Punkte:
Vermeidung von Tauwasser und Schimmelpilzbildung nach DIN 4108-2 (fRsi >= 0,7)
Reduktion Wärmeverlust über Bauteil und Anschlussfuge nach DIN 4108-2 und -7
Vorgaben UW-Wert
Psi - Wert
Funktionsfuge Klasse 2 bzw. 3
Luftdurchlässigkeit der Anschlussfuge
Dauerhafte Luftdichtheit
DIN 4108 – Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden
Die Norm DIN 4108 gibt den Rahmen für den sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz von Gebäuden und einzelnen Bauteilen vor. Bei der Erstellung öffentlich-rechtlicher Nachweise wurde sie in Teilen von der DIN V 18599 abgelöst.
Die Anforderungen, die an Fenster gestellt werden, haben sich mit der Zeit stetig gesteigert. Die Eigenschaften, die sich auch aus der Produktnorm ableiten und für die CE-Kennzeichnung herangezogen werden, sind laut Prüfzentrum für Bauelemente die folgenden:
Widerstandsfähigkeit bei Windlast
Schlagregendichtheit
Luftdurchlässigkeit
Gefährliche Substanzen
Tragfähigkeit von Sicherheitsvorrichtungen
Schallschutz
Wärmeschutz
Strahlungseigenschaften
Stoßfestigkeit
Dauerfunktion
Mechanische Festigkeit
Bedienungskräfte
Differenzklima
Einbruchhemmung
Wärmeschutz
Ein Fenster ist ein aus vielen Einzelteilen bestehendes, komplexes System. Die Verglasung, der Rahmen sowie die Anschlüsse der Scheiben und des Gesamtsystems an die Fensterlaibung ist für die Wärmeübertragung relevant und zu Beginn der Planung jeweils als eigenes System zu betrachten. Die energetische Qualität des Rahmens wird durch den Uf-Wert und die Qualität des Randverbundes der Glasscheiben anhand des Psi-Wertes (Wärmebrücke) bemessen. Beschichtete Mehrscheibenisolierverglasungen stoßen heute bereits wärmeschutztechnisch an die Grenzen des physikalisch Möglichen. So werden mittlerweile Ug-Werte von annähernd 0,3 W/m2K bei Fenstern mit Vakuumverglasungen und 0,5 W/m2K mit Gasfüllung erreicht (Quelle: Passivhaus Institut). Aus den genannten einzelnen Komponenten wird der U-Wert für das gesamte Fenster ermittelt. Die Formeln zur Berechnung des UW-Wertes für verschiedene Fenstersysteme können der Norm DIN EN ISO 10077-1 entnommen werden.
Die Bestimmung des U-Werts ist auch mittels des Tabellenverfahrens für Fenster mit einem Rahmenanteil von bis zu 30 Prozent möglich, das ebenfalls in der DIN EN ISO 10077-1 enthaltenen ist. Zu beachten sind bei der Berechnung des UW-Wertes pauschale Zuschlagswerte, die etwa durch Sprossen im Scheibenzwischenraum oder durch Herstellerangaben variieren können. Alternativ ist eine detaillierte Berechnung des Rahmens und des Randverbundes über die DIN EN ISO 10077-2 möglich. Der UW-Wert für ein Fensterelement mit opaker Füllung (Paneel) kann nach DIN EN ISO 10077-1 Gleichung 2 berechnet werden. Hervorzuheben ist, dass für die Effizienz des Gesamtsystems der Anschluss des Rahmens entscheidend ist. Hier ist bei der Ausführung auf eine wärmebrückenreduzierte und luftdichte Ausführung zu achten.
