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Nachhaltigkeit in Quartieren

Stand: Januar 2023
Foto, mehrere Gebäude eines nachhaltigen Quartiers, auf dem Dach eines Gebäudes befindet sich eine PV-Anlage.

Nachhaltiges Bauen steht heute für die Bau- und Immobilienwirtschaft wie auch für die kommunale Planung ganz oben auf der Agenda. Städte und urbane Räume emittieren über 70 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes (Quelle: eskp.de) und verbrauchen immense Mengen an Ressourcen, Wasser und Energie. Quartiere können einen erheblichen Beitrag bei der Reduzierung der Klimaerwärmung sowie für einen schonenden Umgang mit Ressourcen leisten.

Unter dem Begriff „Green Development“ verbirgt sich ein nachhaltiger und integrierter Planungsansatz, dessen Konzepte und Erfahrungen auch bei der Entwicklung nachhaltiger Quartiere zur Anwendung kommen. Das Konzept des grünen Wachstums beruht auf dem Axiom, dass Wirtschaftswachstum bei gleichzeitiger Reduzierung der nachteiligen ökologischen Auswirkungen möglich ist. Ein wesentlicher Bestandteil ist die gesamtheitliche Betrachtung der städtebaulichen Entwicklung, der Infrastrukturen, der öffentlichen Räume sowie der sozialen und nutzungsbezogenen Durchmischung.

Neben Themen wie der klimaneutralen Energieversorgung der Quartiere zählt auch die Entwicklung von nachhaltigen Quartieren zu den Schlüsselaufgaben der heutigen Stadtentwicklung. In Zeiten von Klimawandel, Ressourcenknappheit und sozialer Spaltung kommt den Planern, Entwicklern, kommunalen und institutionellen Bauherren eine besondere Verantwortung zu. Es geht um die Schaffung von zukunftsfähigen, lebenswerten Quartieren, in denen Menschen sich wohlfühlen können, ohne dass Klima und Umwelt unnötig beeinträchtigt werden.

Handlungsfelder auf dem Weg zum nachhaltigen Quartier

Das Ziel ist die Entwicklung von Quartieren, die möglichst wenig Treibhausgas-Emissionen verursachen – in Planung und Bau, genauso wie in der späteren Nutzung. Maßgebliche Handlungsfelder auf dem Weg dahin sind:

  • Klimaschutz,
  • nachhaltige Energieversorgung,
  • Flächenplanung,
  • Nutzungsmischung,
  • Verkehrskonzeption,
  • Durchlüftung und Luftqualität,
  • Resilienz sowie
  • Themen rund um Biodiversität.

Bei der Realisierung von zukunftsfähigen und nachhaltigen Quartieren werden das Stadt- und das Mikroklima sowie die Umweltrisiken und der damit verbundene Werterhalt eines Quartiers betrachtet und die Biodiversität gefördert. Und auch die Mobilität steht im Blickfeld: die Mobilitätsmanagement-Strategien für autofreie Quartiere werden immer notwendiger. Ein weiteres zentrales Thema dabei ist die Circular Economy und damit die Förderung eines Denkens und Handelns in Kreisläufen im Umgang mit den verwendeten Ressourcen und Flächen. Für eine größere Akzeptanz und Identifikation wird die frühzeitige Einbindung der späteren Nutzer im Sinne der Partizipation gestärkt.

Zirkuläres Bauen

Um Verknappung und Übernutzung von Ressourcen etwas entgegen zu setzen und die Treibhausgas-Emissionen durch den Bausektor zu verringern, müssen zirkulär geplant und gebaut sowie Gebäude als Rohstofflager genutzt werden.

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All diese Themenvielfalt stellt, entsprechend berücksichtigt, eine ganzheitliche Betrachtung im Sinn der Nachhaltigkeit sicher. Die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Maßnahmen müssen bei der Planung und Umsetzung von Quartieren berücksichtigt werden. So hat die Änderung eines städtebaulichen Parameters wie der baulichen Dichte unter Umständen weitreichende Folgen auf andere Bereiche wie die Effizienz von Energie- und Verkehrssystemen, die Auslastung der sozialen Infrastruktur, den Wasserhaushalt, das Stadtklima und das Wohlbefinden der Bewohner.

