Wärmewende: Abwasser nutzen
Stand: März 2023Abwasser aus Haushalten und Gewerbe für die Wärmewende zurückgewinnen? Wir zeigen, welche Ansätze es gibt – und wie groß das Potenzial von Kläranlagen in Baden-Württemberg ist.
In Deutschland verbraucht jeder Einwohner durchschnittlich rund 128 Liter Wasser am Tag (Quelle: Destatis). In den Haushalten wird gekocht, geduscht und gewaschen. Das Abwasser ist selbst in den Wintermonaten – wenn der Heizenergiebedarf am höchsten ist – im Mittel zwischen 10 und 15 Grad warm. Und darin liegt ein großes Potenzial: Mithilfe von Wärmetauschern und Wärmepumpen kann aus dem Abwasser Wärme zurückgewonnen werden. Diese Alternative zu fossilen Energieträgern kann zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende im Gebäudesektor leisten – bei der Versorgung einzelner Gebäude genauso wie im großen Maßstab in Wärmenetzen.
Drei Wege der Abwasserwärmenutzung
Zur Wärmegewinnung kann Abwasser an drei unterschiedlichen Punkten entnommen werden:
- Innerhalb des Gebäudes: Wird das Abwasser direkt im Gebäude zurückgewonnen, besteht der Vorteil einer relativ hohen Wassertemperatur und kurzer Transportwege und dadurch weniger Wärmeverluste. Allerdings fallen die nutzbaren Abwassermengen hier vergleichsweise gering aus.
- Im Abwasserkanal: Aus Entwässerungssystemen können größere Mengen Abwasser zurückgewonnen werden. In drei Städten wird dies bereits erfolgreich umgesetzt. Wir stellen im Best-Practice-Portal auf unserer Website vor, wie die Lösungen in Bamberg, Rheine und Winnenden im Einzelnen aussehen.
- In der Kläranlage: In der Abwasserwärmenutzung in Kläranlagen liegt das größte Energiepotenzial, da hier kontinuierlich große Mengen Abwasser zur Verfügung stehen. Eine Herausforderung stellen dabei die längeren Transportwege bis zum Wärme-Einspeisepunkt dar.
Baden-Württemberg: Energiepotenziale geeigneter Kläranlagenstandorte nutzen
Im Rahmen eines vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekts wurde das Energiepotenzial durch Kläranlagen und dessen technisch-wirtschaftliche Umsetzbarkeit im Bundesland genauer analysiert. Aus dem Abschlussbericht wird deutlich: Die Technik zur Umsetzung steht bereit. Von landesweit 900 Kläranlagen eignen sich für die Wärmerückgewinnung 259 Standorte. Bis 2030 könnten damit 4,3 Prozent des Nutzwärmebedarfs von Bestandsgebäuden in Baden-Württemberg bereitgestellt werden.
Weiterführende Links
Mehr Informationen zum Projekt „Abwasserwärmenutzung aus dem Auslauf von Kläranlagen. Lokalisierung von Standorten in Baden-Württemberg“ können auf der Projekt-Website abgerufen werden.