Etwa zwei Drittel der Wärme geht bei Mehrscheibensystemen durch Wärmestrahlung und ein Drittel durch Wärmeleitung und Konvektion verloren. Die Anteile der Wärmeleitung und der Konvektion sind abhängig von der Größe des Scheibenzwischenraums (SZR). Die Verluste durch Wärmestrahlung verändern sich mit zunehmendem Abstand bei gleicher Flächenausrichtung (parallel) hingegen nicht. Mit steigendem Abstand im Scheibenzwischenraum nehmen zunächst die Verluste durch die Wärmeleitung in Abhängigkeit des gewählten Fluids (Luft oder Edelgas) aufgrund steigender Wärmedämmwirkung (R = d/λ) ab. Dies passiert in Abhängigkeit des Fluids bis zu einem gewissen Bereich von annähernd 8 mm (Xenon) bis 16 mm (Luft), ab dem langsam Verlusteffekte durch Konvektion im Scheibenzwischenraum auftreten und ansteigen. Argon ist heute das meist verwendete Edelgas. Die meisten Fenstermodelle haben Scheibenabstände im Bereich von 12 bis 16 mm (Argon 14 bis 16 mm).
Um die Leitung und Konvektion von Wärme gänzlich auszuschließen, ist die Herstellung eins Vakuums im Scheibenzwischenraum die wärmetechnisch optimale Lösung. Aufgrund des zu stabilisierenden Unterdrucks, des Verarbeitungsprozesses und des Risikos für die Langlebigkeit waren Vakuumverglasungen lange uninteressant. Aktuelle Dreifachverglasungen mit Krypton erreichen bereits Ug-Werte von 0,5 W/m2K. Mit Vakuumverglasungen sind bis zu 0,3 W/m2K möglich. Die Verbesserung rechtfertigt in der Regel jedoch nicht den finanziellen, ökologischen, konstruktiven bzw. statischen Mehraufwand. Auch Vierfachverglasungen werden aufgrund des großen zusätzlichen Aufwandes selten verwendet. Darüber hinaus kann das Gewicht bei der Montage eine Herausforderung darstellen, da eine Dreifachverglasung bereits etwa 30 kg und eine Vierfachverglasung 40 kg pro m2 Glasfläche wiegt.
Der wesentlich größere Strahlungsanteil kann effektiv durch Beschichtungen reduziert werden. Jedes Material besitzt einen Emissionsgrad, der angibt wie gut es seine Wärme im Verhältnis zu einem „schwarzen Strahler“ abstrahlen kann. Normale Floatglasscheiben haben in Abhängigkeit einer betrachteten Temperatur von beispielsweise 20 Grad einen Emissionsgrad von 0,9. Metalle wie Silber und Gold haben hingegen einen sehr geringen Emissionsgrad von 0,02 bis 0,1. Aus diesem Grund werden Floatglasscheiben zum Beispiel mit hauchdünnen Silberschichten bedampft. Dadurch entstehen sogenannte Low-E-Gläser (Low-E steht hierbei für eine niedrige Emissivität) mit einem deutlich niedrigeren Wärmestrahlungsgrad. Auch einfache Klebefolien, etwa aus PVC, die auf der Innenseite des Fensters angebracht werden, können den aus dem Innenraum gelangenden Strahlungsanteil reduzieren.
Zwei- bis Dreifach-Mehrscheibenverglasungen mit Edelgasen im Scheibenzwischenraum (Argon, Krypton und selten Xenon)
Beschichtungen von Glasscheiben
geschlossene Mehrkammersysteme im Fensterrahmen mit Dämmung
verbesserter Randverbund („warme Kante“)
Verzicht auf Stahlarmierung im Rahmen
strukturelle Glasverklebung
erhöhte Bautiefe des Systems
luftdichte Bauteile und Ausführung der Anschlüsse
Fenster mit Einfachglas: 4,7 W/m2K
Verbund- und Kastenfenster: 2,4 W/m2K
2-Scheiben-Isolierglas unbeschichtet: 2,7 W/m2K
Fenster mit 2-Scheiben-Wärmedämmglas (Low-E): 1,5 W/m2K
Fenster mit 3-Scheiben-Wärmedämmglas (2 x Low-E): 1,1 W/m2K
Eine Doppelverglasung kostet etwa 290 bis 340 Euro/m2 Fensterfläche und eine Dreifachverglasung ungefähr 340 bis 390 Euro/m2. Eine Investition, die sich über die Jahre aufgrund eingesparter Energie lohnt. Außerdem werden Dreischeibenverglasungen im Gegensatz zu doppelt verglasten Systemen gefördert, sodass die anfallenden Kosten häufig gleichwertig ausfallen.