Nachhaltige Quartiere - Zusammenhänge und Wechselwirkungen

Wechselwirkungen in nachhaltigen Quartieren

Für ein integrales Planungskonzept bei Quartiersentwicklungen ist ein umfassender und frühzeitiger Planungs- und Beteiligungsprozess von herausragender Bedeutung. Nur durch frühzeitige Einbeziehung aller Beteiligten und Betroffenen, inklusive der Fachplaner, lassen sich alle Belange berücksichtigen und planerisch bündeln.

Ein Beispiel für diesen Ansatz ist die Ausrichtung von Gebäuden zueinander. Durch abgestimmte, integrierte Planung lassen sich der Flächen- und Materialverbrauch minimieren, die Nutzung erneuerbarer Energien und passiver Wärmegewinne (Sonneneinstrahlung) optimieren, Freiräume berücksichtigen und der Gesamtkomplex ansprechend, nutzerfreundlich und verkehrsminimierend gestalten.

Nachhaltigkeitszertifizierungen

Nachhaltigkeitszertifizierungen und damit verbundene Maßnahmen und Konzepte im Quartier helfen dabei, unter Berücksichtigung von Wechselwirkungen und Abhängigkeiten, Nachhaltigkeitsqualitäten zielgerichtet, systematisch und wirtschaftlich umzusetzen. Sie ermöglichen eine ganzheitliche Betrachtung aller relevanten Nachhaltigkeitsanforderungen und eine langfristige Qualitätssicherung auf Gebäude- und Quartiersebene. Dadurch werden von Anfang an klare Ziele definiert und somit Planungssicherheit erzielt.

Die weltweit etablierten Organisationen für nachhaltiges Bauen haben daher in den vergangenen Jahren zusätzlich zu den Gebäudeauszeichnungen Quartierszertifikate entwickelt. Die bedeutendsten Zertifikate sind das DGNB-Zertifikat Quartiere, das LEED-Zertifizierungsverfahren Neighborhood Development und die BREEAM-Zertifizierung Communities. Durch eine Zertifizierung entsteht ein positives Image des Quartiers und dessen Wertstabilität wird erhöht.

Zertifizierungssysteme für Nachhaltigkeit

Zertifizierungssysteme stellen ein belastbares Werkzeug dar, um nachhaltige Bauprojekte durch quantifizierbare Kriterienkataloge zu bewerten, zu fördern und um unterschiedliche Vorhaben miteinander zu vergleichen.

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Da die Entwicklung von nachhaltigen Quartieren sich über einen langen Zeitraum erstreckt, werden beispielsweise bei einer DGNB-Zertifizierung drei Phasen eines Quartiers betrachtet und können demnach separat zertifiziert werden.

  • Phase I: Entwurf
  • Phase II: min. 25 Prozent Infrastruktur
  • Phase III: min. 75 Prozent Hochbau sowie öffentliche Frei- und Verkehrsflächen

Die Bewertungsgrundlage basiert beim DGNB-Zertifikat wie auch bei den internationalen Zertifikaten LEED und BREEAM nicht nur auf ökologischen Aspekten, sondern auf einer ganzheitlichen Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes bzw. Stadtquartiers. Eine Zertifizierung der Nachhaltigkeit bringt auch viele ökonomische Vorteile mit sich. Von geringen Lebenszykluskosten profitieren bei einem Stadtquartier in erster Linie die Kommunen, da niedrigere Kosten für den Unterhalt von Straßen, Parks und öffentlichen Einrichtungen anfallen. Bei rechtzeitiger Prüfung während der Planungsphase lassen sich Nachhaltigkeitspotenziale frühzeitig erkennen und noch ohne großen Mehraufwand in die Projektentwicklung integrieren.

Vorteile nachhaltiger Quartiere

Vergleich der Nachhaltigkeitszertifizierungen

Systeme zur Zertifizierung von Stadteilen weltweit

Nachhaltigkeitskriterien für Quartiere

Sämtliche Aspekte der Nachhaltigkeit sollten schon frühzeitig im Planungsprozess berücksichtigt werden. Über den gesamten Lebenszyklus eines Quartiers hinweg werden Aspekte wie die ökonomische, ökologische, soziokulturelle, technische und prozessuale Qualität betrachtet und gleichgewichtet beurteilt.

Themenvielfalt Nachhaltigkeit in Quartieren
Anhand der Kriterien und Anforderungen in den Themenbereichen können Quartiere im Hinblick auf Nachhaltigkeit betrachtet und bewertet werden.

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