Urban Mining: Recycling-Marktplätze für kreislaufgerechtes Bauen
Stand: Dezember 2022Der hohe Verbrauch an Primärrohstoffen ist in der Bauwirtschaft ein Problem. Eine nachhaltige Lösung: Für recycelte und gebrauchte Baustoffe entstehen immer mehr Marktplätze.
Die Bauwirtschaft ist der ressourcenintensivste Wirtschaftszweig und weltweit der größte Abfallverursacher. Dieses hohe Abfallaufkommen zu entsorgen, ist eine Herausforderung. Einen Ausweg bietet das Urban Mining. Materialien, die durch Abriss und Rückbau von Bauwerken frei werden, sind neue Rohstoffquellen für kommende Bauprojekte. Das Ziel: Baustoffe effizient rückgewinnen und am Ende ihrer Lebensdauer nachnutzen, um Energie, Emissionen und Ressourcen einzusparen.
Urban Mining sorgt für mehr Nachhaltigkeit in der Baubranche
Zirkuläres Bauen folgt dem Grundsatz, eingesetzte Materialien gar nicht erst zu Abfall werden zu lassen. Sollte eine gleichwertige Nutzung nicht möglich sein, besteht auch die Möglichkeit, Materialien über ein Recycling in den Stoffkreislauf zurückzuführen – zum Beispiel Bauschutt im Straßenbau. Zirkuläres Bauen und Sanieren ermöglicht einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen und mindert so die Umweltbelastung. Die Verlängerung von Produktlebenszyklen verringert zudem Abhängigkeiten von steigenden Rohstoff- und Energiepreisen sowie Importen. Urban Mining bedeutet in diesem Zusammenhang konkret: richtige Planung mit den richtigen Materialien, die Demontage und Rückbau ermöglichen. Voraussetzung dafür ist, dass Baustoffe sortenrein getrennt und somit nachnutzbar gemacht werden können.
Baustoffbörsen gewinnen an Bedeutung
Die Zahl der Marktplätze für den An- und Verkauf von wiederverwendbaren Baustoffen und gebrauchten Bauteilen steigt – online wie offline. Die Baustoffbörsen werden von Architektur, Bau, Handwerk und Handel genutzt. Ein Beispiel: Der digitale Cyrkl-Marktplatz ist einer der größten Re-Use-Marktplätze in Europa und operiert in zwölf Ländern. Knapp 17.500 Groß- und Kleinunternehmen kaufen und verkaufen beispielsweise Holzbaustoffe, Altmetall, mineralische Baustoffe, gebrauchte Kabel oder Fliesen. Allein in den vergangenen zwölf Monaten konnte das tschechische Greentech-Startup dank gelungener Wiederverwertung über 250.000 Tonnen CO₂ einsparen.
Interessant sind Angebote wie diese auch für denkmalgeschützte Häuser, da epochengemäße Baustoffe oft nur schwer erhältlich sind. Der Berliner Senat sieht ebenfalls Handlungsbedarf und plant, 2023 einen Re-Use-Baumarkt in der Hauptstadt zu eröffnen – zunächst ausschließlich für Gewerbetreibende, später auch für Endverbraucherinnen und Endverbraucher.
Das Gebäudeforum klimaneutral informiert auf neuer Themenseite
Die neue Themenseite „Marktplätze für Recycling-Baustoffe und gebrauchte Bauteile“ gibt einen Überblick zu vorhandenen – vorrangig deutschen – Plattformen, Baustoffbörsen und Re-Use-Marktplätzen und unterstützt so beim kreislauffähigen Bauen. Zusätzlich bietet die Themenseite eine Sammlung von Entwurfshilfen, Leitfäden und Handbüchern.