Weitere Informationen zu Fördermitteln zur Fenstererneuerung bietet die Website der KfW.
Mindestwärmeschutz
Die Einhaltung der wärmeschutztechnischen Mindeststandards, wie in der DIN 4108-2 definiert, gewährleistet, dass an jeder Stelle der Innenoberfläche der Außenwand Schimmelpilzfreiheit und Tauwasserfreiheit vorliegt.
Wärmebrücken sind Stellen der thermischen Gebäudehülle, an denen Wärme schneller nach außen gelangt als durch die angrenzenden Bauteilbereiche. Bauschäden, Schimmel und ein erhöhter Energiebedarf können die Folge sein.
Ein hohes Maß an Luftdichtheit ist entscheidend für eine qualitativ hochwertige thermische Gebäudehülle. Für die Umsetzung gibt es rechtliche Rahmenbedingungen und Anforderungen an ein Luftdichtheitskonzept.
Aufgrund der wellenlängenabhängigen Transmissionseigenschaften von Floatglas können Fenster als Strahlenfallen angesehen werden: Die kurzwellige Wärmestrahlung der Sonne geht fast ungehindert durch das Glas und die zurückfallende langwelligere Wärmestrahlung aus dem Raum kann nicht entweichen.
Der Energiedurchlassgrad (g-Wert) ist die planungsrelevante Kenngröße für den Sonnenschutz von transparenten bzw. transluzenten Bauteilen. Bei der Sonnenschutzplanung ist lediglich der sichtbare Bereich der Solarstrahlung erwünscht. Die Transmissionseigenschaften werden durch die Anpassung der Reflexions- und Absorptionsanteile beeinflusst. Dies geschieht meistens entweder durch Absorptionsglas, das mittels Beigabe von Eisen- oder Kupferoxid eingefärbt wird, oder durch reflektierende Beschichtungen.
Eine gängige Variante ist der Einsatz von selektiven Beschichtungen, die langwellige Wärmestrahlung reflektieren und sichtbares Licht größtenteils durchlassen. Diese Beschichtungen werden auf der Innenseite der äußeren Scheibe angebracht. Die Strahlung soll so früh wie möglich (bspw. durch einen außenliegenden Sonnenschutz) reflektiert werden. Gleichzeitig muss die empfindliche Beschichtung geschützt werden. Aufgrund der sichtbaren Verfärbung der Gläser entsteht eine teils deutliche Abweichung von gewohnten Lichtverhältnissen im Raum. Eine Abwägung zwischen Sonnenschutz, Tageslicht und Behaglichkeit sollte bei der Planung erfolgen.
Absorptionsgläser haben durch die getönten Scheiben ebenfalls den Nachteil der verminderten Sicht nach außen und der veränderten Beleuchtungsqualität. Dies kann für gewisse Zwecke erwünscht sein, um eine bestimmte Lichtatmosphäre zu schaffen (bspw. in Museen und Galerien). Die Lichtdurchlässigkeit variiert in der Regel in Abhängigkeit des g-Werts.
Bei gängigen Sonnenschutzverglasungen liegt die Lichttransmission bei 40 bis 80 Prozent mit g-Werten im Bereich von 0,2 bis 0,5. Das Verhältnis dieser beiden Größen wird mit der Selektivität angegeben. Hocheffektive Sonnenschutzgläser bieten eine Selektivität von etwa zwei. Der Nachteil eines sehr niedrigen g-Wertes sind verminderte passive solare Wärmegewinne im Winter. Dies gilt es bei der Planung in Anbetracht der Fensterausrichtung und -größe stets zu beachten. Für größere Fensterflächen und geneigten Verglasungen empfehlen sich niedrigere Energiedurchlassgrade.
Sommerlicher Wärmeschutz
Bei der Planung und Sanierung von Gebäuden kommt sowohl dem winterlichen als auch dem sommerlichen Wärmeschutz eine wichtige Rolle zu. Ein zu geringer Schutz kann in beiden Fällen zu einem erhöhten Energiebedarf führen.
Das Tauwasser bezeichnet das Kondensat, das an Oberflächen (Fensterscheiben) auftritt sobald die Oberflächentemperatur die Taupunkttemperatur der Luft unterschreitet. Luft ist in der Lage, in Abhängigkeit der Temperatur eine gewisse Menge an Wasser im gasförmigen Zustand aufzunehmen. Bei 0 °C sind das bspw. etwa 5 g/m3 und bei 20 °C etwa 17,5 g/m3. Wenn diese Grenze überschritten wird, kondensiert das Wasser aus der Luft an der Oberfläche. Das kann passieren, wenn warme und feuchte Raumluft auf eine kalte Oberfläche trifft.
Tauwasserbildung in Bauteilen
Tauwasserbildung im Bauteil führt zu einer herabgesetzten Funktionalität der Wärmedämmung. Weiterhin drohen bei dauerhafter Feuchte Bauschäden wie Schimmelbildung oder Korrosion, die zusätzlich Stabilitätsverluste zur Folge haben können.
Tauwasser auf der Außenseite der Scheibe deutet auf eine gute Wärmedämmwirkung der Scheibe hin, während Tau auf der Innenseite zu vermeiden ist. Eine kalte Außenscheibe bedeutet, dass die Wärme im Raum bleibt. Tauwasser auf der Innenseite der Scheibe ist wiederum besser als auf der Innenseite der Wand, da die Feuchtigkeit von der Scheibe einfach abgewischt werden kann. Zu lange stehendes Tauwasser führt langfristig zu Schimmel auf den Fugen oder der Laibung. Das Wasser setzt sich auf den Fugen oder der Laibung ab, weil dort für Übergänge typisch Wärmebrücken bestehen. Als organischer Nährboden für den Schimmel reichen bereits feinste Partikel aus der Luft.
In den, im Scheibensystem verbauten, Abstandshaltern sind Trockenmittel enthalten, um Kondensatbildung im Scheibenzwischenraum zu verhindern. Tauwasserbildung an der Fensterlaibung wird erschwert, indem Fenster wärmebrückenreduziert in der Dämmebene installiert werden. Durch regelmäßiges Lüften kann feuchte Luft aus dem Raum entweichen und kältere nachströmende Außenluft kann sich im Innenraum erwärmen. Dies führt zu einer Reduzierung der relativen Luftfeuchtigkeit und langfristig zu weniger Tauwasser an den Fenstern.
Schimmelprobleme an den Innenwänden von Gebäuden aufgrund von zu hoher Luftfeuchtigkeit waren lange Zeit nicht weit verbreitet. Die Gebäude waren in der Regel nicht luftdicht genug (beispielsweise aufgrund von undichten Fenstern und Türen), um entsprechend hohe Konzentrationen von Luftfeuchtigkeit in den Räumen zu erreichen. Dadurch hat auch bei geschlossenen Fenstern ein ständiges unkontrolliertes Lüften der Räume stattgefunden. Zudem kam es bei zu hoher Luftfeuchtigkeit zum Tauwasserausfall an den wesentlich kälteren Fensterscheiben. Erst durch den vermehrten Einbau von luftdichten Fenstern mit verbesserten wärmeschutztechnischen Eigenschaften kam es öfters zum Tauwasserausfall an den unzureichend gedämmten Wänden.
Der zugrundeliegende Fehler besteht zum einen darin, dass durch die dichten Fenster und die wegfallende passive Lüftung zu hohe Feuchtigkeitskonzentrationen bei unverändertem Verhalten im Raum erreicht werden. Zum anderen sind die Wände weiterhin ungedämmt, was einen kritischen Punkt für Tauwasserausfall darstellt. Daher muss das Lüftungsverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner nach einer Fenstersanierung zwingend überprüft und ggf. angepasst werden. Auch eine Lüftungsanlage ist dazu geeignet, zu hohen Luftfeuchtigkeitskonzentrationen in einem Raum zu verhindern.
