THG-Emissionen senken: Strategien für die klimaneutrale Baustelle
Stand: März 2024Die Baustelle im Fokus: Ein österreichischer Bauverband zeigt Strategien für eine nachhaltige Baupraxis auf, die den Weg zu einem klimaneutralen Gebäudesektor ebnen – auch für Deutschland.
Die Baustelle wird in der Diskussion um die Klimaziele im Gebäudesektor bislang wenig beachtet. Dabei fallen einige Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) innerhalb des Bauzauns an: Krane und andere Maschinen müssen betrieben, Baucontainer unterhalten, für Beleuchtung muss gesorgt werden. Materialien werden in der Regel über lange Strecken an- und abtransportiert. Zudem fallen vor Ort Bauschutt und Müll an, die wiederum entsorgt werden müssen – vor allem bei Abriss und Sanierungen.
Klimaschutz auf der Baustelle
Ein Zusammenschluss aus 300 namhaften österreichischen Bauunternehmen – die österreichische Bautechnik-Vereinigung – stellt nun in einem Positionspapier Handlungsstrategien für eine klimaneutrale Baustelle vor. Darunter fallen technische Lösungen sowie Anpassungen im Bau- und Planungsprozess. Zur Einordnung: Österreich hat sich bereits bis zum Jahr 2040 zu einem klimaneutralen Gebäudesektor verpflichtet – und damit fünf Jahre früher als Deutschland. Die Erkenntnisse lassen sich jedoch auf den deutschen Kontext übertragen. Wir stellen exemplarisch drei wichtige Hebel vor:
Logistik optimieren
Die Logistik verursacht mit über 80 Prozent die meisten Emissionen auf der Baustelle. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Verkehr zu reduzieren. Materialien sollten gebündelt und mit möglichst kurzer Wegstrecke angeliefert werden. Auf der Baustelle selbst könnten Aushubmaterialien wie Bauschutt oder Asphaltabbruch direkt vor Ort aufbereitet und erneut eingesetzt werden, um Abtransporte zu vermeiden. Unvermeidbare Transportwege sollten zudem – wenn möglich – auf klimafreundliche Verkehrsmittel wie Schiff oder Schiene verlagert werden.
Maschinen klimaneutral betreiben
Die meisten Baumaschinen wie Bagger oder Radlader werden heute mit Dieselmotoren betrieben. Jedoch existieren bereits verschiedene elektrische Alternativen. Die Anschaffungskosten sind in der Regel höher, durch niedrige Wartungs- und Betriebskosten kann sich die Investition langfristig aber lohnen. Schon heute sind mobile Energiespeicher verfügbar, die einen zuverlässigen Betrieb ermöglichen. Bislang noch wenig verbreitet ist der temporäre Einsatz von erneuerbaren Energieträgern direkt auf der Baustelle: So können etwa Photovoltaikanlagen auf Baucontainern angebracht oder Krane durch Windturbinen betrieben werden.
Bauprozess digitalisieren
Digitale Tools sind eine gute Möglichkeit, den Bauprozess weiter zu beschleunigen und THG-Emissionen zu reduzieren. Ein Vorteil: Durch Visualisierungen werden Fehler frühzeitig erkannt und in der Folge weniger Ressourcen verschwendet. Das Building Information Modeling (BIM) beispielsweise ist eine bewährte Methode, relevante Baudaten über den gesamten Lebenszyklus zu erfassen und auf Basis dessen digitale Modelle zu erstellen.
Weiterführende Informationen und Download des Positionspapiers
Weitere Details können dem Positionspapier der Österreichischen Bautechnik-Vereinigung entnommen werden:
Beispiele aus der Praxis
In dem Positionspapier werden verschiedene österreichische Praxisbeispiele für die klimaneutrale Baustelle vorgestellt. Eine große Sammlung an Vorzeigeprojekten aus dem deutschen Kontext finden sich auf dem Best-Practice-Portal des Gebäudeforums klimaneutral: