Neuer Bericht: Soziale Aspekte der Gebäude-Energiewende
Stand: Juli 2024Von tendenziell steigenden Wohn- und Heizkosten in Deutschland sind Bürgerinnen und Bürger unterschiedlich stark betroffen. Eine sozial gerechte Finanzierung der Energiewende im Gebäudebereich ist daher unerlässlich. Das Gebäudeforum klimaneutral stellt dazu in einem neuen Bericht Zahlen, Daten und Fakten zusammen und analysiert, wie Klimapolitik und soziale Fragen zusammenhängen. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.
Die Kosten für Wohnen, Heizen und Sanierungsmaßnahmen belasten Bürgerinnen und Bürger in Deutschland zunehmend: Der Anteil der Haushalte, die ihre Wohnung nicht ausreichend beheizen können, ist von 3,3 Prozent im Jahr 2021 innerhalb von zwei Jahren auf 8,2 Prozent gestiegen. Das zeigt der neue Bericht „Soziale Aspekte der Gebäude-Energiewende“ der dena, der im Rahmen des Gebäudeforums klimaneutral in Zusammenarbeit mit dem Öko-Institut e.V. erstellt wurde. Der Bericht bietet eine Übersicht über aktuelle Daten zu den steigenden Wohn- und Heizkosten, die Verbindung zwischen Klimapolitik und sozialen Fragen, mögliche Handlungsoptionen für einzelne Haushalte und sozial ausgewogene Lösungsansätze.
Rund 3 Millionen Haushalte durch Ausgaben belastet
Laut Bericht gelten etwa 3,1 Millionen Haushalte hinsichtlich ihrer Ausgaben für Wärmeenergie als benachteiligt. Darunter fallen alle Haushalte, die in einer Wohnung mit einem Energieverbrauch von mehr als 180 kWh/m2 leben, einen hohen Anteil ihrer Ausgaben für Wärme aufwenden und in der unteren Einkommenshälfte angesiedelt sind. Überraschend ist dabei, dass nahezu jeder siebte Haushalt in mittleren Einkommensschichten zu dieser Gruppe gehört.
Haushalte unterschiedlich stark betroffen
Nicht alle Haushalte sind von gestiegenen Heizkosten gleich stark belastet. Haushalte mit niedrigem Einkommen – so der Bericht – verwenden einen signifikant höheren Anteil ihres Einkommens für Wohnkosten und Wärmeenergie als Haushalte mit höherem Einkommen. Weitere Unterschiede zeigen sich je nach Wohn- und Eigentumsverhältnissen: Mieterinnen und Mieter mit niedrigem Einkommen geben im Durchschnitt etwa 32 Prozent ihres Einkommens für Heizkosten und Kaltmiete aus – im Vergleich zu etwa 14 Prozent bei Mietenden mit hohem Einkommen. Bei Eigentümerinnen und Eigentümern kommen zudem Kosten für Kredite und Instandhaltung hinzu. Hier liegt der Wohnkostenanteil für Haushalte mit geringem Einkommen bei 18 Prozent, während er bei Haushalten mit hohem Einkommen nur 13 Prozent beträgt.
Zukunftsfähige Gebäude sind gut für Klima und Gesellschaft
Die Kosten für das Heizen mit Gas und Öl werden in den kommenden Jahren stetig steigen. Grund dafür sind der nationale Brennstoffemissionshandel und das EU-Emissionshandelssystem II, das fossile Energieträger ab 2027 verteuern wird. Daher gilt: Je früher Gebäudehüllen saniert und auf erneuerbare Energien beim Heizen umgestiegen wird, desto lohnender. Besonders attraktiv werden Sanierungsmaßnahmen mit einer staatlichen Förderung.
Menschen mit geringem oder keinem Einkommen werden bei ihren Energie- und Wohnausgaben durch den Staat unterstützt. Die staatlichen Kosten für Unterkünfte einschließlich der Heizkosten betrugen im Jahr 2023 insgesamt 20,4 Milliarden Euro, wovon schätzungsweise ein Viertel auf die Wärmeenergiekosten entfielen. Wenn diese Kosten durch Effizienzsteigerungen bei Gebäuden oder Einsparmaßnahmen um 20 Prozent sinkt, können bis zu eine Milliarde Euro anderweitig sinnvoll investiert werden.
Download des Berichts
Der Bericht „Soziale Aspekte der Gebäude-Energiewende. Herausforderungen und Möglichkeiten“ greift die aktuell bestehenden sozialen Herausforderungen der Energiewende im Gebäudesektor auf. Dabei wird die Situation von Haushalten mit geringen Einkommen in den Mittelpunkt gestellt und auf die Dringlichkeit sozialverträglicher Maßnahmen hingewiesen.
Soziale Aspekte der Gebäude-Energiewende: Herausforderungen und Möglichkeiten
Der Bericht liefert einen Themeneinstieg sowie eine Faktenbasis zu sozialen Aspekten der Gebäude-Energiewende und präsentiert Handlungsoptionen, um Ansätze und Werkzeuge für die sozial gerechte Ausgestaltung des Transformationsprozesses zu entwickeln.