Altbauten sind bauphysikalisch häufig komplexe Systeme, die empfindlich auf einzelne Veränderung reagieren. Der Austausch der Fenster sollte bei ungedämmten Wänden zur effektiven Vorbeugung vor Schimmel wenn möglich stets mit einer Fassadendämmung einhergehen, um die Innentemperatur der Wände langfristig über die Taupunkttemperatur zu heben. Im Falle eines alleinigen Fenstertauschs bei ungedämmten Wänden wird eine Fachberatung durch eine sachverständige Person angeraten.
Lüftung
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) gibt in Verbindung mit dem Mindestwärmeschutz und der DIN 4108-2 Hinweise zum Mindestluftwechsel zur Sicherstellung der Raumhygiene und Begrenzung der Raumluftfeuchten. Darüber hinaus verlangt die DIN 1946-6 die Erstellung eines Lüftungskonzeptes für Neubauten und bei Renovierung im Falle eines Austauschs von mehr als einem Drittel der vorhandenen Fenster.
Fenster bieten in der Regel die Möglichkeit, durch eine Kippstellung oder durch Öffnen der Flügel die Innenräume zu lüften. Die deutlich effektivere und gleichzeitig energieeffizientere Variante ist das Öffnen der Flügel, um eine Stoß- oder Querlüftung zu ermöglichen. Die optimale Dauer, um ein Raumvolumen mit Frischluft auszutauschen und dabei nur wenig Energie zu verlieren, ist von verschiedenen Variablen wie bspw. der Außentemperaturen, dem Wind, der Fenstergröße, der Öffnungsweite, dem Raumvolumen und der Art der Lüftung (Stoß- oder Querlüftung) abhängig.
Lüftungsöffnungen, die im Fensterfalz integriert sind, können direkt bei der Herstellung im Fenster eingebaut oder auch nachträglich montiert werden. Die Klappen funktionieren in der Regel mechanisch, ohne Strom, über einen Druckausgleich und dienen hauptsächlich der Feuchteregulierung (Mindestluftwechsel). Für die richtige Funktionsweise sind zum Beispiel zwei gegenüberliegende Fenster und hinreichende Durchströmungsmöglichkeiten in der Wohnung notwendig. Der wesentliche Vorteil ist, dass ein Ausgleich der Raumluftfeuchte stattfinden kann, ohne dafür das Fenster zu öffnen. Dies ist hilfreich bei längeren oder regelmäßigen Abwesenheiten.
Für eine hygienische Raumluft und bei übermäßigen Feuchteeinträgen (bspw. durch Kochen) muss zusätzlich gelüftet werden. Es handelt sich darüber hinaus um dauerhafte Öffnungen, wodurch auch äußere Einflüsse (Geruch, Schadstoffe und Lärm) vermehrt ins Innere gelangen können und zusätzlich Energie verloren geht. Bei nicht fachgerechtem nachträglichem Einbau kann es zur Beschädigung der Dichtlippen des Fensters kommen. Außerdem sollten die Luftströme korrekt geplant sein. Bei falscher Auslegung kann sich eine nachträglich eingebaute Fensterfalzlüftung negativ auf das vorhandene Lüftungskonzept auswirken.
Systeme der Wohnraumlüftung
Energieeffiziente Gebäude zeichnen sich durch eine verbesserte Luftdichtheit aus. In ihnen muss der Luftaustausch für ein gesundes Raumklima durch eine verstärkte freie Lüftung oder mit einer mechanischen Lüftungsanlage erfolgen.
Am 01.01.2024 trat die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG 2024) in Kraft. Spätestens ab Mitte 2028 wird die Nutzung von mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie für alle neuen Heizungen verbindlich, eng gekoppelt an die kommunale Wärmeplanung.
