Zero Waste im Bausektor
Stand: Februar 2023Der ressourcenintensive Bausektor produziert mehr als die Hälfte des Abfalls in Deutschland, die weiter verwertet werden könnten. Um während des gesamten Gebäudelebenszyklus Abfallbewirtschaftung umzusetzen, sind Innovationen und Zertifizierungen maßgeblich.
Rohstoffverbrauch und Abfallaufkommen des Bausektors
Im Jahr 2020 wurden in Deutschland insgesamt 414 Millionen Tonnen Abfall produziert. Davon werden 55 Prozent durch Bau- und Abbruchabfälle verursacht (Quelle: BBSR, Umweltfußabdruck von Gebäuden in Deutschland). Der Bausektor hat im Vergleich zu anderen Wirtschaftssektoren auch den höchsten Ressourcenbedarf.
Bau- und Abbruchabfälle
Der sog. Abfallgruppe „Bau- und Abbruchabfälle einschließlich Straßenaufbruch“ kommt eine Schlüsselrolle für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft zu. Die Abfallgruppe machte im Jahr 2020 mit rund 229,4 Millionen Tonnen den Großteil des Brutto-Abfallaufkommens aus. Den wiederum größten Anteil an dieser Abfallgruppe hat der Bodenaushub, der zu 85 Prozent verwertet wurde. Auch die restlichen mineralischen Bauabfälle wurden zu einem erheblichen Teil verwertet. Die Wiederaufbereitung und Nachnutzung der Bau- und Abbruchabfälle verlief weitgehend parallel zur konjunkturellen Entwicklung im Baugewerbe.
Materialeinsatz im Bauwesen
Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 35,5 Millionen Tonnen Zement produziert. Dafür waren 51 Millionen Tonnen Rohstoffe und etwa 30 Terawattstunden Energie notwendig. Von diesen 35,5 Millionen Tonnen Zement wurden wiederum 30,1 Millionen Tonnen für die Herstellung von Mörtel und Beton verbraucht (Quelle: VDZ, Zementindustrie im Überblick).
Um den Materialbedarf zu decken, wurden in Deutschland 2018 ca. 485 Millionen Tonnen Natursteine, Kiese und Sande gewonnen. Nur 12,5 Prozent des nationalen Gesamtbedarfs dieser Gesteinskörnungen konnten durch Recycling-Baustoffe und weitere 4,9 Prozent durch industrielle Nebenprodukte gedeckt werden (Quelle: Kreislaufwirtschaft Bau Mineralische Bau- und Abbruchabfälle). Darüber hinaus produziert Deutschland – im Vergleich zu anderen EU-Ländern – mit jährlich etwa 40 Millionen Tonnen die größte Menge an Rohstahl (Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl, Statistiken). Beispielsweise machte die 2019 eingesetzte Stahlmenge in der Bauindustrie 35 Prozent des damaligen gesamten Stahlbedarfs in Deutschland aus (Quelle: Statista, Verteilung des Stahlbedarfs nach Branchen in Deutschland im Jahr 2020).
Dieser enorme Materialeinsatz hat zur Folge, dass sich Rohstoffe in der gebauten Umwelt ansammeln und diese als anthropogenes Lager bezeichnet werden kann. So umfassen deutsche Wohn- und Nichtwohngebäude circa 28,4 Milliarden Tonnen Baumaterial. Darin enthalten sind vor allem mineralische Materialien, gefolgt von Stahl, Holz und Kunstoffen (Quelle: UBA, Das anthropogene Lager als Sekundärrohstoffquelle).
Während der größte Teil der Gebäude aktiv genutzt wird und die verbauten Materialien insofern nicht für eine Weiternutzung verfügbar sind, gibt es in der Verwertung von Gebäuden am Lebenszyklusende große Potenziale für mehr Ressourceneffizienz. Der Großteil der Bau- und Abbruchabfälle wird bereits umweltgerecht verwertet, d.h. vornehmlich im Tief- oder Deponiebau eingesetzt. Ressourceneffizienzpotenziale und Herausforderungen bestehen somit darin, diese Materialmengen auch für höherwertigere Zwecke einzusetzen bzw. Abfälle zu vermeiden (Quelle: Kreislaufwirtschaft Bau Mineralische Bau- und Abbruchabfälle).
Zero Waste in der EU
In Europa gibt es zahlreiche Vorgaben, die die Transformation des Gebäudesektors in Richtung Zero Waste vorantreiben.
Zero-Waste-Zertifizierung
Außerhalb Europas gibt es in den USA und Indien Zertifizierungsprogramme für Zero Waste. Ihr Einsatz auf dem Immobilienmarkt hat an Bedeutung gewonnen. Die Zero-Waste-Zertifizierung von Gebäuden erfolgt bisher auf freiwilliger Basis durch unabhängige Zertifizierungsprogramme, die die Zero Waste Performance in Gebäuden messen und dadurch verbessern können. Darüber hinaus sollen Verfahren zur Materialbewirtschaftung und -reduzierung gefördert werden, die zu positiven ökologischen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Ergebnissen beitragen.
Weiterführende Informationen
Infografiken und Best Practices
- How reducing waste is a climate gamechanger
- Waste is a Design Flaw: How Designers Can Help NYC Become a Zero Waste City
Zero Waste in Berlin