Energy Sharing

Beim Energy Sharing wird lokal erzeugte Energie aus erneuerbaren Quellen innerhalb einer Gemeinschaft oder eines Quartiers geteilt und genutzt. Es bietet eine vielversprechende Möglichkeit, die Energiewende voranzutreiben.
Beim Energy Sharing werden lokale Gemeinschaften wie Bürgerinitiativen und Energiegenossenschaften ermutigt, aktiv an der Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien teilzunehmen. In Deutschland gewinnt dieses Konzept zunehmend an Bedeutung, insbesondere im Kontext der Energiewende und der dezentralen Energieversorgung.
Grundidee

Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (Renewable Energy Directive - RED II) der EU sieht u.a. vor, dass Bürgerinnen und Bürger regenerativen Strom aus Sonne oder Wind gemeinsam vor Ort erzeugen, verbrauchen und auch teilen können. In verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten ist dies bereits in nationales Recht umgesetzt. Wie das Beispiel der Österreichischen Koordinierungsstelle für Energiegemeinschaften zeigt, können so Gemeinschaften vor Ort in unterschiedlicher räumlicher Auflösung gemeinschaftlich Strom erzeugen und verbrauchen.
Das Konzept von Energy Sharing wird als wirksamer Hebel zur Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien auf lokaler Ebene gesehen. Als inklusives Instrument soll Energy Sharing durch Erneuerbare-Energien-Gemeinschaften allen Menschen ermöglichen von dem Ausbau Erneuerbarer in ihrer Region durch günstige Stromkosten zu profitieren. Für strombasierte Wärmebereitstellung vor Ort kann dies einen erheblichen Kostenvorteil darstellen. Zusammen mit der gesteigerten Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern kann so der Ausbau erneuerbarer Energiekapazitäten im Gebäude, Quartier und größeren räumlichen Zusammenhängen beschleunigt werden.
Aspekte und Funktionsweisen
Hier sind die grundlegenden Aspekte und Funktionsweisen von Energy Sharing in Deutschland:
Definition Energy Sharing Community
Es gibt bislang keine allgemein gültige Definition für eine Energy Sharing Community. Im u.g. dena-Projekt wurde jedoch mit folgendem Begriffsverständnis gearbeitet:
Unter Energy Sharing Community wird eine lokal zusammenhängende Gruppe verstanden, deren Mitglieder (Personen, kleine und mittlere Unternehmen, öffentliche Einrichtungen) Strom mittels eigener Anlagen und unter Nutzung des öffentlichen Netzes gemeinschaftlich und nach bestimmten Optimierungsregeln erzeugen, nutzen und gegebenenfalls speichern. Es ist hierzu erforderlich, dass der Energy Sharing Community (Erneuerbare-)Energien-Anlagen in räumlicher Nähe zugehörig sind, das heißt, dass einzelne Individuen der Gruppe oder mehrere Mitglieder gemeinsam bzw. die Energy Sharing Community selbst diese besitzen, betreiben oder steuern können (gruppenzugehörige Anlagen). Der zeitnahe Abgleich (z.B. viertelstündlich) von Erzeugung, Speicherung und Verbrauch kann durch fortschrittliche Informations- und Kommunikationstechnologie sichergestellt werden.
Pilotprojekt Wunsiedel
Im Rahmen eines Projekts des Future Energy Labs der dena wurde die Umsetzung von Energy Sharing innerhalb der bestehenden Energieinfrastruktur sowie die Attraktivität und auch der ökonomische Mehrwert für die Beteiligten einer Pilot-Community untersucht. Im Fokus steht insbesondere die Interaktion zwischen den verschiedenen Akteuren und der Einsatz digitaler Technologien, die dieses Zusammenspiel erst ermöglichen. Neben der entsprechenden Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (Hardware) spielen Daten und ihre Verwendung eine wichtige Rolle. Es wird der Ansatz verfolgt, Energy Sharing so zu gestalten, dass es den gesellschaftlichen Bedürfnissen, den finanziellen Erwartungen und den individuellen Möglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Energiewende gerecht wird.
Die Pilot-Community für die praktische Umsetzung einer Energy Sharing Community in Deutschland befindet sich in Wunsiedel im östlichen Oberfranken. Um eine aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Energiewende zu realisieren, haben die Stadtwerke Wunsiedel GmbH (SWW) die Gründung einer Erzeugergemeinschaft namens “WUNergy” initiiert. Ziel dieser Initiative ist es, den Mitgliedern zu ermöglichen ihre selbsterzeugte Energie untereinander zu teilen und zu handeln. Im Rahmen des dena-Projekts wurde die „WUNergy“ zu einer Energy Sharing Community weiterentwickelt. Hierzu arbeiteten die SWW mit der SEtrade GmbH, der Es-geht! Energiesysteme GmbH sowie der Exnaton AG zusammen.
Die Ergebnisse des Pilotprojekts werden im Frühjahr 2025 in einem Praxisbericht veröffentlicht. Weitere Informationen zum Projekt können auf der Website des Future Energy Labs abgerufen werden:
Digitale Technologien in Energy Sharing Communities – ESCdigital
Weiterführende Informationen
Das wirtschaftliche und technische Potenzial von Energy Sharing ist in verschiedenen Projekten bereits aufgezeigt worden:
- IÖW: Energy Sharing - Eine Potenzialanalyse (PDF / 2 MB)
- dena: Energy Communities - Beschleuniger der dezentralen Energiewende (PDF / 5 MB)
- Energy Brainpool: Vor-Ort-Versorgung mit erneuerbaren Energien - Policy Paper (PDF / 1 MB)
Für die konkrete Ausgestaltung des Energy Sharings gibt es derzeit verschiedene Vorschläge und Konzepte in unterschiedlichem Detailierungsgrad:
- UBA: Kurzbericht Energy Sharing – Bestandsaufnahme und Strukturierung der deutschen Debatte unter Berücksichtigung des EU-Rechts (PDF / 1 MB)
- dena: Energy Sharing in Deutschland – Vom Konzept zur energiewirtschaftlichen Umsetzung (PDF / 1 MB)
- EWS Schönau: Flexibilisierung des Stromsystems – Beitrag von Energy Sharing für Netz-, System- und Marktdienlichkeit - neun Thesen zur Ausgestaltung (PDF / 2 MB)
- EWS Schönau: So kann Energy Sharing gelingen
- Open Districht Hub und Bundesverband Energiespeicher Systeme: Positionspapier zur wirtschaftlichen und machbaren Umsetzung von Energy Sharing in Deutschland
- IÖW: Energiegemeinschaften als Säule des klimaneutralen Energiesystems etablieren (PDF / 5 MB)
- bne: Energy Sharing System - Impulspapier (PDF / 253 KB)
- BEE: Eckpunkte eines Energy Sharing Modells - Positionspapier (PDF / 3 MB)
- BBH im Auftrag des BBEn: Entwurf eines Gesetzes zur Förderung des Energy Sharing (PDF / 90 KB)