Die Schalldämmung hängt weitgehend von dem Verglasungssystem ab. Glas bietet kaum schalldämmende Eigenschaften. Daher bieten Einscheibenverglasungen keinen Schutz. Mit steigender Fensterfläche sinkt in der Regel auch die Schalldämmung des Fensters. Erst durch Luft oder Edelgas im Scheibenzwischenraum wird ein Fenster zu einem sogenannten Masse-Feder-System mit guten schalldämmenden Eigenschaften. Viele weitere Faktoren sind hierbei jedoch zu beachten: Wichtig für eine gute Schalldämmung sind zunächst möglichst viel Masse, unterschiedliche Glasstärken und verschiedene Abstände im Fenstersystem (Asymmetrie). Der Einsatz von Verbundglasscheiben (VSG) bietet sich hierfür an. Darüber hinaus sind die Anschlussdetails für eine körper- bzw. luftschallbrückenfreie Ausführung ausschlaggebend für hohe Schalldämmwerte.
asymmetrische Scheibenanordnung
versetzt angeordnete Dichtungsebenen
größtmöglicher Scheibenzwischenraum
Schallschutzisolierglas (Verbundglas)
Anschlussdetails (Planung und Montage)
geringe Biegesteifigkeit der einzelnen Scheiben
Gasfüllung
niedriger Fugendurchlasskoeffizient
fest anliegende Fensterbeschläge
Fenstertüren
Eine Fenstertür dient meistens als Terrassen- oder Balkontür und wird in der Produktnorm als türhohes Fenster, das auch den gelegentlichen Durchgang von Personen ermöglicht, definiert. Sie unterscheiden sich von gewöhnlichen Fenstern durch große Glasflächen und verstärkte Rahmenprofile. Andernfalls sind Fenstertüren auch in den für Fenster typischen Ausführungsvarianten erhältlich. Aufgrund der großen Glasflächen ist es wichtig, dass sie über effektive Dichtungssysteme sowie tragfähige Rahmen, Beschläge und Scharniere verfügen. Im Vergleich zu einer normalen Tür unterscheidet sich die Fenstertür wiederum durch ein schlankes Rahmenprofil. Für die Berechnung des Wärmedurchgangs wird bei Fenstertüren der UW-Wert nach DIN EN ISO 10077-1 herangezogen. Zulässige Grenzwerte für den UW-Wert von Fenstertüren sind den Anlagen des GEG zu entnehmen.
Ein wichtiger Aspekt bei der Planung ist der Einbruchschutz, da Fenstertüren häufig eine Schwachstelle in der Sicherheit eines Gebäudes darstellen. Mehrfachverriegelungen, Sicherheitsglas und verschließbare Griffe wirken einbruchhemmend. Auch bezüglich der Schlagregendichtheit muss ein spezielles Augenmerk auf die Ausführung des Schwellenbereichs gelegt werden, um Bauschäden durch eindringende und vor allem stehende Feuchtigkeit zu vermeiden. Abhilfe schafft bspw. eine Gitterrostrinne oder ein Dachüberstand. Die europäische Produktnorm DIN EN 14351-1 „Fenster und Außentüren“ bezieht sich auch auf hand- oder kraftbetätigte Fenstertüren.
Tool-Tipp
Toolbox
U-Wert von Fenstern
Online-Tool zur Ermittlung des U-Werts von Fenstern
An Außentüren bestehen als Teil der Gebäudehülle zahlreiche Anforderungen, allen voran der Wärmeschutz. Durch Wärmebrücken an dieser Stelle kann im Vergleich zur Außenwand mehr Energie verloren gehen, weshalb besondere Aufmerksamkeit nötig ist.
Tore sind in der Regel die größten in der Gebäudehülle vorkommenden Öffnungen. Sie stellen eine erhebliche energetische Schwachstelle dar, das gilt insbesondere dann, wenn sie als Teil der thermischen Hülle einen beheizten Innenraum abgrenzen.