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Digitales Gebäudelogbuch

Stand: Dezember 2023
Visualisierung, ein Frau zeigt mit Ihrem Finger auf einen virtuellen Grundriss.

Der Gebäude- und Bausektor gilt als einer der am wenigsten digitalisierten Bereiche. Obwohl viele Informationen verfügbar sind, sind diese bisher wenig digitalisiert und nur bruchteilig über die Branche verteilt verfügbar: So wissen Bewohnende über den Zustand der Wohnung Bescheid, verfügen Eigentümerinnen und Eigentümer über finanzielle und Verwaltungsdaten, Planungsbüros über die Daten zum Gebäude, Handwerksunternehmen über jene zu den Sanierungsarbeiten und Verwaltungsämter über Angaben zur Grundstücksflächen. Ein digitales Gebäudelogbuch, wie es die EU auf transnationaler Ebene bereitstellen möchte, kann diese zusammenführen und so einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung leisten.

Was ist ein digitales Gebäudelogbuch?

In einem Gebäudelogbuch werden relevante Daten über einzelne Gebäude digital gesammelt. Von Energieeffizienz über Einsparungspotenzial, Eigentumsverhältnisse, die Koordinierung von Modernisierungen und die Erstellung von digitalen Zwillingen bietet ein digitales Gebäudelogbuch viele Möglichkeiten und daraus resultierende Vorteile.

Die Datenerfassung und -nutzung erfolgt dabei in drei Phasen:

  1. In der Design-, Planungs- und Bauphase werden Informationen über die Charakteristik des Gebäudes gesammelt. Hierzu gehören zum Beispiel die genutzten Baustoffe, die geplante Energieeffizienzklasse und grundlegende Informationen über ein Gebäude. Diese Daten werden einmalig und dauerhaft verfügbar in das Gebäudelogbuch integriert. 
  2. In der Verkaufs-, Betriebs- und Verwaltungsphase werden stetig Daten über die Energieeffizienz, die Eigentumsverhältnisse und Modernisierungsbedarfe erfasst. Dadurch können Eingriffe in die Energieversorgung, Anpassung an die Energienutzung und die rechtzeitige Planung von Modernisierungsarbeiten erleichtert werden. Auch der Wechsel von Eigentumsverhältnissen lässt sich besser nachvollziehen.
  3. In der Umnutzungs- oder Abrissphase können die erfassten Daten genutzt werden, um einen schnellen Überblick über die verbauten Materialien und die Umnutzungs- oder Recyclingpotenziale zu erhalten. Das digitale Gebäudelogbuch leistet somit einen Beitrag zur frühzeitigen Planung und Umsetzung von Modernisierungen, zum lebenszyklusbasierten Bauen und zur Wiederverwendung von Baumaterialien.
Foto, neu gebautes Gebäude im Hintergrund vor blauem Himmel, Bauschutt eines abgerissenen Gebäudes im Vordergrund.

Lebenszyklusbetrachtung

Um den heutigen Anforderungen an Gebäude wie Wohnqualität, Wirtschaftlichkeit, Dauerhaftigkeit, Umnutzbarkeit und Rückbaubarkeit gerecht zu werden, ist eine vorausschauende und ganzheitliche Planung erforderlich.

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Foto, mehrere Materialproben verschiedener Baustoffe in Form eines kleinen Hauses, nebeneinander aufgestellt auf einem Tisch.

Digitales Materialkataster und digitaler Materialpass

Wachsender Ressourcenmangel steigert die Bedeutung verbauter Rohstoffe. Materialkataster speichern Informationen zu verbauten Bauteilen und Materialien, Materialpässe zeigen deren Qualität, Herkunft, Lage, CO2-Gehalt und bewerten die Kreislauffähigkeit.

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Vorteile

Das digitale Gebäudelogbuch fördert generell die Verfügbarkeit und Zusammenführung von Gebäudedaten, unterstützt bei der Koordinierung von Modernisierungen und erleichtert den Informationsaustausch zwischen Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümern, Finanzinstituten und Behörden sowie innerhalb der bisher wenig digitalisierten Baubranche. Sowohl am Bau und der Instandhaltung von Gebäuden beteiligte Unternehmen sowie Verwaltungsstellen und Privatpersonen können so perspektivisch von einem digitalen Gebäudelogbuch profitieren.

Bereits in der Planungsphase eines Gebäudes wird ein großer Mehrwert geschaffen. Vorbildliche Projektbeispiele sollen einschlägig verfügbar gemacht werden, so dass Planungsbüros sich beispielsweise bereits existierende Best Practices auf der künftigen Plattform anschauen und inspirieren lassen können. Auch Urban-Mining-Potenziale lassen sich leicht einsehen und fördern so zirkuläres Bauen. Zusätzlich werden durch die Digitalisierung der Gebäude Einsparpotenziale mit Echtzeitdaten verschiedenster Sensoren im Gebäude erkennbar, wodurch sich die Energieeffizienz von Gebäuden weiter erhöhen lässt. Dabei ist zu beachten, dass die Eigentümerinnen und Eigentümer Daten im Gebäudelogbuch mit einer Nachweispflicht verändern sollten, aber auch andere Beteiligte mit dem Ändern von Daten beauftragen können. 

Ein Gebäudelogbuch hilft somit in verschiedenen Lebensphasen eines Gebäudes bei der Förderung klimaschonenden Bauens und Wohnens.

Umsetzung

Für die erfolgreiche Einführung eines digitalen Gebäudelogbuchs in Deutschland sind noch einige Fragen zu klären:

  • Aktuell bestehen noch Unklarheiten über die Sicherheit der Daten. Wer hat Zugriff auf die vertraulichen Informationen und wo werden sie gespeichert?
  • Die Daten im Gebäudelogbuch müssen kontinuierlich aktuell gehalten werden, um einen Mehrwert zu bieten. Wer ist für die Aktualisierung der Daten zuständig?
  • Zusätzlich entstehen Kosten und Aufwand bei der Implementierung, Datenerfassung und -pflege für die Beteiligten. Wie lassen sich Aufwand und Kosten möglichst geringhalten, um das Potenzial des digitalen Tools zu nutzen?

Gleichzeitig spielt die Kommunikation über die Chancen und Risiken bei der Einführung eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz des Tools.

Aktueller Stand

In der EU gibt es bereits nationale und regionale digitale Gebäudelogbücher. In Belgien wird zum Beispiel in der Region Flandern der „Woningpas“ genutzt (Building Passport Flanders (Woningspas)), in Frankreich der Plan Transition Numérique dans le Bâtiment (PTNB) und in Schweden das Programm BASTA.

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