Oberlichter und Dachflächenfenster
Stand: Juli 2024Fensteröffnungen in der oberen Wand- oder Deckenfläche eines Raumes werden als Oberlicht bezeichnet. Ein Oberlicht kann auch ein festes Glasfeld oberhalb eines Fensters oder einer Tür sein. Im allgemeinen Sprachgebrauch sind damit aber in der Regel horizontale transparente oder transluzente Öffnungen in flachen Dächern gemeint. Von Dachflächenfenstern ist hingegen üblicherweise die Rede, wenn die Fenster in schrägen Dachflächen eingebaut sind und dieselbe Neigung aufweisen wie das Dach.
Funktion und Eigenheiten
Oberlichter gibt es in verschiedenen Ausführungen. Sie dienen vornehmlich der Belichtung von Innenräumen. In der Regel ist von ganzen Glasdächern, Lichtbändern, Lichtkuppeln oder Flachdachfenstern (0° bis 15°) die Rede. Teilweise können Oberlichter auch geöffnet und auf diese Weise zur Belüftung oder Entrauchung eingesetzt werden.
Dachflächenfenster bringen ebenfalls Tageslicht ins Innere, ermöglichen eine bessere Luftzirkulation beim Lüften der Wohnung, dienen der Ästhetik und bieten einen direkten Zugang zum Dach. Oberlichter und Dachflächenfenster haben grundsätzlich dieselben thermischen Schwachstellen wie herkömmliche Fenster. Die Systemaufbauten bestehen aus einem Rahmensystem und einer transparenten oder teiltransparenten Fläche. Für Lichtkuppeln muss bei der Planung zusätzlich ein Aufsetzkranz bedacht werden. Die Gewichtung der äußeren Einflüsse kann sich hingegen aufgrund der Ausrichtung unterscheiden. Während bei senkrechten Verglasungen den Windlasten besondere Aufmerksamkeit bei der Planung gewidmet werden muss, sind es bei geneigten Fenstern das Eigengewicht und aufliegende Lasten zum Beispiel durch Schnee, die mehr ins Gewicht fallen.
Wärmeschutz
Wärmeschutztechnisch bedingt die Ausrichtung der verbauten Verglasungen bei geneigten Mehrscheibenverglasungen aufgrund von steigenden Konvektionswärmeverlusten im Scheibenzwischenraum mit sinkendem Einbauwinkel (90° bis 0°) eine Verschlechterung des Ug-Werts. Dieser Effekt ist grundsätzlich nicht zu vernachlässigen und hat größeren Einfluss bei Zwei-Scheiben-Systemen als bei Dreifachverglasungen: „Bei einem Zweischeiben-Isolierglas beträgt die Ug-Wert-Differenz zwischen senkrechter und waagerechter Einbaulage etwa 0,6 W/(m²K). Bei Dreifachverglasungen fällt die Differenz mit ca. 0,3 W/(m²K) geringer aus“, so das Institut für Fenstertechnik. Das Gebäudeenergiegesetz fordert keine exakte Berechnung der UW-Werte für geneigte Einbauwinkel. Der Ug-Wert wird von den Herstellern nach Norm (DIN EN 673) grundsätzlich im senkrechten Zustand ermittelt. In der Leistungsbeschreibung kann jedoch explizit die Berechnung für die bestehende Einbausituation gefordert sein. Der tatsächliche resultierende UW-Wert für geneigte Dachflächenfenster kann nach der DIN EN ISO 10077-1 mit dem nach EN 673 berechneten Ug-Wert für den geneigten Fall ermittelt werden. Auch für Glasdächer wird der UW-Wert nach der DIN EN ISO 10077-1 berechnet.
Ein wesentlicher Teil der ausgeführten Oberlichter in Form von Lichtkuppeln und Dachlichtbändern bestehen aus Kunststoff (Acryl oder Polycarbonat), selten auch anteilig aus mindestens einer Schale Glas. Je nach Anforderungen kommen zwei- bis vierschalige Systeme zum Einsatz. Aufgrund von unterschiedlichen Größen der inneren und äußerer Oberfläche, kann es auch bei der Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten von Lichtkuppeln zu Missverständnissen kommen. Die Berechnung des U-Wertes von Oberlichtern kann außenmaßbezogen oder bezogen auf die kleinste sichtbare Fläche (lichtes Rohbaumaß) erfolgen. Beide U-Werte können wegen der verschiedenen Flächenbezüge nicht miteinander verglichen werden und müssen mithilfe eines Flächenkoeffizienten umgerechnet werden. Für Lichtkuppeln und Dachlichtbänder bis zu einer Höhe von 0,5 m ist nach DIN 4108-4:2020-11 der Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten auf das lichte Rohbaumaß der Dachöffnung zu beziehen. Der Wärmedurchgangskoeffizient von Lichtkuppeln kann nach der Normenreihe DIN EN 1873:2016-07 bestimmt werden. Die Anforderungen an Lichtbänder aus Kunststoff werden in der DIN EN 14963: 2006-12 geregelt.
Nachteile
Bei Oberlichtern als auch Dachflächenfenstern bestehen diverse Nachteile wie vermehrte Hitzeeinträge, höhere Kosten durch den Einbau und unter Umständen unangenehme Geräuschbelastungen durch Regengeräusche. Zusätzliche Kosten treten besonders bei einem nachträglichen Einbau aufgrund erschwerter Zugänglichkeit, verschiedener Kosten für Material und zusätzlich entstehender Arbeit auf.