Fernwärme: Wärmewende-Booster
Stand: November 2024Fernwärme könnte bis 2045 ein Drittel aller Wohnungen in Deutschland klimaneutral beheizen. Eine neue Studie von Agora Energiewende schlägt dafür jetzt einen konkreten Fahrplan vor.
Wärmenetze bieten die Chance, viele Haushalte gleichzeitig auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung umzustellen. Bis 2045 könnte rund ein Drittel der deutschen Wohnungen mit klimaneutraler Fernwärme versorgt werden – so die neue Studie „Wärmenetze: klimaneutral, wirtschaftlich und bezahlbar“ von Agora Energiewende. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, gibt die Studie Handlungsempfehlungen. Wesentliche Punkte: Erstens müssen alle bestehenden Fernwärmenetze in den nächsten Jahren auf klimaneutrale Quellen wie erneuerbare Wärme oder unvermeidbare Abwärme umgerüstet werden. Zweitens ist ein großflächiger Ausbau der Fernwärmenetze entscheidend. Eine Verfahrensoptimierung und eine Verbesserung des Regulierungsrahmens sowie der Finanzierungsmöglichkeiten sollen in beiden Punkten unterstützen. Und drittens braucht es attraktivere Angebote mit bezahlbaren Fernwärmepreisen für Verbraucherinnen und Verbraucher, mehr Transparenz sowie auch eine Preisaufsicht.
Aktuell sind in Deutschland rund 15 Prozent der Wohnungen in Deutschland an ein Fernwärmenetz angeschlossen. Um das volle Potenzial der Fernwärme zu heben, müssten jährlich 100.000 neue Anschlüsse hinzukommen. Politische Maßnahmen müssen dabei sowohl bei Fernwärmeunternehmen als auch bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ansetzen.
Fernwärmeunternehmen: Transformation finanzieren
Der Um- und Ausbau von Fernwärmenetzen erfordert hohe Investitionen von Unternehmen: Fünf Milliarden Euro pro Jahr sind laut Agora Energiewende notwendig – das Doppelte des bisherigen Investitionsvolumens. Bislang bieten etwa hohe Preise für erneuerbaren Strom und ein erschwerter Zugang zu Fördermitteln unzureichende Anreize, die bisherigen Kapazitäten auszuweiten. Agora Energiewende empfiehlt daher unter anderem einen langfristig verlässlichen Förderrahmen. Die Bundesförderung für Effiziente Wärmenetze (BEW) sollte demnach als wichtigstes Förderinstrument nach ihrem Auslaufen 2028 verstetigt und mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet werden. Darüber hinaus wäre laut Studie eine zusätzliche Absicherung für Unternehmen durch einen Rechtsanspruch auf Förderung für Fernwärme denkbar.
Verbraucherinnen und Verbraucher: Vertrauen stärken
Debatten um hohe Nachzahlungen aufgrund der fossilen Energiekrise haben das Image der Fernwärme bei Verbraucherinnen und Verbrauchern zuletzt belastet. Die Studie schlägt daher vor, Verbraucherschutz stärker in den Fokus zu rücken. Faire und transparente Preise könnten langfristig bewirken, dass klimaneutrale Fernwärme als attraktive Alternative zu anderen, vor allem fossilen Heizoptionen wahrgenommen wird. Als mögliche Maßnahmen schlägt die Studie daher eine Senkung der Stromsteuer, eine Reform der Netzentgelte oder eine staatlich verankerte Preistransparenzplattform vor.
Download der Studie
Weitere Informationen finden sich in der Studie „Wärmenetze: klimaneutral, wirtschaftlich und bezahlbar. Wie kann ein zukunftssicherer Business Case aussehen?“